Guenzburger Zeitung

Weine nicht, Prinzessin Delphine!

Wie es sich anfühlt, mit 52 Jahren zur Königstoch­ter zu werden

- VON ANDREAS FREI

Wenn Königstöch­ter weinen, ist davon auszugehen, dass ihnen eine goldene Kugel in den Brunnen gefallen ist (nachzulese­n in Grimms Märchen), heute auch gerne das Smartphone in den Villenpool. Prinzessin Delphine – welch passender Name in diesem Zusammenha­ng – fällt diesbezügl­ich ziemlich aus dem Rahmen. Ihre Tränen, geflossen bei einer Pressekonf­erenz in Brüssel, sind der Tatsache geschuldet, dass die Königstoch­ter überhaupt Königstoch­ter sein darf.

Das kam so: Prinzessin Delphine hieß bislang

Delphine Boël. Die 52-jährige Künstlerin aus Belgien war stets davon überzeugt, dass ihre Mutter, Baronin Sybille de Sélys Longchamps, in den 1960er Jahren eine Affäre mit dem damaligen Prinzen und späteren König Albert hatte – dieser also Delphines Vater ist. Seit 2013 kämpfte sie vor Gericht um die Anerkennun­g als Königstoch­ter. Albert, heute 86, stritt alles ab, bis ein angeordnet­er Vaterschaf­tstest Klarheit brachte. Nun ist die royale Familienzu­gehörigkei­t auch juristisch besiegelt und der erste tränenreic­he Auftritt mit neuem

Namen erfolgt. So sprach Prinzessin Delphine Michèle Anne Marie Ghislaine von Sachsen-Coburg und Gotha mit Blick auf das Urteil der Brüsseler Richter: „Sie haben mich geboren, wie ich hätte geboren sein sollen. Ich bleibe eine Künstlerin, aber im Inneren werde ich eine andere sein.“Ob das auch daran liegt, dass sie zwar vom belgischen Staat kein Geld erwarten darf, womöglich aber eines Tages einen Teil von Alberts Vermögen erben wird?

Der König, der längst ein Ex-König ist, schweigt dazu ebenso wie zu den Tränen der neuen Tochter. Besser so. Am Ende hätte er noch den Grimm’schen Froschköni­g zitiert. Der sagt zur Prinzessin: „Sei still und weine nicht.“

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Foto: dpa

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