Schützen gehen neue Wege
Ihre Gegner bekommen einige Mannschaften beim Wettkampf gar nicht zu Gesicht. Die Bundesligen wurden abgesagt, andere Klassen können eingeschränkt starten
Augsburg/Mertingen Nach dem Wettkampf wird bei den Schützen gerne noch ein wenig gefachsimpelt. Für gewöhnlich sitzen Heim- und Gastverein über fast alle Klassen hinweg gemeinsam am Tisch und diskutieren noch eine Weile. Es sind viele Faktoren, die die Faszination am Schießsport ausmachen, dazu gehört auch das gute Miteinander. Aber auch sportlich gibt es einige Reize. Notwendig ist Konzentration, die beispielsweise bei den Luftgewehrschützen über 40 Schuss im Rundenwettkampf entscheidend ist. Schon ein oder zwei Fehlschüsse reichen aus, um sich und seine Mannschaft um ein gutes Resultat zu bringen. Auch ausreichend Kondition, Ausdauer und Mentalität zeichnen einen guten Schützen aus. Nun werden durch die Folgen der CoronaPandemie in manchen Ligen vorübergehend neue Wege eingeschlagen – es gibt aber auch Absagen.
In der ersten und zweiten Liga, die für die Luftgewehrschützen am 10. Oktober und für die Luftpistolenschützen am 17. Oktober gestartet wäre, wurde die Saison abgesagt. Der Ligaausschuss stimmte mit 10:5 Stimmen für die Absage. „Die erste und zweite Bundesliga ist quasi eingefroren. Es gibt keinen Auf- und Abstieg. Das wirkt sich natürlich auf die darunterliegenden Ligen aus, bei denen die Aufstiegsregelung ebenfalls ausgesetzt ist“, sagt Gerhard Furnier, der Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes (DSB). Ausschlaggebend seien Bedenken der Vereine gewesen, dass Schützen nach weiteren Auswärtsfahrten in eine längere Quarantäne müssten. Dies hätte wiederum negative Auswirkungen auf den beruflichen Alltag der Sportler. Furnier spricht von einem „herben Rückschlag für die Bundesliga.“
In der zweiten Bundesliga wären die Schützen der Gemütlichkeit Mertingen nach ihrem Aufstieg gerne angetreten. Bedenken gab es dort zumindest keine, betont der Vorsitzende Christoph Schaible: „Wir hätten gerne geschossen und bei uns wäre es auch problemlos möglich gewesen, die Hygieneregeln einzuhalten.“Den erhöhten Aufwand hätte der Aufsteiger laut Schaible sehr gerne in Kauf genommen, nun müsse man sich mit der Entscheidung abfinden: „Unsere Schützen trainieren ganz normal weiter. Auch wenn sie natürlich traurig sind, keine Bundesligawettkämpfe in dieser Saison absolvieren zu dürfen.“
Beim Bezirk Schwaben habe man sich am Bayerischen Sportschützenbund (BSSB) orientiert, der entschieden hatte, die Bayernliga starten zu lassen, sagt Bezirksrundenwettkampfleiter Gerhard Lengger. Dadurch konnte der Schwabenliga, Bezirksoberliga und Bezirksliga grünes Licht gegeben werden. Lengger berichtet: „Wir können unter Einhaltung der Hygieneregeln in diesen Klassen einen relativ normalen Wettkampf durchführen.“Aufstiegswettkämpfe zur Bayernliga werde es ebenfalls geben, lediglich der Aufstieg aus der Bayernliga in die zweite Liga sei dieses Jahr nicht möglich, so Lengger.
Eine einheitliche Lösung für die unteren Klassen gibt es allerdings nicht. Dort ist jedem Gau die Organisation selbst überlassen. Im Schützengau Donau-Ries wird beispielsweise in der Gauoberliga-A auf den „normalen Ligamodus“gesetzt, in den Klassen darunter würden Fernwettkämpfe ausgetragen, wie Gausportleiter Franz Müller informiert: „Ab der Gauoberliga-B schießen die Mannschaften jeweils in den heimischen Sportstätten.“So tritt der Großteil der Vereine gegen einen physisch nicht anwesenden Gegner an. Die je vier Schützen pro Mannschaft melden ihre Resultate online. Unter der Gauoberliga und der Gauliga folgen in dem Schützengau von der A-Klasse bis zur F-Klasse sechs weitere Ligen.
Die Basis dieses Übergangsmodells, das nur diese Saison andauern soll, sei laut Müller Ehrlichkeit: „Wir haben es so gestaltet, dass beide Mannschaften erst die Ringzahl des Kontrahenten sehen, wenn beide Ergebnisse gemeldet wurden.
Dennoch bauen wir auf die Fairness der Schützen.“Der Gausportleiter ist zuversichtlich, dass die Resultate ehrlich zustande kommen: „Die jeweiligen Mannschaftsführer sind verantwortlich, dass alles fair abläuft. In der Haut des Schützen, der ein Ergebnis beschönigt, möchte ich nicht stecken.“Das komme „früher oder später heraus“und würde einen „großen Imageschaden für Sportler und Verein“bedeuten. Im Vordergrund stehe allerdings nun klar die Vorfreude, dass es wieder mit dem Wettkampf losgehen könne, betont Müller.