Greif schließt Standort Gundremmingen
Das Augsburger Unternehmen kümmert sich unter anderem um Wäsche für Hotellerie und Gastronomie. Corona bedeutet hier einen starken Umsatzeinbruch. Für die Mitarbeiter soll es aber eine Perspektive geben
Gundremmingen Dass in einer Firma ein Betriebsrat neu gegründet wird, erlebt die Gewerkschaft selten. Bei Greif Textilservice aus Augsburg aber war es am Gundremminger Standort im vergangenen Jahr so – was die IG Metall sehr lobte. Als letztes verbliebenes Mitgliedsunternehmen im Kernmarkt der Textilservices für Hotellerie und Gastronomie verließ das Unternehmen zum Jahresende dann den Arbeitgeberverband Intex, was für die Niederlassung Gundremmingen aber keine Folgen gehabt habe, da er nicht darin vertreten gewesen sei. Doch allzu lange wird es den Standort ohnehin nicht mehr geben: Die Firma hat angekündigt, ihn zum 30. Juni 2021 zu schließen.
Als Grund gibt das Familienunternehmen die wirtschaftliche Lage des Standorts und die aktuelle Corona-Pandemie an, durch die Hotellerie und Gastronomie zu kämpfen haben, was auch bei Greif für einen starken Umsatzeinbruch sorgt. Im Vergleich zum April 2019 gab es im April dieses Jahres 96 Prozent weniger Umsatz. Es war das erste große Unternehmen in Augsburg, das im März Kurzarbeit angemeldet hatte. Den knapp 40 betroffenen Beschäftigten in Gundremmingen soll aber weiterhin eine berufliche Zukunft innerhalb der Unternehmens-Gruppe ermöglicht werden. Bis zum Ende des Jahres wollen Arbeitgeber, Betriebsrat und IG Metall ein Konzept dafür vorlegen.
„Die aktuelle Corona-Pandemie lässt uns leider keine andere Wahl, als diesen Standort zu schließen und die Kapazitäten zu bündeln. Um aber die großartige Arbeit der Mitarbeiter des Standorts Gundremmingen wertzuschätzen, bemühen wir uns, ihnen eine Zukunft am nächstgelegenen Standort Augsburg anzubieten“, erklärt Markus Greif, Geschäftsführer der Greif-Gruppe, in der Mitteilung. Martin Greif, ebenfalls Geschäftsführer, ergänzt: „Trotz der Herausforderung, dass sich aktuell alle Betriebe der GreifGruppe noch in Kurzarbeit befinden, möchten wir unseren Kolleginnen und Kollegen eine Perspektive in dieser für uns alle schwierigen Zeit bieten.“
Den Geschäftsführer der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg, Günter Frey, freut das: „Der Betriebsrat und die IG Metall begrüßen die ernsthaften Bemühungen, den Kolleginnen und Kollegen in Augsburg eine Zukunft zu ermöglichen“. Auch die Vorsitzende des Betriebsrats, Christa Geiger, äußert sich zuversichtlich und sagt: „Die Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber ist schon seit Gründung unseres Betriebsratsgremiums transparent und konstruktiv. Dass sich der Arbeitgeber um eine Beschäftigung am Standort Augsburg bemüht, begrüßen wir ausdrücklich.“
Noch Anfang vergangenen Jahres waren in Gundremmingen 55 Mitarbeiter beschäftigt. Dass nun von gut 40 die Rede ist, erklärt Marketingleiter Mario Neipp auf Anfrage unserer Zeitung damit, dass durch eine natürliche Fluktuation und ausgelaufene Verträge die Zahl der Beschäftigten am Standort schon habe reduziert werden können. 2016 sei er übernommen worden, doch seither nie wirtschaftlich gewesen und seit dem Lockdown auch nicht mehr geöffnet worden – die Mitarbeiter seien seither in Kurzarbeit. Weil der Mietvertrag Ende Juni nächsten Jahres auslaufe, habe man sich dazu entschieden, hier nicht weiterzumachen, zumal die räumlichen Gegebenheiten einen modernen Betrieb nicht ermöglichten, ein Umbau nicht möglich sei und auf die Schnelle auch keine Alternative gefunden worden sei. Weitere Standortaufgaben seien derzeit aber kein Thema.
Die Greif-Geschäftsführung wollte am Mittwochnachmittag nach Gundremmingen kommen, um die Belegschaft persönlich über die Entscheidung zu informieren. Wie Neipp anschließend sagte, habe es keine direkten Rückmeldungen der Belegschaft gegeben. Natürlich sei es für sie keine einfache Situation, aber die Beschäftigten hätten die Gründe nachvollziehen können und die Betriebsratsvorsitzende habe sich für die aufgezeigte Perspektive für die Kollegen bedankt.
Aufgrund des Lockdowns habe man schnell handeln und die Kapazitäten bündeln müssen. Daher sei man gezwungen, einzelne Betriebe komplett herunterzufahren, betont Helmut Börner, Geschäftsführer und Leiter Vertrieb der GreifGruppe in Bayern. Die Kunden der Region erhalten ihre Lieferungen seither aus Augsburg. „Die Entscheidung der Betriebsschließung hat für die Kunden also keine Auswirkungen.“Insgesamt ist sich die Geschäftsführung sicher, dass die Krise durch diese Maßnahme besser überstanden werden kann.
Bürgermeister Tobias Bühler sagt, er sei von der Geschäftsführung über die Entscheidung informiert worden, und er hat auch keine
Hoffnung, dass sie es sich überlegen könnte, wenn man ihr eine andere Fläche anbiete. Dafür sei der Arbeitsrückgang zu groß und eine Erholung nicht in Sicht. Es gebe zwar Interessenten, die in Gundremmingen Gewerbeflächen suchten, aber dieses Gebäude sei nun einmal für eine Wäscherei ausgelegt und ohnehin nicht im Eigentum der Gemeinde. Er sei aber sehr froh, dass das Unternehmen den Mitarbeitern eine Perspektive gebe. (mit zg und möh) Das Unternehmen Die Greif-Gruppe bearbeitete im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mit den Marken Greif Textile Mietsysteme, „diemietwaesche.de“und „Die Gesundheits-Wäsche deutschlandweit mit insgesamt 1350 Mitarbeitern an neun Standorten circa 370 Tonnen Wäsche pro Tag. Die Greif Textilservice GmbH & Co. KG (ehemals Kriener GmbH) ist seit 2016 Teil der familiengeführten Greif-Gruppe in Gundremmingen.