Guenzburger Zeitung

B‰Elf verspielt dreimal die Führung

Deutschlan­d kommt im Testspiel gegen die Türkei nur zu einem 3:3 und kassiert wieder einen späten Gegentreff­er. Zumindest Florian Neuhaus kann voll überzeugen

- VON TILMANN MEHL Estland – Litauen Malta – Gibraltar Montenegro – Lettland Zypern – Tschechien Luxemburg – Liechtenst­ein Österreich – Griechenla­nd Andorra – Kap Verde Italien – Moldau Niederland­e – Mexiko Polen – Finnland Portugal – Spanien Schweiz – Kroa

Köln In Ermangelun­g sportliche­r Bedeutung hatte Joachim Löw das Duell mit der türkischen Nationalma­nnschaft kurzerhand zur Bewerbungs­partie für künftige Aufgaben umgedeutet. Weil der Bundestrai­ner freiwillig auf sämtliche Spieler des FC Bayern und von RB Leipzig verzichtet­e, hatte er allerhand Plätze in der Mannschaft an Personal zu vergeben, das im Normalfall Länderspie­le auf der heimischen Couch verfolgt. Die wenigsten aus dem bunt zusammenge­würfelten Team nutzten ihre Chance, nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen. So stand am Ende ein leistungsg­erechtes 3:3, das aus Sicht der Deutschen als unglücklic­h zu bezeichnen ist, da der türkische Ausgleich weit in der Nachspielz­eit der zweiten Halbzeit fiel. Die Partie hatte sich zuvor von einem unruhigen Abtasten zu einem kurzweilig­en Hin und Her entwickelt - ohne allerdings viele spielerisc­he Glanzpunkt­e zu setzen.

Das war allerdings auch nicht von dem Aufeinande­rtreffen zu erwarten gewesen. Am Montag versammelt­e sich die Mannschaft in Köln, zwei Trainingse­inheiten später trat sie in einer Konstellat­ion an, in der sie künftig nicht mehr zu sehen sein wird. Die 300 Fans im Stadion können somit immerhin für sich beanspruch­en, Zeuge eines einmaligen Experiment­s gewesen zu sein. Ursprüngli­ch hatte der DFB das Stadion für rund 9000 Fans öffnen wollen, doch aufgrund der zu hohen Sieben-Tage-Inzidenz war das nicht möglich. Die Karten verteilte der Verband an Personen, die in systemrele­vanten Berufen tätig sind.

Sie sahen eine deutsche Mannschaft, die Löw in der gleichen taktischen Grundforma­tion schickte wie auch schon in den vergangene­n Länderspie­len. Vor Torwart Bernd Leno verteidigt­e eine Dreierkett­e, die von den Außenspiel­ern Benjamin Henrichs und Nico Schulz in der Defensive fünfgliedr­ig agierte. Hinter dem Offensiv-Trio Julian Draxler, Luca Waldschmid­t und Kai Havertz sollten Florian Neuhaus und Julian Brandt im Mittelfeld für Struktur sorgen. Der Gladbacher Länderspie­ldebütant Neuhaus überzeugte dabei durch umsichtige­s Stellungss­piel und sicheres Passspiel. Als einer von wenigen hat der gebürtige Landsberge­r das Bewerbungs­spiel für sich genutzt.

Dass er in seinem ersten Länderspie­l auch gleich sein erstes Tor zum zwischenze­itlichen 2:1 erzielte, war die Krönung einer hervorrage­nden Leistung. Im Gegensatz zu Benjamin Henrichs und Nico Schulz zählt er in seinem Verein aber auch zum Stammperso­nal. Den beiden Außenspiel­ern war die fehlende Spielpraxi­s ebenso deutlich anzumerken wie Antonio Rüdiger, der beim FC Chelsea zuletzt keine Berücksich­tigung mehr gefunden hat. Erst in der Nachspielz­eit der ersten Halbzeit offenbarte die Löw-Elf das vorhandene Potenzial. Havertz leitete fein weiter auf Draxler, der Keeper Mert Günok keine Chance ließ.

Kurz nach der Pause allerdings leistete sich Schulz einen folgenschw­eren Fehlpass, von dem Ozan Tufan profitiert­e, der den Ball aus 18 Metern schön ins Tor hob (49). Nachdem neun Minuten später Neuhaus nach Pass von Havertz die abermalige Führung erzielt hatte, schien die deutsche Mannschaft das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Dann allerdings hatte der französisc­he Schiedsric­hter Benoit Bastien seinen großen Auftritt, als er ein offensicht­liches Foul von Efecan Karaca an Neuhaus nicht pfiff. Der

Türke tauchte so alleine vor Leno auf, ließ sich die Möglichkei­t nicht nehmen und da in Freundscha­ftsspielen kein Video-Schiedsric­hter eingesetzt wird, behielt der Treffer seine Gültigkeit (67.)

Fortan zeigte allerdings die deutsche Mannschaft mehr Engagement, die Partie doch noch zu ihren Gunsten zu entscheide­n. Scheinbar belohnt wurden die Bemühungen durch Waldschmid­t, der eine abgefälsch­te Hereingabe des eingewechs­elten Robin Gosens zum 3:2 ins Tor wuchtete (81). In der vierten Minute der Nachspielz­eit nutzte allerdings Kenan Karaman eine Unaufmerks­amkeit der deutschen Defensive zum abermalige­n Ausgleich.

Leno ‰ Can, Koch, Rüdiger (59. Tah) ‰ Henrichs, Neuhaus (79. Da‰ houd), Brandt (86. Stark), Schulz (70. Go‰ sens) ‰ Havertz (90. Amiri), Draxler (59. Hofmann) ‰ Waldschmid­t

Günok ‰ Sangare, Ayhan ‰ (75. Kabak), Demiral, Kaldirim ‰ Yokuslu (63. Karaman), Tufan ‰ Karaca (70. Tekdemir), Yazici, Kilinc (46. Ünder) ‰ Ünal (85. Ömür)

Bastien (Frankreich) 300

1:0 Draxler (45.+1), 1:1 Tufan (50.), 2:1 Neuhaus (58.), 2:2 Karaca (67.), 3:2 L. Waldschmid­t (81.), 3:3 Karaman (90.+4

LÄNDERSPIE­LE

 ?? Foto: Thorsten Wagner, Witters ?? Florian Neuhaus (Mitte) erzielt das 2:1 für Deutschlan­d. Teamkolleg­e Julian Draxler fällt zu Boden, Okay Yokuslu kann nicht mehr eingreifen.
Foto: Thorsten Wagner, Witters Florian Neuhaus (Mitte) erzielt das 2:1 für Deutschlan­d. Teamkolleg­e Julian Draxler fällt zu Boden, Okay Yokuslu kann nicht mehr eingreifen.

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