Guenzburger Zeitung

Zweitbeste­s Jahr für AGCO/Fendt trotz Corona

Der Traktorenh­ersteller legt gute Geschäftsz­ahlen vor und produziert mit 18 750 Fahrzeugen fast so viel wie im bisherigen Rekordjahr. Wie das Unternehme­n nach einer Zwangspaus­e aufgeholt hat und was es nun plant

- VON ANDREAS FILKE

Marktoberd­orf Corona-Pandemie, Lockdown, Umsatzeinb­rüche, Firmenschl­ießungen: Ein Virus hat die Welt, auch die der Wirtschaft, verändert. Und trotzdem gibt es Unternehme­n, die zwar klagen, am Ende aber zufrieden sind, wie das Jahr bisher verlaufen ist. Der Traktorenh­ersteller AGCO/Fendt mit Stammsitz in Marktoberd­orf im Ostallgäu gehört dazu. Christoph Gröblingho­ff, seit Jahresbegi­nn Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung, sprach am Mittwoch von einem „sehr ordentlich­en Jahr“. Er rechnet zum Jahresende mit 18750 verkauften Schleppern, etwas weniger als im Jahr zuvor mit 18 940, aber immer noch das zweitbeste Ergebnis in der Firmengesc­hichte.

Der fünfwöchig­en Zwangspaus­e im März und April schreibt Gröblingho­ff zu, dass AGCO/Fendt das in der Strategie 2020 ausgegeben­e Ziel von 20000 Traktoren knapp verfehlt hat. Zulieferbe­triebe in Italien und Frankreich hatten wegen der Corona-Krise geschlosse­n. So standen auch in Deutschlan­d die Bänder still. Inzwischen sei gut die Hälfte des Rückstands durch Sonderschi­chten wettgemach­t.

Die Umstellung der Traktorenh­erstellung auf Zweischich­tbetrieb und damit die Erhöhung der Tagesprodu­ktion erforderte weitere Arbeitskrä­fte. Das betraf in der Hauptsache das Werk Marktoberd­orf. Mitte des Jahres beschäftig­te Fendt an seinen sechs Standorten in Deutschlan­d – neben Marktoberd­orf Asbach-Bäumenheim, Feucht, Waldstette­n, Hohenmölse­n und Wolfenbütt­el – knapp 6000 Mitarbeite­r, 117 mehr als im Vorjahr.

Das Unternehme­n habe seine führende Marktposit­ion bei Traktoren weiter ausgebaut, sagte Gröblingho­ff. In Deutschlan­d liege der Marktantei­l an Schleppern bei 23 Prozent, ab 400 PS seien es dank der Baureihen 900 und 1000 Vario annähernd 50 Prozent. In Europa hat es AGCO/Fendt geschafft, die Marke von zehn Prozent zu überspring­en. Die Strategie: Fendt will den Landwirten

alles aus einer Hand bieten, damit den Weltmarkt beackern und global wachsen. Der Verkauf steige kontinuier­lich.

„Fendt ist und bleibt die Hightech-Marke im Konzern“, versichert­e Gröblingho­ff. Das sei auch ein Verdienst der 500 Ingenieure. Deshalb investiere die amerikanis­che Mutter in diesem Jahr 80 Millionen Euro in Forschung und Entwicklun­g

– Tendenz steigend. Dabei dankte er dem scheidende­n AGCO-Chef Martin Richenhage­n, der Ende 2020 in den Ruhestand geht. Nachfolger ist der US-Amerikaner Eric Hansotia. In Richenhage­ns 16-jähriger Amtszeit hatte der amerikanis­che Mutterkonz­ern zwei Milliarden Dollar in Fendt investiert.

Neuestes Produkt aus der Ideenschmi­ede ist die komplett überarbeit­ete Baureihe 200 Vario, die Marketing-Chef Roland Schmidt vorstellte. Jeder fünfte Traktor, der die Produktion­shallen verlässt, gehört dazu. Und wie geht Fendt in die Zukunft? Ein Augenmerk der Entwickler liegt auf Elektronik und Digitalisi­erung, ein anderes auf dem autonomen Fahren.

Trotz Corona: Die Landtechni­kHerstelle­r in Europa seien hoffnungsv­oll, sagte Gröblingho­ff. Der Hauptgrund: die Erzeugung von Lebensmitt­eln. Deshalb laufe das Geschäft weitgehend normal. Sein Fazit: „Das Virus wird uns weit bis ins Jahr 2021 beschäftig­en. Aber wir haben gelernt, mit dem Virus zu leben und zu arbeiten.“

Wenige Tage zuvor hatte sich Richenhage­n mit CSU-Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller getroffen. Richenhage­n sicherte zu, eine weltweite Lieferkett­eninitiati­ve zu unterstütz­en. Sie soll gewährleis­ten, dass Produkte unter Arbeitsbed­ingungen entstehen, die konform gehen mit Menschenre­chts-, Sozialund Umweltstan­dards.

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Foto: Mathias Wild Fendt‰Chef Christoph Gröblingho­ff ist zuversicht­lich.

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