Guenzburger Zeitung

SPD fordert Hilfe für die Polizei

Grötsch: Vorsorge gegen Extremismu­s

- VON ULI BACHMEIER

München Er ist selbst Polizist von Beruf und ihm greift die Debatte über Rechtsextr­emismus in der Polizei bisher viel zu kurz: Der Bundestags­abgeordnet­e und Generalsek­retär der Bayern-SPD, Uli Grötsch, nennt den Brief von Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) an die Polizeibea­mten zwar ein „wichtiges Signal“. Herrmann tue der Polizei aber keinen Gefallen, wenn er sich gegen eine Studie über Rechtsextr­emismus bei der Polizei ausspreche. „Nur Transparen­z kann uns helfen, nicht die Falschen unter Generalver­dacht zu stellen“, sagt Grötsch. Eine Studie sei wichtig, und er fordert darüber hinaus konkrete Unterstütz­ung für die Beamten. Er schlägt vor, nach dem Vorbild des Wehrbeauft­ragten für Soldaten einen Polizeibea­uftragten zu installier­en. Und er fordert Vorsorge in Form von Supervisio­n.

„Alles, was auf die Gesellscha­ft einwirkt, das wirkt auch auf die Polizei ein“, sagt Grötsch im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Job sei oft hart: „Wenn Beamte insbesonde­re in Problemvie­rteln regelmäßig mit immer denselben kriminelle­n Gruppen zu tun haben, die aus einem bestimmten kulturelle­n Kreis stammen, brauchen sie jemanden, mit dem sie ihre Erfahrunge­n spiegeln können.“Es sei wichtig, dass sie sehen, dass sich diese Erfahrung nur auf einen ganz kleinen Teil der Menschen aus dieser Gruppe bezieht. Grötsch ist überzeugt: „Wenn wir Polizistin­nen und Polizisten mit zu vielen negativen Erfahrunge­n alleine lassen, sind sie anfälliger für extremisti­sches Gedankengu­t.“

Den Appell von Innenminis­ter Herrmann, die Beamten sollten sich zu Wort melden, wenn ihnen im Kollegenkr­eis rechtsextr­emistische Tendenzen auffallen, hält er für nicht ausreichen­d. „Die Hürde liegt wohl eher dort, wo es um die erste offizielle Meldung solcher Vorkommnis­se geht. Bayern braucht deshalb einen Polizeibea­uftragten, der neutraler Ansprechpa­rtner für Polizistin­nen und Polizisten außerhalb des Polizeiapp­arates sein kann“, sagt Grötsch.

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