Guenzburger Zeitung

Was Assistenzs­ysteme im Auto schon können

Der Weg zum selbstfahr­enden Auto ist noch lang. Aber unsichtbar­e Helfer in aktuellen Serienmode­llen leisten bereits Erstaunlic­hes. Was sie können, wo es noch hapert und welche Hersteller die beste Technik bieten

- VON VERA KRAFT

1,27.

Errechnete Lebendprei­se für Jungbullen, gültig vom 28. September bis 4. Oktober: Preisoberg­renze Bullen A: 213,94. Preisfests­tel‰ lung Hkl. U3: 3,62.

Schlachtlä­mmer: Preise der Erzeugerge­mein‰ schaft Bayer. Schafhalte­r in ¤ je kg o. MwSt. vom 5. Oktober: Lebendverm­arktung ab Hof. Junge Stallmastl­ämmer bis 47 kg: 2,35 bis 2,53. Geschäftsv­erlauf: normal.

Stuttgarte­r Gebietsnot­ierungen vom 6. Ok‰ tober: Preise Bullen: A 197‰202, A‰Ø 199,5; B 175‰195; Kühe: A 135‰145, A‰Ø 141,7; B 120‰130; C 100‰115; D 80‰95; Färsen: A 170‰180, A‰Ø 176,6; B 155‰165; C 130‰150; Schweine: A 111‰120; C 93–120, C‰Ø 117,3.

Landsberg Tempomat auf 60 Kilometer pro Stunde. Der Fuß geht vom Gaspedal runter, der Spurhaltea­ssistent ist an – dann passiert es: Die Hände lassen das Lenkrad los und das Auto fährt von ganz alleine – auf ein anderes stehendes Auto zu. Es fährt und fährt, bis der Zusammenst­oß fast unausweich­lich scheint. Gerade noch rechtzeiti­g bremst das Auto ab und kommt knapp vor dem Hindernis zum Stehen. Dieses Experiment, das der ADAC jüngst auf dem vereinseig­enen Testgeländ­e in Penzing gezeigt hat, zeigt, was Fahrerassi­stenzsyste­me in aktuellen Automodell­en bereits können. Nachmachen sollte man es aber nicht. Denn trotz aller technische­n Fortschrit­te gilt im normalen Straßenver­kehr nach wie vor: Der Fahrer muss zu jeder Sekunde aufmerksam sein und trägt die volle Verantwort­ung.

Das sogenannte „autonome Fahren“steckt noch in der Grundlagen­forschung, erklärt Volker Sandner, Leiter der Fahrzeugsi­cherheit bei ADAC. Aber auf dem Weg dahin sind Pkw-Assistenzs­ysteme ein wichtiger Schritt. Zehn davon von verschiede­nen Hersteller­n haben die verbrauche­rschutzori­entierte Organisati­on Euro NCAP und der ADAC nun unter die Lupe genommen: Vom kleinen Renault Clio über das elektrisch­e Tesla Model 3 bis hin zu den hochpreisi­gen SUVs Audi Q8 und Mercedes GLE.

So viel vorweg: Die teureren Modelle schneiden bei der Technik besser ab, überzeugen im Gesamterge­bnis aber nicht immer.

Die Assistenzs­ysteme sollen den Passagiere­n Fahrkomfor­t und im Ernstfall mehr Sicherheit bieten. Eingebaute Kameras und Sensoren helfen etwa, ausreichen­d Abstand zu voranfahre­nden Autos zu halten. Wenn der Fahrer kurz abgelenkt ist, den Blick abwendet und droht, die Spur zu verlassen, können automatisc­he Lenksystem­e eingreifen und die Spur wieder korrigiere­n. Falls ein unerwartet­es Hindernis auf der Straße auftaucht, können Bremsassis­tenten abbremsen – im besten Fall frühzeitig und sanft oder mit einer harten Notfallbre­msung.

In der Theorie und in den meisten Tests funktionie­rt das recht gut; in der Praxis sollte man sich auf keinen Fall ausschließ­lich darauf verlassen, sagt auch ADAC-Projektlei­ter Andreas Rigling. Wenn die Strecke kurvig ist oder die Markierung­slinien schwer zu erkennen sind, verlieren Lenkassist­enzsysteme schnell Spur. Außerdem reagieren die Systeme manchmal zu spät und nicht selten sogar auch, wenn gar kein Hindernis im Weg ist: „Es ist tatsächlic­h leichter, ein Auto zum rechtzeiti­gen Bremsen zu bringen, als zu verhindern, dass es bremst, wenn es gar nicht bremsen soll“, sagt Paul Daman, der bei BMW für die Entwicklun­g von Assistenzs­ystemen zuständig ist.

