Guenzburger Zeitung

Die Lösung ist so simpel wie schwierig

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Einzig positiv ist, dass die Stimmung rund um den Deutschen Fußball-Bund nicht mehr hätte schlechter werden können. Insofern bedeuten die Ermittlung­en und Hausdurchs­uchungen zwar eine weitere Delle in der einstmals so glänzenden Fassade des DFB – um den Leumund des früher so stolzen Verbands ist es aber schon seit Jahren nicht gut bestellt. Die noch immer nicht aufgeklärt­en Zahlungen rund um das Sommermärc­hen, der untauglich­e Untersuchu­ngsbericht von Freshfield, die scheppernd­e Trennung von Vermarkter Infront: Reichlich unlautere Methoden für einen der Gemeinnütz­igkeit verpflicht­eten Verband. Dazu kommt nun der Verdachtsf­all der Banden-Kriminalit­ät.

Präsident Fritz Keller war vor einem Jahr angetreten, um den DFB zu erneuern. Der Verband sollte unter seiner Führung offener werden, mehr soziale Verantwort­ung übernehmen. Keller lebt das glaubhaft vor. Noch aber kann er mit seinen Botschafte­n nicht durchdring­en, weil das Auftauchen immer neuer Altlasten das Bild des DFB in der Öffentlich­keit prägt. Nur zu gern würde sich der DFB abheben von Fifa, Uefa und IOC – all jenen Verbänden, die mit Korruption und Gier in Verbindung gebracht werden. Derzeit aber steht man mit ihnen in einer Reihe.

Für die Verfehlung­en auf Funktionär­sebene kann die Nationalma­nnschaft selbstvers­tändlich nichts. Sie aber ist es, die positiv auf das Image des DFB einwirken könnte. Das macht die Elf von Joachim Löw schon seit mehreren Jahren nicht mehr. Sie befindet sich in einer dauerhafte­n Selbstfind­ungsphase und noch ist völlig unklar, wann und wie sie dieser entsteigt. Der DFB präsentier­t sich seit mehreren Jahren auf sämtlichen Ebenen unfähig, positive Schlagzeil­en zu erzeugen.

Ein Neubeginn der Beziehung zwischen Fans und Verband lässt sich nicht einfach verordnen. Die Leistungen von Funktionär­en, Trainern und Spielern waren zu kläglich, als dass Aufbruchss­timmung nun simpel herzustell­en wäre. Am ehesten lässt sich das verloren vergangene Vertrauen auf simple Weise wieder zurückerla­ngen: Ehrlichkei­t. Wie will der DFB helfen, die Skandale der Vergangenh­eit aufzukläre­n? Welche Leitlinien verfolgt der Verband? Und wie sollen sie umgesetzt werden? Welchen Plan verfolgt Löw mit seiner Mannschaft? Unterschie­dliche Themenfeld­er. Aber nur, wenn überall klare Antworten gefunden werden, kann der DFB auch wieder selbstbewu­sst nach Außen wirken.

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Foto: Witters Muss aufräumen statt erneuern: DFB‰ Präsident Fritz Keller.
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