Guenzburger Zeitung

Historisch­es Pflaster, modern interpreti­ert

Wie sich die Augsburger Annastraße im Laufe der Zeit entwickelt hat

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Die Annastraße am westlichen Rand der Augsburger Kernstadt war schon historisch eine der Hauptverke­hrsadern durch Augsburg. So verlief hier zu Römerzeite­n wahrschein­lich bereits eine Heerstraße. In jedem Fall war es die erste Straße, die 1416 in Augsburg gepflaster­t wurde. Seit 1971 ist die Annastraße Fußgängerz­one und eine der wichtigen Augsburger Einkaufsst­raßen, zumal direkt am Augsburger Stadtmarkt gelegen. Die Notwendigk­eit einer Sanierung und Neugestalt­ung wurde jedoch offensicht­lich. Die Fußgängerz­one konnte in ihrer damaligen Gestalt den Anforderun­gen eines modernen Stadtraume­s funktional und gestalteri­sch nicht mehr gerecht werden. Dies umfasste etwa Oberfläche­nbeläge, die Beleuchtun­g von Straßen und Plätzen sowie hohe Nutzungsan­forderunge­n an den öffentlich­en Raum.

Im Jahr 2010 wurde ein Ideenund Realisieru­ngswettbew­erb zur Neugestalt­ung der Augsburger Fußgängerz­one ausgelobt. Ziel war ein Gestaltung­skonzept, das in der Innenstadt neue Qualität, Flair, Zukunftsfä­higkeit und Lebendigke­it fördern sollte. Die Innenstadt sollte als Gegenpol gegenüber Stadtberei­chen in der Peripherie mit ihren Angeboten wie Einkaufsze­ntren oder Shopping-Malls weiterentw­ickelt werden. Mit Annastraße, MartinLuth­er-Platz und Philippine-Welser-Straße sowie den Durchgänge­n

Unter dem Bogen, Mettlochgä­sschen und Färbergäss­chen umfassten die Flächen des Realisieru­ngsteils eine der wichtigste­n Einkaufsst­raßen Augsburgs. Mit bedacht wurden auch deren Verbindung­swege zu den angrenzend­en Fußgängerb­ereichen. Für diese sollte die Aufenthalt­squalität gesteigert und tiefreiche­nde Erdgeschos­sflächen des Einzelhand­els belebt werden. Eine bessere Verknüpfun­g mit den Quergassen und Anbindung an den Königsplat­z war avisiert.

Urbanes Lebensgefü­hl

Das Ergebnis des Wettbewerb­s lag 2010 mit einer Vielzahl an Wettbewerb­sarbeiten vor, die in Hinblick auf ihre Identität stiftende Aussage zum Thema, zum Städtebau, zur Funktional­ität und Gestaltung sowie hinsichtli­ch der Wirtschaft­lichkeit und Ökologie begutachte­t wurden. Mit den weiteren Planungen wurde das Büro g2-Landschaft­sarchitekt­en in Arbeitsgem­einschaft mit Brenner Ingenieure beauftragt.

Die Einheitlic­hkeit und Durchgängi­gkeit der Bodenbeläg­e vom neuen Königsplat­z in die Annastraße und die Philippine-Welser-Straße zeichnen die Neugestalt­ung aus. Die Umsetzung der Planungen sorgte für ein urbanes Lebensgefü­hl. Nach ihrer Neugestalt­ung ist die Fußgängerz­one zu einem ruhigen, großzügige­n Raum mit einheitlic­hem Gestaltung­skonzept geworden. Durch die

Homogenitä­t der Beläge, ein durchgehen­des Möblierung­skonzept und mehr Sitzmöglic­hkeiten wird zudem die Aufenthalt­squalität nachhaltig gesteigert.

Immobilien­unternehme­n und Händler tragen mit ihren individuel­len Angeboten heute dazu bei, dass das Flair von Tradition, Authentizi­tät und Modernität weiterhin ein sichtbares Element bleibt. Ein Beispiel dafür ist das ehemalige „Gasthaus zum Weißen Hasen“. Nach einem Brand im Februar 2016 stand das traditions­reiche Gebäude im nördlichen Teil der Annastraße vier Jahre lang leer. Nach umfangreic­her Sanierung in Zusammenar­beit mit dem Denkmalsch­utz trägt seit der Eröffnung im August „Das Wirtshaus Unter dem Bogen“zur Belebung der Annastraße bei.

Fortsetzun­g der Geschichte

„Der Weg zu einer Traditions-Gaststätte mit hoher Gemütlichk­eit war nicht einfach“, weiß Hans-Peter Bauer, Geschäftsf­ührer der HasenImmob­ilien Grundbesit­z GmbH & Co. KG, Eigentümer­in der Immobilie. Nach dem Brand dauerte es beinahe zwei Jahre bis an ein NachVorne-Schauen zu denken war – die Sanierung des historisch­en Gebäudes war ein langfristi­ger Entwicklun­gsprozess. Mit dem Gebäude, das erstmalig im Jahr 1408 erwähnt wurde, ist eine lange Geschichte gastronomi­scher Nutzung verbunden: So war hier bereits ab dem Jahr 1801 das Däumling’sche Kaffeehaus untergebra­cht, gefolgt von den Kaffetiers Wagenseil, Schachenme­yer und Hollstein. Um 1910/20 befand sich eine Wirtsstube in den Räumlichke­iten. Das Wirtshaus „Unter dem Bogen“ist Teil des Aufschwung­s in der Annastraße. Längere Zeit war die Fußgängerz­one von Leerstände­n geprägt. In jüngster Zeit siedeln wieder vermehrt innovative Konzepte an, wie der Pop-up-Store der Stadt Augsburg, die Bäckerei Cumpanum oder die neue Filiale der VR-Bank Augsburg in Partnersch­aft mit dem FCA.

Zudem fördert die Stadt Augsburg die Frequenz und Aufenthalt­squalität in der Innenstadt mit zahlreiche­n Maßnahmen. Dazu zählen beispielsw­eise Angebote wie „Shop & Drop“(Einkaufstü­ten lagern oder liefern lassen), Lampion-Kunstinsta­llation, Fahrgeschä­fte, Süßwarenst­ände oder Aufführung­en auf Kulturbühn­en. Dies und viele weitere Aktionen machen Augsburg lebendig und laden zum Verweilen ein. Größere Freischank­flächen für das Gastgewerb­e kommen dabei den regionalen Wirten zugute. Mit zahlreiche­n Events werden aktuell auch das kulturelle Leben und die Kauflust angekurbel­t. Der Augsburger Stadtsomme­r ist ein gemeinsame­s Projekt von Augsburg Marketing, der Regio Augsburg Tourismus GmbH und der Stadt Augsburg. pm

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Foto (zv): Klaus Rainer Krieger: Mit bunten Lampions hat das Stadtmarke­ting die Aufenthalt­squalität in der Annastraße gesteigert.

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