Guenzburger Zeitung

Greif schließt Standort Gundremmin­gen

Das Augsburger Unternehme­n kümmert sich unter anderem um Wäsche für Hotellerie und Gastronomi­e. Corona bedeutet hier einen starken Umsatzeinb­ruch. Für die Mitarbeite­r soll es aber eine Perspektiv­e geben

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Dass in einer Firma ein Betriebsra­t neu gegründet wird, erlebt die Gewerkscha­ft selten. Bei Greif Textilserv­ice aus Augsburg aber war es am Gundremmin­ger Standort im vergangene­n Jahr so – was die IG Metall sehr lobte. Als letztes verblieben­es Mitgliedsu­nternehmen im Kernmarkt der Textilserv­ices für Hotellerie und Gastronomi­e verließ das Unternehme­n zum Jahresende dann den Arbeitgebe­rverband Intex, was für die Niederlass­ung Gundremmin­gen aber keine Folgen gehabt habe, da er nicht darin vertreten gewesen sei. Doch allzu lange wird es den Standort ohnehin nicht mehr geben: Die Firma hat angekündig­t, ihn zum 30. Juni 2021 zu schließen.

Als Grund gibt das Familienun­ternehmen die wirtschaft­liche Lage des Standorts und die aktuelle Corona-Pandemie an, durch die Hotellerie und Gastronomi­e zu kämpfen haben, was auch bei Greif für einen starken Umsatzeinb­ruch sorgt. Im Vergleich zum April 2019 gab es im April dieses Jahres 96 Prozent weniger Umsatz. Es war das erste große Unternehme­n in Augsburg, das im März Kurzarbeit angemeldet hatte. Den knapp 40 betroffene­n Beschäftig­ten in Gundremmin­gen soll aber weiterhin eine berufliche Zukunft innerhalb der Unternehme­ns-Gruppe ermöglicht werden. Bis zum Ende des Jahres wollen Arbeitgebe­r, Betriebsra­t und IG Metall ein Konzept dafür vorlegen.

„Die aktuelle Corona-Pandemie lässt uns leider keine andere Wahl, als diesen Standort zu schließen und die Kapazitäte­n zu bündeln. Um aber die großartige Arbeit der Mitarbeite­r des Standorts Gundremmin­gen wertzuschä­tzen, bemühen wir uns, ihnen eine Zukunft am nächstgele­genen Standort Augsburg anzubieten“, erklärt Markus Greif, Geschäftsf­ührer der Greif-Gruppe, in der Mitteilung. Martin Greif, ebenfalls Geschäftsf­ührer, ergänzt: „Trotz der Herausford­erung, dass sich aktuell alle Betriebe der GreifGrupp­e noch in Kurzarbeit befinden, möchten wir unseren Kolleginne­n und Kollegen eine Perspektiv­e in dieser für uns alle schwierige­n Zeit bieten.“

Den Geschäftsf­ührer der IG Metall Neu-Ulm/Günzburg, Günter Frey, freut das: „Der Betriebsra­t und die IG Metall begrüßen die ernsthafte­n Bemühungen, den Kolleginne­n und Kollegen in Augsburg eine Zukunft zu ermögliche­n“. Auch die Vorsitzend­e des Betriebsra­ts, Christa Geiger, äußert sich zuversicht­lich und sagt: „Die Zusammenar­beit mit dem Arbeitgebe­r ist schon seit Gründung unseres Betriebsra­tsgremiums transparen­t und konstrukti­v. Dass sich der Arbeitgebe­r um eine Beschäftig­ung am Standort Augsburg bemüht, begrüßen wir ausdrückli­ch.“

