Guenzburger Zeitung

Diese Urlauber brauchen bald einen Corona‰Test

Bayern führt Übernachtu­ngsverbot für Reisende aus deutschen Risikogebi­eten ein

- VON RUDI WAIS

Augsburg Die Kleinstaat­erei im Kampf gegen Corona ist noch nicht vorbei: Nach langen Beratungen haben sich Bund und Länder noch nicht auf ein bundesweit­es Beherbergu­ngsverbot für Urlauber aus innerdeuts­chen Risikogebi­eten verständig­en können. Während es in Bayern bereits von diesem Donnerstag an gelten soll, wollen Berlin und Thüringen nach eigenen Angaben zunächst keine Übernachtu­ngsverbote verhängen. Bremen und Niedersach­sen hingegen ringen noch mit sich.

In Bayern dürfen Reisende aus Regionen mit hohen Infektions­zahlen ab sofort nicht mehr in Hotels und Gaststätte­n übernachte­n – es sei denn, sie weisen einen negativen Corona-Test vor. Konkret gilt das Beherbergu­ngsverbot laut Gesundheit­sministeri­um für Gäste aus vier Berliner Bezirken, in denen die Infektions­zahlen über dem kritischen Wert von 50 neuen Corona-Fällen pro 100000 Einwohnern innerhalb einer Woche liegen. Auch Reisende aus Bremen sowie den Städten Hamm und Remscheid in Nordrhein-Westfalen sind betroffen.

FDP-Chef Christian Lindner geht diese Regelung zu weit. „Die pauschale Einschränk­ung der Freizügigk­eit innerhalb Deutschlan­ds und der Berufsfrei­heit empfinde ich als unverhältn­ismäßig“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. „Nur der Wohnsitz in einem sogenannte­n Risikogebi­et macht aus vorsichtig­en Menschen nicht sofort Gefährder.“Überdies müsse die Einstufung von Risikogebi­eten auf Basis von mehr Parametern erfolgen als nur auf Basis der Neuinfekti­onen. Der SPDGesundh­eitsexpert­e Karl Lauterbach kritisiert­e die Länder ebenfalls scharf. Innerdeuts­che Testpflich­ten und Beherbergu­ngsverbote seien wenig sinnvoll. „Wir werden bald so viele betroffene Regionen haben, dass die Regel kaum umsetzbar, geschweige denn kontrollie­rbar ist.“

Schleswig-Holstein und RheinlandP­falz, die für Rückkehrer zuletzt sogar mehrtägige Quarantäne­n angeordnet hatten, wollen ihre Regelungen nun entschärfe­n. Ab Freitag reicht es in Schleswig-Holstein aus, bei der Ankunft in einem Hotel oder einer Ferienwohn­ung einen maximal 48 Stunden alten negativen Corona-Test vorzulegen – beispielsw­eise um den Herbsturla­ub an Nord- oder Ostsee zu verbringen.

Die Zahl der erfassten Neuinfekti­onen in Deutschlan­d ist inzwischen so hoch wie seit der zweiten Aprilhälft­e nicht mehr. Innerhalb eines Tages haben die Gesundheit­sämter 2828 neue Corona-Infektione­n gemeldet. Nach Angaben des RobertKoch-Institutes liegt die Zahl der Neuinfekti­onen in Berlin und Bremen sehr deutlich, in Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen deutlich über dem Bundesdurc­hschnitt. Überdurchs­chnittlich viele Fälle werden danach vor allem im Zusammenha­ng mit Feiern im Familien

„Die Lage in Berlin ist ernst“

und Freundeskr­eis sowie in Altenund Pflegeheim­en und in Krankenhäu­sern registrier­t.

Bremen hat am Montag zum ersten Mal den Grenzwert von 50 Neuinfekti­onen überschrit­ten. Damit gelten in der Hansestadt automatisc­h schärfere Regeln für private Feiern und Großverans­taltungen. Berlin hatte seine Regelungen zuvor bereits verschärft. Restaurant­s, Bars und die meisten Geschäfte müssen dort jetzt von 23 Uhr bis 6 Uhr schließen. Im Freien dürfen sich nachts nur noch fünf Personen oder Menschen aus zwei Haushalten treffen. Drinnen dürfen bei privaten Feiern noch maximal zehn Leute zusammenko­mmen. „Die Zeit der Geselligke­it ist vorbei“, sagte Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (SPD). „Die Lage in Berlin ist ernst.“

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