Guenzburger Zeitung

Schützen gehen neue Wege

Ihre Gegner bekommen einige Mannschaft­en beim Wettkampf gar nicht zu Gesicht. Die Bundeslige­n wurden abgesagt, andere Klassen können eingeschrä­nkt starten

- VON FABIAN KAPFER

Augsburg/Mertingen Nach dem Wettkampf wird bei den Schützen gerne noch ein wenig gefachsimp­elt. Für gewöhnlich sitzen Heim- und Gastverein über fast alle Klassen hinweg gemeinsam am Tisch und diskutiere­n noch eine Weile. Es sind viele Faktoren, die die Faszinatio­n am Schießspor­t ausmachen, dazu gehört auch das gute Miteinande­r. Aber auch sportlich gibt es einige Reize. Notwendig ist Konzentrat­ion, die beispielsw­eise bei den Luftgewehr­schützen über 40 Schuss im Rundenwett­kampf entscheide­nd ist. Schon ein oder zwei Fehlschüss­e reichen aus, um sich und seine Mannschaft um ein gutes Resultat zu bringen. Auch ausreichen­d Kondition, Ausdauer und Mentalität zeichnen einen guten Schützen aus. Nun werden durch die Folgen der CoronaPand­emie in manchen Ligen vorübergeh­end neue Wege eingeschla­gen – es gibt aber auch Absagen.

In der ersten und zweiten Liga, die für die Luftgewehr­schützen am 10. Oktober und für die Luftpistol­enschützen am 17. Oktober gestartet wäre, wurde die Saison abgesagt. Der Ligaaussch­uss stimmte mit 10:5 Stimmen für die Absage. „Die erste und zweite Bundesliga ist quasi eingefrore­n. Es gibt keinen Auf- und Abstieg. Das wirkt sich natürlich auf die darunterli­egenden Ligen aus, bei denen die Aufstiegsr­egelung ebenfalls ausgesetzt ist“, sagt Gerhard Furnier, der Vizepräsid­ent des Deutschen Schützenbu­ndes (DSB). Ausschlagg­ebend seien Bedenken der Vereine gewesen, dass Schützen nach weiteren Auswärtsfa­hrten in eine längere Quarantäne müssten. Dies hätte wiederum negative Auswirkung­en auf den berufliche­n Alltag der Sportler. Furnier spricht von einem „herben Rückschlag für die Bundesliga.“

In der zweiten Bundesliga wären die Schützen der Gemütlichk­eit Mertingen nach ihrem Aufstieg gerne angetreten. Bedenken gab es dort zumindest keine, betont der Vorsitzend­e Christoph Schaible: „Wir hätten gerne geschossen und bei uns wäre es auch problemlos möglich gewesen, die Hygienereg­eln einzuhalte­n.“Den erhöhten Aufwand hätte der Aufsteiger laut Schaible sehr gerne in Kauf genommen, nun müsse man sich mit der Entscheidu­ng abfinden: „Unsere Schützen trainieren ganz normal weiter. Auch wenn sie natürlich traurig sind, keine Bundesliga­wettkämpfe in dieser Saison absolviere­n zu dürfen.“

Beim Bezirk Schwaben habe man sich am Bayerische­n Sportschüt­zenbund (BSSB) orientiert, der entschiede­n hatte, die Bayernliga starten zu lassen, sagt Bezirksrun­denwettkam­pfleiter Gerhard Lengger. Dadurch konnte der Schwabenli­ga, Bezirksobe­rliga und Bezirkslig­a grünes Licht gegeben werden. Lengger berichtet: „Wir können unter Einhaltung der Hygienereg­eln in diesen Klassen einen relativ normalen Wettkampf durchführe­n.“Aufstiegsw­ettkämpfe zur Bayernliga werde es ebenfalls geben, lediglich der Aufstieg aus der Bayernliga in die zweite Liga sei dieses Jahr nicht möglich, so Lengger.

Eine einheitlic­he Lösung für die unteren Klassen gibt es allerdings nicht. Dort ist jedem Gau die Organisati­on selbst überlassen. Im Schützenga­u Donau-Ries wird beispielsw­eise in der Gauoberlig­a-A auf den „normalen Ligamodus“gesetzt, in den Klassen darunter würden Fernwettkä­mpfe ausgetrage­n, wie Gausportle­iter Franz Müller informiert: „Ab der Gauoberlig­a-B schießen die Mannschaft­en jeweils in den heimischen Sportstätt­en.“So tritt der Großteil der Vereine gegen einen physisch nicht anwesenden Gegner an. Die je vier Schützen pro Mannschaft melden ihre Resultate online. Unter der Gauoberlig­a und der Gauliga folgen in dem Schützenga­u von der A-Klasse bis zur F-Klasse sechs weitere Ligen.

Die Basis dieses Übergangsm­odells, das nur diese Saison andauern soll, sei laut Müller Ehrlichkei­t: „Wir haben es so gestaltet, dass beide Mannschaft­en erst die Ringzahl des Kontrahent­en sehen, wenn beide Ergebnisse gemeldet wurden.

Dennoch bauen wir auf die Fairness der Schützen.“Der Gausportle­iter ist zuversicht­lich, dass die Resultate ehrlich zustande kommen: „Die jeweiligen Mannschaft­sführer sind verantwort­lich, dass alles fair abläuft. In der Haut des Schützen, der ein Ergebnis beschönigt, möchte ich nicht stecken.“Das komme „früher oder später heraus“und würde einen „großen Imageschad­en für Sportler und Verein“bedeuten. Im Vordergrun­d stehe allerdings nun klar die Vorfreude, dass es wieder mit dem Wettkampf losgehen könne, betont Müller.

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 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? Schützin Verena Schröttle ist mit der Gemütlichk­eit Mertingen in die zweite Bundesliga aufgestieg­en. Da die Liga vom Verband nun abgesagt wurde, trainiert sie mit ihren Teamkolleg­en schon für die übernächst­e Saison.
Foto: Szilvia Izsó Schützin Verena Schröttle ist mit der Gemütlichk­eit Mertingen in die zweite Bundesliga aufgestieg­en. Da die Liga vom Verband nun abgesagt wurde, trainiert sie mit ihren Teamkolleg­en schon für die übernächst­e Saison.
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