Mit einem Lächeln an die Spitze?
Viel scheint möglich für die Günzburger Handballerinnen. Die Motivation passt auch. Aber die neue Bayernliga-Saison wird ziemlich speziell – nicht nur aufgrund der Pandemie
Günzburg Jetzt geht’s los. Nach einer höchst eigentümlichen, monatelangen Trainingsphase unter Pandemie-Bedingungen starten die Günzburger Handballerinnen erneut ins Abenteuer Bayernliga. Vieles ist anders als zuvor, für das VfL-Team beginnt in mehrfacher Hinsicht eine Reise in die Ungewissheit. Geblieben sind die Vorfreude aufs Spielen und die Motivation, immer gewinnen zu wollen. Ob’s gleich zum Auftakt klappt? Ihre Saisonpremiere feiern die Mädels in den weinroten Trikots an diesem Samstag ab 17 Uhr. Zu Gast in der Rebayhalle ist die HSG Freising/Neufahrn.
Gesichert sind die Erkenntnisse der vergangenen Saison. Die VfLSpielerinnen begeisterten. Als Aufsteiger spielten sie sich in die Herzen des verwöhnten Günzburger Publikums. Schnell war der Klassenerhalt gesichert, am Ende der unvollendeten Saison stand der phänomenale vierte Platz in der bayerischen Eliteliga. Geht da vielleicht noch mehr? Der neue Abteilungsleiter Torsten Zofka brachte die Frauen bei seinem Amtsantritt verbal schon mal mit der Dritten Liga in Verbindung – fügte allerdings das nicht ganz unwichtige Wort „irgendwann“ein.
Aber warum nicht gleich? Kein Team weiß, wo es steht und wie es die besonderen Herausforderungen der näheren Zukunft meistert. Die Günzburgerinnen wissen, dass sie wegen der Zuschauerbeschränkungen nicht mit einer „Roten Wand“in der Rebayhalle rechnen dürfen. Es wird sich eine neue Fankultur der lautstarken, knallroten Punkte auf der Tribüne entwickeln müssen, der den Funken aufs Team überspringen lässt.
Im Wettbewerb entwickeln muss sich auch das Zusammenspiel. Mit Sonja Christel, Patricia Kubasta und Elena Hoffmann verabschiedeten sich wichtige Spielerinnen. Mit Hanna Fischer, einer talentierten Rückraumspielerin aus Wertingen, der Rückkehrerin Daniela Stoll und Pia Konrad aus der eigenen, aufgelösten A-Jugend konnte der Kader aufgefüllt werden. Selbstverständlich war das nicht, da leistungsorientierter Frauenhandball in Schwaben die Ausnahme ist.
Auch auf der Kommandobrücke gab es einen Wechsel. Jürgen Kees, einer der besten VfL-Trainer der vergangenen 20 Jahre, sagte berufsbedingt und gewohnt bescheiden „Servus“. Für ihn kam mit Frank Stadler ein sehr erfahrener Coach aus Wertingen an die Günz. Zusammen mit Peter Kees bildet er nun das Trainergespann.
Die Bayernliga wurde in zwei Gruppen geteilt. „Eine gute Entscheidung“, sagt Trainer Peter Kees. „Eine 17er-Liga bei allgemein dünnen Damen-Kadern wäre unvernünftig gewesen.“Nach den Spielen in der Süd- und NordGruppe geht es in Play-Offs und Play-Downs um Meisterschaft und Klassenerhalt. Die VfL-Mannschaft um Martina Jahn leitet daraus ihr Saisonziel ab: Sie möchte Vierter im Süden werden. Damit wäre der VfL in der Aufstiegsrunde.
Das Team startet laut Stadler kerngesund, quarantäne-frei und voller Handball-Tatendrang. Nur die Knieverletzung von Leistungsträgerin Lena Götz zieht sich noch etwas. Doch die große Kämpferin Hannah Sperandio verspricht: „Wir geben alles.“Die Stimmung also ist gespannt-zuversichtlich. Sie könnte geradezu gelöst sein, wäre da nicht, wie der Vereins-Coronabeauftragte Stephan Hofmeister in seinem unnachahmlichen Wortreichtum missmutig formuliert, „dieses kleine Virus mit dem schrägen Namen Covid-19. Hieße es wenigstens Depp, wüsste man gleich Bescheid.“Weil es aber nicht wegzureden ist und weil viele kleine Anzeichen darauf schließen lassen, dass dieses Thema uns alle noch eine Zeit lang beschäftigen wird, ist vieles unplanbar. Umso wichtiger wird es gerade im Mannschaftssport sein, gegenseitiges Verständnis aufzubringen. Mut und Zuversicht sind gefragt, um erfolgreich zu sein. Hofmeister betont, der Bayerische Handball-Verband und die Behörden vor Ort hätten den Handballern die Chance eröffnet, vor Publikum zu spielen. „Beim VfL Günzburg wird das als Geschenk betrachtet.“ Eintrittskarten sind nur online über www.handball-guenzburg.de zu erhalten. Zuschauer werden gebeten, frühestens eine halbe Stunde vor Spielbeginn zu kommen und die Halle nach dem Spiel zügig zu verlassen.