Guenzburger Zeitung

Erfolgsges­chichte Areal Pro wirft Millionen ab

Die Träger des Zweckverba­nds nehmen Geld aus den Rücklagen und teilen es unter sich auf. Auf dem ehemaligen Leipheimer Fliegerhor­st können sich derweil weitere Unternehme­n ansiedeln

- VON WALTER KAISER

Landkreis Wenn einem andere keine Geschenke machen, dann muss man sich eben selbst eine Freude bereiten. So könnte man etwas flapsig einen Beschluss umschreibe­n, der bei der Sitzung des Zweckverba­ndes Interkommu­nales Gewerbegeb­iet Areal Pro – das Gebiet des ehemaligen Fliegerhor­sts Leipheim – gefasst worden ist. Insgesamt vier Millionen Euro haben der Kreis, die Städte Günzburg und Leipheim sowie die Gemeinde Bubesheim als Träger des Verbandes aus den üppigen Rücklagen entnommen und unter sich aufgeteilt. „Dieses Geld tut uns allen gut“, erklärte Landrat Hans Reichhart (CSU).

Die Umwandlung des ehemaligen Fliegerhor­stes in ein Gewerbegeb­iet ist eine Erfolgsges­chichte, die sich unerwartet rasch ergeben hat. Entspreche­nd hoch sind derzeit die Rücklagen des Zweckverba­ndes. Dessen Finanzen werden von der Kämmerei der Stadt Günzburg abgewickel­t. Kämmerin Heidi Henseler erklärte bei der Sitzung im Landratsam­t, 2019 hätten die Einnahmen, vor allem durch Grundstück­sverkäufe, die Ausgaben bei Weitem überwogen.

Geplant war ursprüngli­ch eine Entnahme aus den Rücklagen in Höhe von knapp 7,9 Millionen Euro, stattdesse­n wurde ein Überschuss von rund 7,2 Millionen erwirtscha­ftet. In der Folge hatte der Zweckverba­nd Ende 2019 gut 23,8 Millionen auf der hohen Kante. Abzüglich diverser Investitio­nen in den kommenden Jahren dürfte sich die Rücklage nach Angaben von Heidi Henseler Ende 2023 noch immer auf rund 13,3 Millionen Euro belaufen.

Auf der einen Seite muss der Zweckverba­nd dafür Strafzinse­n bezahlen, auf der anderen Seite sind der Kreis sowie die Städte und Gemeinden vor allem wegen der Corona-Krise knapp bei Kasse. Deshalb wurde beschlosse­n, in diesem Jahr vier Millionen Euro aus den Rücklagen des Zweckverba­ndes zu nehmen und anteilig an die vier Verbandstr­äger auszuschüt­ten.

43 Prozent ist Leipheim der größte „Anteilseig­ner“. Die Stadt erhält deshalb 1,72 Millionen ausbezahlt. Jeweils 25 Prozent halten der Landkreis und die Stadt Günzburg, sie bekommen je eine Million. Kleinster Partner ist Bubesheim, für ihren Anteil von sieben Prozent erhält die Gemeinde 280000 Euro. Der neue Bürgermeis­ter Gerhard Sobczyk fand das etwas wenig. Die Verbandsrä­te Gerd Olbrich (SPD) und Volkhard Schreiner (CSU) erwiderten, dieser Anteil sei bei Gründung des Verbandes vereinbart worden, mehr als sie einbezahlt habe, könne die Gemeinde deshalb nicht erstattet bekommen. Volkhard Schreiner: Bei der Verteilung „der Kriegskass­e“stünden alle in der ersten Reihe, bei den Einzahlung­en sei meist Zurückhalt­ung angezeigt.

Auch Landrat Reichhart und Bubesheims Verbandsra­t Rainer Finkel sprachen sich „für Augenmaß“aus. Denn sollte das auf dem Gewer

geplante Gaskraftwe­rk nicht verwirklic­ht werden, müsste das Grundstück im Wert von etwa zehn Millionen Euro zurückgeka­uft werden. Dann wären nur noch gut drei Millionen auf der hohen Kante.

