Guenzburger Zeitung

Damit Corona das Blut nicht verklumpt

Immer stärker rücken Gerinnungs­hemmer in den Fokus der Wissenscha­ft. Sind sie der Schlüssel für eine erfolgreic­he Behandlung der neuartigen Lungenkran­kheit?

- VON MARKUS BÄR

Bonn Dieser Frage gehen derzeit Wissenscha­ftler auf der ganzen Welt nach: Sind gerinnungs­hemmende Mittel wie Heparin ein Schlüssel zur Behandlung der vom Coronaviru­s ausgelöste­n neuartigen Lungenkran­kheit Covid-19? Einer von ihnen ist Professor Bernd Pötzsch von der Universitä­tsklinik in Bonn. „Wir wissen inzwischen, dass Covid mit einem hohen Risiko an arterielle­n und auch venösen Thrombosen einhergeht“, sagt der Mediziner im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei können kleinste Gefäße – Kapillaren – im ganzen Körper verstopfen. Deshalb gibt man Patienten auf Intensivst­ationen schon heute standardmä­ßig Gerinnungs­hemmer wie Heparin. „Das Problem ist bislang, dass dadurch aber die Thromboser­ate nicht so fällt, wie wir uns das wünschen.“

Nun gibt es Ideen, ähnliche Mittel zum Einsatz zu bringen, die bereits zugelassen sind – etwa solche zur Behandlung einer Leberkrank­heit, bei der kleine Lebervenen verstopfen. „Es wären Studien nötig, um herauszufi­nden, ob solche Mittel auch bei Covid-19 wirken“, erklärt Pötzsch. Ein anderer Ansatz wäre es, Infizierte­n sogenannte direktoral­e Antikoagul­antien, also Gerinnungs­hemmer als Tablette, zu geben – selbst wenn sie nur eine leichte Symptomati­k aufweisen. Doch auch das müsse genau erforscht werden.

Denn: Einfach so Gerinnungs­hemmer zu verabreich­en kann gefährlich werden. „Man kann übers Ziel hinausschi­eßen – und dann kommt es zu Blutungen, weil die

Gerinnungs­hemmung nicht mehr richtig ausbalanci­ert ist“, sagt Bernd Pötzsch. Dennoch ist er sich sicher, dass Gerinnungs­hemmer eine noch wichtigere Bedeutung bei der Covid-Therapie spielen können.

Hoffnungss­chimmer sind derzeit auch künstliche Antikörper gegen das Virus, die beispielsw­eise der US-Konzern Lilly herstellt und demnächst auf den Markt bringen will. Diese würden dann als passive Impfung verabreich­t werden. Doch hier dämpft Professor Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensivun­d Notfallmed­izin, die Hoffnungen. Diese Mittel seien nicht für alle Covid-Stadien geeignet, extrem teuer und ihre Wirkung müsse erst noch genauer nachgewies­en werden, sagt er.

 ?? Foto: NIAID-RML, AP, dpa ?? Coronavire­n im Elektronen­mikroskop: Covid-19 kann im ganzen Körper Mikrothrom­bosen auslösen. Mit zum Teil lebensgefä­hrlichen Auswirkung­en. Doch wie kann man diese in den Griff bekommen?
Foto: NIAID-RML, AP, dpa Coronavire­n im Elektronen­mikroskop: Covid-19 kann im ganzen Körper Mikrothrom­bosen auslösen. Mit zum Teil lebensgefä­hrlichen Auswirkung­en. Doch wie kann man diese in den Griff bekommen?

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