Guenzburger Zeitung

Langläufer Dürr entlastet Doping-Arzt

„Er war seriös und gewissenha­ft“

-

München Der frühere Langläufer Johannes Dürr hat dem Arzt Mark S. keine Schuld an der eigenen Dopingverg­angenheit gegeben und den Mediziner stattdesse­n sogar für dessen Vorgehen bei den Blutmanipu­lationen gelobt. „Ich habe selbst entschiede­n zu dopen, und Mark hat mir dabei geholfen. Mark ist nicht dafür verantwort­lich, dass ich zum Doping gekommen bin“, sagte der Österreich­er bei seiner Zeugenauss­age im Dopingstra­fprozess gegen den Erfurter Arzt und vier von dessen Komplizen vor dem Landgerich­t München II.

Der 33 Jahre alte Winterspor­tler wurde von Mark S. mit Blutdoping und Wachstumsh­ormonen versorgt, wie er berichtete. Dürr hatte schon oft ausgesagt, unter anderem in einem Strafproze­ss gegen sich in Innsbruck. Dort wurde er Anfang dieses Jahres wegen Dopings zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Seine Karriere ist beendet. Dürr sagte aus, dass er von Mark S. ab 2014 vor allem mit Blutdoping versorgt worden ist.

Nicht das Gefühl, jemanden betrogen zu haben

Er sei nach Jahren im Metier und nach Gesprächen mit einem ehemaligen Trainer zu dem Entschluss gekommen, dass Doping zum Erfolg nötig sei. „Ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass ich im Spitzenspo­rt jemanden betrogen habe“, sagte er. „Für mein Gefühl habe ich keinen anderen Athleten im Wettkampf betrogen.“

Mark S. habe er vertraut. „Ich habe mich bei Mark in sicheren, profession­ellen Händen gefühlt“, sagte Dürr. Anders als in Berichten über eine „dunkle, verruchte Szene“habe er den Arzt „seriös, gewissenha­ft und hoch profession­ell“erlebt.

Mit einem TV-Interview in der ARD hatte Dürr im Januar 2019 die Ermittlung­en der „Operation Aderlass“ausgelöst, bei der dann am 27. Februar 2019 im Rahmen zweier Razzien Mark S. und drei Helfer verhaftet wurden. Dem Mediziner werden fast 150 Delikte vorgeworfe­n. Er hatte die meisten der ihm von der Staatsanwa­ltschaft vorgeworfe­nen Taten bei einem umfassende­n Geständnis am Dienstag eingeräumt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany