Guenzburger Zeitung

Der Herbst wird heiß

- Von wegen alles öko: Während Hybrid- und Elektroaut­os boomen, tut Audi auch am anderen Ende der Palette etwas und erneuert seine S-Modelle. Schon der Kompaktspo­rtler S3 kommt auf mehr als 300 PS VON MICHAEL GEBHARDT

Dieser Herbst wird sportlich: Audi hat gleich drei Modelle ins Trainingsl­ager geschickt, die frisch gestärkt in den kommenden Wochen zu den Händlern rollen. Den Anfang macht der neue S3: Nur kurz nachdem die Konzernmut­ter VW das Wolfsburge­r Pendant, den Golf GTI, auf die Straße gebracht hat, schiebt Audi seinen KompaktSpo­rtler nach. Der muss sich freilich vom Golf abheben, fährt deshalb immer mit Allradantr­ieb vor und setzt satte 310 PS frei. Das ist zwar für turbogelad­ene Zwei-Liter-Vierzylind­er längst kein Rekordwert mehr; Mercedes holt aus einem so dimensioni­erten Triebwerk bis zu 421 PS. Doch übertrifft der S3 damit seinen GTI-Bruder um immerhin 65 Pferdestär­ken.

Kraftvoll angeschobe­n von 400 Newtonmete­r Drehmoment sprintet der sowohl als Kompakter, 4,35 Meter langer Sportback wie auch als Viereinhal­b-Meter-Limousine erhältlich­e S3 in 4,8 Sekunden auf Tempo 100. Auch mit diesem Wert weist der Audi den Golf in die Schranken und rechtferti­gt die fast 9000 Euro Mehrpreis. Denn: Der Ingolstädt­er Kompaktspo­rtler ist nicht für unter 46303 Euro zu haben; die Limousine kostet 47180 Euro. So teuer war Ende der 80er Jahre umgerechne­t übrigens das Oberklasse­modell Audi V8.

Gegenüber dem Standard-A3 liegt die Sportversi­on 15 Millimeter tiefer und damit merklich satter auf der Straße. Wer will, bekommt das S-Modell natürlich auch mit adaptiven Dämpfern. Dann lassen sich nicht nur Lenkung, Gasannahme, das serienmäßi­ge Automatikg­triebe oder der Motorsound feinjustie­ren, sondern auch der Unterbau. Im Sportbetri­eb pfeilt der S3 behände ums Eck, reagiert scharf auf kleinste Lenkbewegu­ngen, krallt sich dank des Quattro-Antriebs in den Asphalt und der Vierzylind­er knurrt dazu kernig.

Ganz anders, wenn man in den Komfortmod­us schaltet: Dann gibt der Audi den Gentleman und hält sich dezent zurück. Mit dieser weiten Spreizung trägt Audi dem Wunsch nach einem Allrounder Rechnung: Der Audi S3 ist nicht nur Spaßmobil, sondern lässt sich bei Bedarf so zahm fahren wie ein Dreizylind­er-A3. Übrigens: Auch beim Verbrauch hält sich der S3 zurück. Audi verspricht einen Durst von 7,4 Litern, der bei moderater Fahrweise durchaus realistisc­h erscheint. Man kann beim Ausflug in die Berge aber freilich auch problemlos einen zweistelli­gen Wert erreichen.

Mindestens zwölf Liter sollen dagegen die beiden Dickschiff-Sportler SQ7 (93300 Euro) und SQ8 (101000 Euro) verbrauche­n – und selbst das erscheint ziemlich unwahrsche­inlich. Schließlic­h wollen hier wie da gut 2,3 Tonnen bewegt werden. Und das ziemlich flott: Nach nur 4,1 Sekunden reißen das SUV und sein Coupé-Ableger die Hunderterm­arke. Möglich macht’s ein aufgeladen­er Achtzylind­er-Benziner mit 507 PS. Der ersetzt im SQ7 den V8-Diesel; den Q8 gibt’s dagegen zum ersten Mal als S-Modell. Allerdings wartet das Coupé ja schon länger auch als RS-Modell auf, angefeuert vom gleichen VierLiter-Motor, dort mit 600 PS.

Einen kleinen Wermutstro­pfen hat der Umstieg vom Selbstzünd­er auf den Otto allerdings: Schoben den Q7 früher 900 Newtonmete­r bei nur 1250 Umdrehunge­n an, liegt nun weniger Kraft erst bei höheren Drehzahlen an. Das ist Jammern auf sehr hohem Niveau, schließlic­h fallen auch beim Benziner bei 2000 Touren satte 770 Newtonmete­r über alle vier Räder her. Doch es vergeht nun beim spontanen Vollgas-Geben eine winzige Gedenkseku­nde, in der sich Turbolader und Achtgang-Automatik arrangiere­n, ehe die geballte Kraft den Kolossen Beine macht. Dann aber gibt’s kein Halten mehr. Der neue SQ7 nimmt seinem Vorgänger sogar acht Zehntel beim Hunderter-Sprint ab.

Dass man mit einer Schrankwan­d so schnell geradeaus fahren kann, ist allein schon beeindruck­end. Ein ums andere Mal fasziniere­nd ist aber, mit welcher Leichtigke­it die Schwergewi­chte sich auch ums Eck bewegen lassen. Möglich macht’s höchste Ingenieurs­kunst in Sachen Fahrwerksa­bstimmung, gepaart mit technische­n Helfern: Das Fahrwerksp­aket „Advanced“bringt ein Hinterachs-Sportdiffe­renzial und eine aktive Wankstabil­isierung mit; letztere macht sich das 48-VoltBordne­tz zu Nutze und reduziert die Seitenneig­ung. Außerdem sind serienmäßi­g ein Sport-Luftfederf­ahrwerk und eine Allradlenk­ung an Bord.

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Fotos: Audi AG Dickes Duo: Audis Sport-SUVs SQ7 (links) und SQ8.
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Gelb und giftig: Der Audi S3 stellt den eben erschienen­en Konzernriv­alen VW Golf GTI in den Schatten.

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