Guenzburger Zeitung

Herrlich bremst die Euphorie

FCA-Trainer richtet den Fokus auf das nächste Bundesliga­spiel beim VfL Wolfsburg – und warnt davor, den Gegner trotz dessen Doppelbela­stung zu unterschät­zen

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER Von überschwän­glichem Jubel angesichts des zweiten Tabellenpl­atzes in der Fußball-Bundesliga hält FCA-Trainer Heiko Herrlich nicht viel. Freude über den gelungenen Saisonauft­akt ja, emotionale Ausbrüche nein. Vier Tage nach dem 2:0

Augsburg nacharbeit­en ließe, hat er in der Partie gegen Dortmund schon festgestel­lt. Nämlich dann, wenn seine Mannschaft zu sehr unter Druck gerät. Stichpunkt Ballbesitz. „Grundsätzl­ich hätte ich auch gegen Dortmund den Ball gern länger in den eigenen Reihen gehalten. Wir haben es ja auch immer wieder geschafft, einige gute Angriffe vorzutrage­n.“Dennoch habe man immer wieder durch einen technische­n Fehler oder durch das sehr gute Gegenpress­ing der Dortmunder den Ball verloren. „In diesen Fällen haben bei uns die Passquote und die Präzision nicht gestimmt“, lautet Herrlichs Analyse.

Genau diese Punkte müssten gegen Wolfsburg verbessert werden, denn im hohen Norden erwartet der Augsburger Coach ebenfalls heftige Gegenwehr. Ungeachtet der Tatsache, dass das Team von Trainer Oliver Glasner derzeit durch die zusätzlich­en Euro-League-Einsätze unter Doppelbela­stung steht und in der Bundesliga erst zweimal Unentschie­den (0:0 gegen Leverkusen, 1:1 gegen Freiburg) gespielt hat. „Es ist Quatsch zu denken, dass Wolfsburg müde ist. Das ist eine Profimanns­chaft. Die Wolfsburge­r sind top vorbereite­t und können alle drei vier Tage ihr System hochfahren“, betont Herrlich. Aus seiner eigenen Erfahrung als Spieler von Borussia Dortmund wisse er, wie sehr man sich trotz Champions-League- oder Euro-League-Einsätzen immer wieder motivieren könne. Deshalb wäre es für seine Mannschaft nicht ratsam, auf Schwächen der Wolfsburge­r zu hoffen und einen Gang zurückzusc­hrauben.

Personell besteht auch kein Grund dazu, schließlic­h ist der Augsburger Kader so gut besetzt wie selten zuvor. Auch verletzte und angeschlag­ene Spieler, wie Marco Richter und Ruben Vargas, stehen vor der Rückkehr ins Team. So geht der Coach davon aus, dass er am Sonntag gegen Wolfsburg aus dem Vollen schöpfen kann. „Mir ist diese Situation lieber als keine Alternativ­en für die erste Elf zu haben oder den Zwanziger-Kader zu bestimmen. Wir arbeiten stetig daran, eine gute Konkurrenz­situation zu haben, sodass sich keiner ausruhen kann.“

Wichtig sei ihm zudem, dass jeder Spieler das Gefühl habe, zeitnah den Sprung in die Mannschaft schaffen zu können, wie es zuletzt am Beispiel von André Hahn gelang. Der wurde nicht nur im Pokal gegen Celle eingewechs­elt und machte ein Tor, er traf auch gegen Union Berlin und ersetzte gegen Dortmund tadellos den kurzfristi­g ausgefalle­nen Ruben Vargas. Auch Marco Richter war nach seiner Verletzung gegen Dortmund schon wieder im Kader. „Er ist durchaus eine Alternativ­e für uns“, sagt der Trainer.

Variations­möglichkei­ten auf den verschiede­nen Positionen schätzt Heiko Herrlich. Bisher haben sie auch wie erhofft durchschla­genden Erfolg gebracht. „Wichtig ist vor allem, dass alle Spieler, wenn sie reinkamen, direkt noch einmal eine Hilfe und eine Verstärkun­g waren. “

So will Herrlich auch gegen Wolfsburg verfahren, selbst wenn er den Gastgebern mit ihren starken Offensivkr­äften wie Daniel Ginczek und Wout Weghorst die Favoritenr­olle zuschiebt. „Wir wissen um unsere Stärken und unsere Chancen, auch wenn die bei diesem Auswärtssp­iel gegen einen internatio­nal spielenden Gegner vielleicht geringer sind als gegen andere Vereine. Aber wir versuchen natürlich, das Maximale mitzunehme­n und uns bestmöglic­h vorzuberei­ten.“ (Der künftige Bayern-Chef Oliver Kahn im „Sportstudi­o“-Podcast des ZDF über seinen Charakter. Auf dem Fußballfel­d trat der ehemalige Nationalto­rhüter tatsächlic­h oftmals als Wüterich in Erscheinun­g.)

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Foto: Ulrich Wagner „Der Nachteil an unserem Job ist, dass man sich nach Erfolgen nicht lange freuen kann oder will, weil gleich das nächste Spiel ansteht“, sagt Heiko Herrlich, aktuell Trainer des Tabellen-Zweiten FC Augsburg.
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Oliver Kahn

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