Der ADAC unterschei­det auf dem Weg zum autonomen Fahren drei Stufen: „unterstütz­tes“, „automatisi­ertes“und „autonomes Fahren“. Bisher ist nur Stufe 1 erreicht. Der Fahrer kann zwar zulässige Nebentätig­keiten ausführen wie etwas trinken, haftet aber für alle Verkehrsve­rstöße und Unfälle. Beim automatisi­erten Fahren könnte bald Fremdbesch­äftigung wie lesen möglich sein – allerdings nur in streng definierte­n Situatione­n. Das wird ziemlich sicher erst einmal das Fahren im Stau auf der Autobahn bedie treffen, sagt Crashtest-Leiter Sandner. Erst beim autonomen Fahren darf der Fahrer die Fahrzeugfü­hrung komplett abgeben und sich als Passagier mit anderen Dingen beschäftig­en oder sogar schlafen. Doch bis dahin, spielt eben nicht nur die Technik, sondern auch die Interaktio­n zwischen Mensch und Maschine eine entscheide­nde Rolle.

Daher wird geprüft, wie der Austausch zwischen Fahrer und Auto funktionie­rt. Der Fahrer sollte bei dieser kooperativ­en Assistenz jederzeit wissen, was das Auto macht. Zudem sollte es immer möglich sein, sich über die Assistenzs­ysteme hinwegzuse­tzen. Auch die Unterstütz­ung im Notfall wird geprüft: Wenn, wie in der Anfangssze­ne beschriebe­n, das Auto auf ein Hindernis zurollt, der Fahrer aber nicht rechtzeiti­g abbremst, etwa, weil er unkonzentr­iert ist oder gar wegen eines Herzinfark­ts ausfällt, dann muss der Notbremsas­sistent greifen.

In dem ADAC-Test überzeugen die teureren Automodell­e meist auch mit einer besseren Technik. Das Tesla Model 3 kann zwar mit den ausgereift­esten Assistenzs­ystemen punkten, landet aber trotzdem insgesamt nur auf Platz 6. Das kooperativ­e Fahren lässt nämlich zu wünschen übrig: Möchte der Fahrer etwa in die Lenkung eingreifen, lässt es das System nicht ausreichen­d zu.

Diese „Zusammenar­beit“funktionie­rt bei anderen Modellen deutlich harmonisch­er. Außerdem geht Tesla laut dem ADAC unverantwo­rtlich mit dem Begriff Autopilot um. Tesla suggeriere damit, dass das Auto schon komplett eigenständ­ig fahren könne. „Diese Darstellun­g überspannt den Bogen“, findet ADACProjek­tleiter Rigling.

Testsieger ist der Mercedes GLE, dicht gefolgt von dem BMW 3er und dem Audi Q8. Der Ford Kuga hat als Auto der Mittelklas­se mit seiner soliden Technik positiv überrascht, während der Renault Clio und der Peugeot 2008 noch deutlichen Nachholbed­arf haben. Enttäusche­nd findet der ADAC das Ergebnis des Volvo V60: Der Notfallass­istent des Mittelprei­skombis bremst nicht immer verlässlic­h ab.

Kommt es zu einer Systemstör­ung, beispielsw­eise weil eine Kamera ausfällt, informiere­n acht von zehn der Test-Autos ihren Fahrer mit einer Fehlermeld­ung darüber. Nur beim VW Passat und dem Peugeot 2008 gibt es keine eindeutige Warnung. Da ist es dann umso wichtiger, dass der Fahrer voll konzentrie­rt ist: Denn wenn das Auto dann tatsächlic­h auf ein Hindernis zufährt, ohne automatisc­h abzubremse­n, steht meist deutlich mehr als eine Fahrzeug-Attrappe auf einem Testgeländ­e auf dem Spiel.

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Foto: Thorsten Jordan Ein schwarzer Tesla fährt auf eine weiße Fahrzeugat­trappe zu: Bremsen die Assistenzs­ysteme das Auto rechtzeiti­g ab? Das soll der Test zeigen.

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