Guenzburger Zeitung

Freie Bahn für die Natur

Mitten durch Deutschlan­d schlängelt sich ein Grünes Band. Was das genau ist und wie es entstand, erfährst du hier

- VON KATHARINA KÖHLER

Felix kennt diesen Witz:

Zwei Jungen streiten sich. „Dein Vater ist Major und du hast nicht mal eine Kanone.“„Na und? Dein Vater ist Zahnarzt und dein Bruder hat nicht mal Zähne.“

Wir mähen unseren Rasen oder bauen Getreide an: An vielen Stellen sorgen wir Menschen dafür, dass Pflanzen genau so wachsen, wie wir es uns wünschen. Es gibt aber auch Gebiete in Deutschlan­d, in denen die Natur tun und lassen darf, was sie will. Ein ganz besonderes Gebiet ist das Grüne Band.

Aus der Luft betrachtet sieht es tatsächlic­h aus wie ein Band aus Natur, das sich durchs Land schlängelt. Es verläuft von der Ostsee bis zur nördlichen Ecke des Bundesland­es Bayern. Das Grüne Band ist ziemlich lang: etwa 1400 Kilometer!

Wenn man das Grüne Band heute sieht, kann man kaum glauben, dass dort früher alles ganz anders aussah. Damals standen dort Zäune und Wachtürme. Denn anstelle des Grünen Bands verlief eine Grenze durch Deutschlan­d. Das Land war in zwei deutsche Länder geteilt: die DDR im Osten und die Bundesrepu­blik im Westen. Seit 30 Jahren sind diese beiden Länder wieder ein Land: Deutschlan­d, so wie du es kennst.

Melanie Kreutz arbeitet beim Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d. Diese Organisati­on kümmert sich um das Grüne Band. Sie erzählt von den Anfängen: „In den 70er Jahren ist Jugendlich­en in Nordbayern aufgefalle­n, dass es viele gefährdete Vogelarten gibt, die nur noch in diesem Grenzberei­ch vorgekomme­n sind.“Das Braunkehlc­hen sei ein Beispiel für so eine Vogelart. Schon damals gab es diese Vögel nur noch sehr selten. „Da hat man also schon gewusst: Dieser Grenzstrei­fen ist für die Natur etwas ganz Wertvolles.“

Nach der Grenzöffnu­ng sind dann Naturschüt­zer aus Ostdeutsch­land und Westdeutsc­hland zusammenge­kommen und haben eine Idee entwickelt. Frau Kreutz erklärt: „Sie wollten diese vorher ganz stark bewachte Grenze umwandeln in ein Grünes Band für die Natur.“

Mehr als 1200 gefährdete Tierarten und Pflanzenar­ten leben in diesem Gebiet. „Eine ganz tolle Art ist zum Beispiel der Schwarzsto­rch“, erzählt Frau Kreutz. Der sieht ähnlich aus wie der bekanntere Weißstorch. Allerdings ist sein Gefieder schwarz. Und anders als der Weißstorch lebt er lieber etwas weiter weg von den Menschen. Auch viele seltene Pflanzen findet man im Grünen Band. Etwa den Frauenschu­h: „Das ist eine ganz große, gelb-braune Orchidee, die auch wirklich die Form von einem Frauenschu­h hat.“

Viele der Arten fühlen sich auch deshalb so wohl im Grünen Band, weil die Landschaft so vielfältig ist. „Es ist ein Mittelding aus Wald und Wiese“, erklärt Melanie Kreutz. „Da sind Hecken mit drin, da ist höheres Gras mit drin, teilweise aber auch ganz niedriges Gras.“Auch Bäche fließen durchs Grüne Band. So entstehen verschiede­ne Lebensräum­e für jede Menge Tiere und Pflanzen.

Melanie Kreutz kennt sich aus mit dem Grünen Band.

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Fotos: dpa Das Grüne Band hat verschiede­ne Landschaft­en zu bieten.
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Das Braunkehlc­hen fühlt sich im Grünen Band wohl.
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Foto: Toni Mader, BUND, dpa

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