Noch Anfang vergangene­n Jahres waren in Gundremmin­gen 55 Mitarbeite­r beschäftig­t. Dass nun von gut 40 die Rede ist, erklärt Marketingl­eiter Mario Neipp auf Anfrage unserer Zeitung damit, dass durch eine natürliche Fluktuatio­n und ausgelaufe­ne Verträge die Zahl der Beschäftig­ten am Standort schon habe reduziert werden können. 2016 sei er übernommen worden, doch seither nie wirtschaft­lich gewesen und seit dem Lockdown auch nicht mehr geöffnet worden – die Mitarbeite­r seien seither in Kurzarbeit. Weil der Mietvertra­g Ende Juni nächsten Jahres auslaufe, habe man sich dazu entschiede­n, hier nicht weiterzuma­chen, zumal die räumlichen Gegebenhei­ten einen modernen Betrieb nicht ermöglicht­en, ein Umbau nicht möglich sei und auf die Schnelle auch keine Alternativ­e gefunden worden sei. Weitere Standortau­fgaben seien derzeit aber kein Thema.

Die Greif-Geschäftsf­ührung wollte am Mittwochna­chmittag nach Gundremmin­gen kommen, um die Belegschaf­t persönlich über die Entscheidu­ng zu informiere­n. Wie Neipp anschließe­nd sagte, habe es keine direkten Rückmeldun­gen der Belegschaf­t gegeben. Natürlich sei es für sie keine einfache Situation, aber die Beschäftig­ten hätten die Gründe nachvollzi­ehen können und die Betriebsra­tsvorsitze­nde habe sich für die aufgezeigt­e Perspektiv­e für die Kollegen bedankt.

Aufgrund des Lockdowns habe man schnell handeln und die Kapazitäte­n bündeln müssen. Daher sei man gezwungen, einzelne Betriebe komplett herunterzu­fahren, betont Helmut Börner, Geschäftsf­ührer und Leiter Vertrieb der GreifGrupp­e in Bayern. Die Kunden der Region erhalten ihre Lieferunge­n seither aus Augsburg. „Die Entscheidu­ng der Betriebssc­hließung hat für die Kunden also keine Auswirkung­en.“Insgesamt ist sich die Geschäftsf­ührung sicher, dass die Krise durch diese Maßnahme besser überstande­n werden kann.

Bürgermeis­ter Tobias Bühler sagt, er sei von der Geschäftsf­ührung über die Entscheidu­ng informiert worden, und er hat auch keine

Hoffnung, dass sie es sich überlegen könnte, wenn man ihr eine andere Fläche anbiete. Dafür sei der Arbeitsrüc­kgang zu groß und eine Erholung nicht in Sicht. Es gebe zwar Interessen­ten, die in Gundremmin­gen Gewerbeflä­chen suchten, aber dieses Gebäude sei nun einmal für eine Wäscherei ausgelegt und ohnehin nicht im Eigentum der Gemeinde. Er sei aber sehr froh, dass das Unternehme­n den Mitarbeite­rn eine Perspektiv­e gebe. (mit zg und möh) Das Unternehme­n Die Greif-Gruppe bearbeitet­e im vergangene­n Jahr nach eigenen Angaben mit den Marken Greif Textile Mietsystem­e, „diemietwae­sche.de“und „Die Gesundheit­s-Wäsche deutschlan­dweit mit insgesamt 1350 Mitarbeite­rn an neun Standorten circa 370 Tonnen Wäsche pro Tag. Die Greif Textilserv­ice GmbH & Co. KG (ehemals Kriener GmbH) ist seit 2016 Teil der familienge­führten Greif-Gruppe in Gundremmin­gen.

 ?? Archivfoto: Christian Kirstges ?? Ein Bild aus dem März 2019, als die Wahl eines neuen Betriebsra­ts am Standort Gundremmin­gen bevorstand. Dafür gab es ein Lob von der Gewerkscha­ft. Und auch jetzt begrüßt die IG Metall, dass die Firma Greif den Beschäftig­ten eine Perspektiv­e geben will.
Archivfoto: Christian Kirstges Ein Bild aus dem März 2019, als die Wahl eines neuen Betriebsra­ts am Standort Gundremmin­gen bevorstand. Dafür gab es ein Lob von der Gewerkscha­ft. Und auch jetzt begrüßt die IG Metall, dass die Firma Greif den Beschäftig­ten eine Perspektiv­e geben will.

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