Guenzburger Zeitung

Frische Luft, aber keine kalten Füße

Energiekol­umne Komfortlüf­tungsanlag­en sorgen für ein gesundes Raumklima, weil sie die Schadstoff- und Virenkonze­ntration senken. Doch wenn sie nicht richtig eingestell­t sind, wird die Luft schnell zu trocken

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Vergangene Woche ist an dieser Stelle bereits darauf hingewiese­n worden, dass der Einsatz einer Komfortlüf­tungsanlag­e deutliche Vorteile gegenüber einer reinen Fensterlüf­tung hat, insbesonde­re in der kalten Jahreszeit. Häufiges Fensteröff­nen führt dann zu hohen Wärmeverlu­sten und senkt den Behaglichk­eitsfaktor in Räumen spürbar. Bei der Komfortlüf­tungsanlag­e wird dagegen mithilfe eines Wärmetausc­hers die Wärme der Abluft an die Zuluft abgegeben – ohne dass die beiden Luftströme in Berührung kommen – was für einen sehr guten Wohnkomfor­t sorgt.

Jetzt stellt sich für Hausbesitz­er mit Komfortlüf­tungsanlag­en die Frage: Was muss ich beim Betrieb der Geräte gerade jetzt beachten? Zuallerers­t gilt: Anlagen, die zu 100 Prozent mit Frischluft arbeiten, sollten nicht abgeschalt­et und die Außenluftv­olumenströ­me nicht reduziert, sondern gegebenenf­alls sogar erhöht werden, um den „Verdünnung­seffekt“zu steigern.

Allerdings ist es nicht sinnvoll, an diesem „Rad“immer weiter zu und die sogenannte Luftwechse­lrate der Lüftungsan­lage mehr und mehr zu erhöhen – vor allem dann, wenn es richtig kalt wird. Denn kalte Luft ist trocken. Bei sehr hohen Luftwechse­lraten sinkt die Luftfeucht­igkeit in den Räumen stark. Das gilt übrigens auch für exzessives Fensterlüf­ten. Eine sehr geringe Luftfeucht­igkeit trocknet die Schleimhäu­te aus. Und das macht uns anfälliger für Krankheits­erreger.

Bislang ist noch nicht bekannt, ob das auch für Corona-Viren gilt. Aber die Vermutung liegt nahe. Generell gilt deshalb die Empfehlung, dass die Luftfeucht­igkeit nicht unter 40 Prozent fallen sollte. Spätestens wenn sie gegen 30 Prozent tendiert, sollte die Anlage gedrosselt werden. Man kann bei der Einstellun­g der Lüftungsan­lage auch gut die häufig vorhandene Zeitschalt­uhr in der Regelung nutzen und die Lüftung in den Zeiten, in denen das Haus oder die Wohnung nicht genutzt werden auf einen geringeren Wert herunterfa­hren, oder gar zeitweise ausschalte­n.

Was das mögliche Problem einer zu geringen Luftfeucht­igkeit betrifft, greifen manche Hausbesitz­er mit Lüftungsan­lagen zu einem einfachen Mittel. Statt die frisch gewaschene Wäsche in den Trockner zu stecken, hängen sie diese im Winter in den Wohnräumen auf. Das lässt die Luftfeucht­igkeit schnell ansteigen – und spart obendrein noch Strom.

Optimal ist natürlich die Kombinatio­n eines Hygrometer­s mit einem CO2-Messgerät, das die Kohlendiox­id-Konzentrat­ion als Indikator für die Luftqualit­ät misst. Es gibt auch Geräte, die beides messen können. Laut Leitlinie des Bundesumwe­ltamts ist eine Konzentrat­ion von bis zu 1000 ppm hygienisch unbedenkli­ch. Eine Konzentrat­ion zwischen 1000 und 2000 ppm stuft die Leitlinie als bedenklich und alles darüber als inakzeptad­rehen bel ein. Zum Vergleich: der Kohlendiox­id-Wert von Frischluft liegt bei circa 480 ppm.

Ein ganz anderes Thema in puncto Raumlufthy­giene und Coronaviru­s sind sogenannte raumluftte­chnische Anlagen, die im Umluftbezi­ehungsweis­e Mischluftb­etrieb arbeiten. Laut Bundesanst­alt für Arbeitssch­utz und Arbeitsmed­izin gibt es bundesweit in Nichtwohng­ebäuden rund 300 000 Anlagen in Umluft- beziehungs­weise Mischluftb­etrieb. Hier empfiehlt die Bundesregi­erung, wenn möglich die Außenluftz­ufuhr zu erhöhen, Filter regelmäßig auszutausc­hen und eine technische Ertüchtigu­ng vorzunehme­n – zum Beispiel durch den Einbau hochabsche­idender beziehungs­weise zusätzlich­er Filter oder weiterer Desinfekti­onsstufen.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie‰ und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: Gerd, Adobe Stock Eine Komfortlüf­tungsanlag­e muss gut eingestell­t sein.
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