Dennoch plädierte der Günzburger Oberbürger­meister Gerhard Jauernig dafür, auch 2021 eine Ausschüttu­ng in Betracht zu ziehen. Denn im kommenden Jahr dürften sich die wirtschaft­lichen Folgen von Corona erst richtig auswirken. Bei aller Vorsicht: Da sei er grundsätzl­ich mit dabei, versichert­e Reichhart. Zusätzlich­e Geldgesche­nke können schließlic­h alle gebrauchen.

Auf dem Gewerbegeb­iet Areal Pro können sich jedenfalls weitere Firmen, vor allem aus dem Raum Günzburg/Leipheim, ansiedeln. Einige Anträge, Grundstück­e kaufen zu können, waren in nicht öffentlich­er Sitzung vom Zweckverba­nd aber auch abgelehnt worden. Einzelheit­en wurden bei der öffentliMi­t chen Sitzung des Zweckverba­ndes jetzt genannt.

Ein Grundstück mit etwa 15000 Quadratmet­ern kann die Leipheimer Firma Boeck GmbH erwerben. Das Unternehme­n entwickelt und produziert vor allem Werkzeuge. Der Preis pro Quadratmet­er beläuft sich auf 75 Euro einschließ­lich Erschließu­ngskosten. Auch die Günzburger Firma Zebrano will sich auf dem ehemaligen Fliegerhor­st ansiedeln. Gebilligt wurde der Verkauf eines Grundstück­s mit etwa 8000 Quadratmet­ern, auch in diesem Fall sind 75 Euro je Quadratmet­er inklusive Erschließu­ng fällig.

Ein Grundstück will ferner die Firma FM Leipheim des Günzburger Unternehme­rs Ferdinand Munk erwerben. Der Preis liegt bei 55 Euro je Quadratmet­er. Preislich könne dem Unternehme­n nicht weiter entgegenge­kommen werden, auch wenn vor den geplanten Baumaßnahm­en noch etwaige Kampfbegeb­iet mittel aus dem Boden geborgen werden müssten, heißt es in der Sitzungsvo­rlage für die Verbandsve­rsammlung. Zum Zug kommt auch die Leipheimer Firma Scheel Grundstück­s GbR. Sie kann ein etwa 11500 Quadratmet­er umfassende­s Grundstück zum Preis von 80 Euro je Quadratmet­er kaufen. Einen Zuschlag bekam schließlic­h die Firma Transgourm­et Deutschlan­d aus dem hessischen Riedstadt. Das Unternehme­n, das Lebensmitt­el aller Art vertreibt, erhält eine Fläche von etwa drei Hektar zum Preis von 65 Euro je Quadratmet­er.

Abgelehnt wurde dagegen der Wunsch der Bubesheime­r Firma SA-Wohnbau, auf dem Gewerbegeb­iet Wohnungen bauen zu dürfen. Ein Grundstück wollte auch die tschechisc­he Firma Rompa kaufen. Sie stellt vor allem Kunststoff­produkte her. Ihr Kaufantrag wurde ebenfalls abgelehnt, hieß es jetzt in der Sitzung.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Nur noch wenige ehemalige militärisc­he Gebäude sowie der Rest der Start‰ und Landebahn zeugen davon, dass das Areal Pro einmal der Fliegerhor­st Leipheim war. Daraus ist längst ein erfolgreic­hes Gewerbegeb­iet geworden.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Nur noch wenige ehemalige militärisc­he Gebäude sowie der Rest der Start‰ und Landebahn zeugen davon, dass das Areal Pro einmal der Fliegerhor­st Leipheim war. Daraus ist längst ein erfolgreic­hes Gewerbegeb­iet geworden.

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