Ist Manuel Baum der Richtige für Schalke?
Der Ex-Trainer des FCA steht beim Tabellenletzten vor einer schwierigen Aufgabe
Augsburg Mit kurzfristigen Dienstantritten in der Bundesliga kennt sich Manuel Baum aus. Quasi über Nacht war der damalige Cheftrainer Nachwuchs am 14. Dezember 2016 beim FC Augsburg von Manager Stefan Reuter zum Nachfolger von Dirk Schuster ernannt worden. Sechs Tage später holte Baum bei seinem Debüt als Bundesliga-Trainer mit dem FCA bei Borussia Dortmund ein 1:1.
Bei seinem neuen Arbeitgeber Schalke 04 hat er sogar nur vier Tage Zeit, um das Team auf das Auswärtsspiel am Samstag (18.30 Uhr) bei RB Leipzig vorzubereiten. Ein Unentschieden käme da schon einem Ritterschlag gleich. Die Aufgabe erscheint ungleich schwieriger. Der FCA war damals Zwölfter, eigentlich relativ gefestigt, nur den ultradefensiven Spielstil von Schuster wollten die Verantwortlichen beim FCA nicht mehr sehen.
Auf Schalke trifft Baum auf verunsicherte Profis, die saisonübergreifend 18 Spiele unter seinem Vorgänger David Wagner nicht gewonnen haben. Der Blitzstart macht Baum aber nichts aus: „Ich habe bei meiner ersten Trainerstation in der Bundesliga eine Situation gehabt, wo ich von einem Tag auf den anderen eine Mannschaft übernommen habe. Ich weiß relativ gut und schnell, was man für Sachen muss, um wirken zu können.“Ob ihm das auf Schalke gelingt? Baum ist keiner der schillernden Figuren seiner Zunft. Auf Schalke denken viele trotz 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten immer noch groß, wenigstens aufregend. Sein Vorgänger David Wagner bekam dieses Attribut, weil er aus der Premier League (Huddersfield) kam und vor allem, weil er dort wie sein Freund Jürgen Klopp Fußball spielen ließ.
Manuel Baum steht hingegen für das spröde Mittelmaß. Mit offenen Armen wurde er nicht empfangen. Weder von den Medien noch von den eigenen Fans. Das weiß er selbst. „Der eine oder andere mag sich fragen: Es ist eine große Aufgabe, ob der Baum nicht zu klein dafür ist?“, ging er bei seiner Vorstellung selbst in die Offensive. Die Antwort gab er ebenfalls selbst: „Lasst mich mal machen, ich weiß, was ich tue.“
Das tut er. Was Baum auszeichnet: Er hat keine eigene Spielphilosophie, die er auf Teufel komm raus verwirklichen will. Er schaut sich die Stärken seine Spieler an und richtet danach seine Taktik aus. Das kann ihm helfen. Denn die Schalker Profis sind alles gute Individualisten. Sie brauchen nur die richtige Vorgaben. Die werden auf Schalke ähnlich wie beim FCA sein: Pressing und Konter.
Baum bereitet seinen Fußball als ehemaliger Realschullehrer auf wie Unterrichtsfächer. Zerlegt ihn theoretisch und im Training in seine Einzelteile, um diese wieder zusammenzufügen. Das könnte die richtige Herangehensweise sein für eine Mannschaft, die nach Orientierung und Halt sucht.
Beim FCA ging das auch relativ lange gut. Baum führte das Team auf Platz 13, dann auf Platz 12. Mittelmaß, aber darüber wäre man auf Schalke jetzt erst einmal froh. Doch in der Saison 18/19 geriet Baum mit dem FCA in Abstiegsgefahr.
Der Abwärtstrend begann, als seine Detailverliebtheit den Spielern zu viel wurde und er mangels Erfolgen den Halt im Team verlor. Auch weil er selbst nie in der Bundesliga spielte. Jetzt waren andere Dinge gefragt als gute Erklärungen am Taktikbrett. Darum gab ihm Stefan Reuter noch Ex-Profi Jens Lehmann zur Seite. Auf Schalke hat er diesen Praktiker mit Naldo schon von Beginn an an seiner Seite.
Beim FCA kam der Rettungsversuch zu spät. Er wurde am 9. April 2019 nach knapp zweieinhalb Jahren entlassen. In solchen Zeiträumen denkt man bei Schalke aber gar nicht. Baum hat einen Zwei-JahresVertrag unterschrieben, doch so lange war zuletzt keiner seiner 13 Vorgänger seit 2008 im Amt. » Mehr Informationen zum Amateurfußball unter fupa.net/schwaben