Kabarettist Feuerstein ist tot
Er war mehr als der Mann neben Schmidt
Köln Herbert Feuerstein war für viele dieser seltsame Typ an der Seite von Entertainer Harald Schmidt. Und so fehlen in den Nachrufen, die jetzt auf ihn geschrieben wurden, Formulierungen wie diese nicht: „Der mit der Sendung ,Schmidteinander‘ bekannt gewordene Satiriker …“Oder: „Ein Star neben Harald Schmidt“. Neben! Nun, die Welt ist ungerecht, aber genau das war Feuersteins Metier.
Seine Sätze, mit denen er das Land bereicherte, waren zwischen anarchischer Albernheit und tiefgründelndem Seelen-Striptease angesiedelt. Und so etwas wird fehlen in einer Zeit, in der ein umgedichtetes Kinderlied („Meine Oma ist ‘ne alte Umweltsau“) zum Politikum wird, Brachial-Satiriker wie Dieter Nuhr oder Lisa Eckhart wochenlange „Shitstorms“auslösen und Comedians versuchen, lustig zu sein. Andererseits: Die Zeit ist über Feuersteins Humor hinweggegangen. In einem Interview antwortete er einmal auf die Frage, wie er Silvester verbracht habe, dass er sich einschloss und die Steuer machte – zu depressiv zum Feiern. „Ich spüre den allgemeinen Freudendruck, der auf der Menschheit lastet.“Dieser Freudenschleim dringe durch Tür und Schlüsselloch. Da war was Wahres dran. Aber komisch fände das heute wohl kaum einer mehr.
Herbert Feuerstein wurde 1937 im österreichischen Zell am See geboren, als Sohn eines Nazi-Vaters, gegen den er sich mit Nonsens zur Wehr gesetzt habe. Der Nonsens blieb, aus einer
Karriere als Pianist wurde nichts. Stattdessen zog es ihn mit seiner ersten Frau nach New York, wo er als Journalist arbeitete. 20 Jahre war er später, wieder zurück, Chefredakteur der deutschen Ausgabe des US-Satire-Magazins MAD. In den 80ern kam das Fernsehen hinzu, 1990 die legendäre WDRRatesendung „Pssst…“. Und eben „Schmidteinander“, das er sich ausdachte. Schmidt und Feuerstein, dieses merkwürdige Paar, schrieben TV-Geschichte. So etwas hatte Deutschland noch nicht gesehen: eine Show, die hintergründiger und abgedrehter war, als alles, was Humorschaffende sonst zu bieten hatten. Doch Feuerstein war mehr: Theaterschauspieler, die Stimme von Professor Brabbelback in der „Sendung mit der Maus“, Autor. Am Dienstag starb dieser große, kleine Mann mit 83 bei Köln.