Damit Corona das Blut nicht verklumpt
Immer stärker rücken Gerinnungshemmer in den Fokus der Wissenschaft. Sind sie der Schlüssel für eine erfolgreiche Behandlung der neuartigen Lungenkrankheit?
Bonn Dieser Frage gehen derzeit Wissenschaftler auf der ganzen Welt nach: Sind gerinnungshemmende Mittel wie Heparin ein Schlüssel zur Behandlung der vom Coronavirus ausgelösten neuartigen Lungenkrankheit Covid-19? Einer von ihnen ist Professor Bernd Pötzsch von der Universitätsklinik in Bonn. „Wir wissen inzwischen, dass Covid mit einem hohen Risiko an arteriellen und auch venösen Thrombosen einhergeht“, sagt der Mediziner im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei können kleinste Gefäße – Kapillaren – im ganzen Körper verstopfen. Deshalb gibt man Patienten auf Intensivstationen schon heute standardmäßig Gerinnungshemmer wie Heparin. „Das Problem ist bislang, dass dadurch aber die Thromboserate nicht so fällt, wie wir uns das wünschen.“
Nun gibt es Ideen, ähnliche Mittel zum Einsatz zu bringen, die bereits zugelassen sind – etwa solche zur Behandlung einer Leberkrankheit, bei der kleine Lebervenen verstopfen. „Es wären Studien nötig, um herauszufinden, ob solche Mittel auch bei Covid-19 wirken“, erklärt Pötzsch. Ein anderer Ansatz wäre es, Infizierten sogenannte direktorale Antikoagulantien, also Gerinnungshemmer als Tablette, zu geben – selbst wenn sie nur eine leichte Symptomatik aufweisen. Doch auch das müsse genau erforscht werden.
Denn: Einfach so Gerinnungshemmer zu verabreichen kann gefährlich werden. „Man kann übers Ziel hinausschießen – und dann kommt es zu Blutungen, weil die
Gerinnungshemmung nicht mehr richtig ausbalanciert ist“, sagt Bernd Pötzsch. Dennoch ist er sich sicher, dass Gerinnungshemmer eine noch wichtigere Bedeutung bei der Covid-Therapie spielen können.
Hoffnungsschimmer sind derzeit auch künstliche Antikörper gegen das Virus, die beispielsweise der US-Konzern Lilly herstellt und demnächst auf den Markt bringen will. Diese würden dann als passive Impfung verabreicht werden. Doch hier dämpft Professor Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivund Notfallmedizin, die Hoffnungen. Diese Mittel seien nicht für alle Covid-Stadien geeignet, extrem teuer und ihre Wirkung müsse erst noch genauer nachgewiesen werden, sagt er.