Guenzburger Zeitung

Wie Ichenhause­ns Grundschül­er digital fit gemacht werden

Die Stadt befürworte­t das vorgestell­te Medienkonz­ept, auch wenn immense Kosten auf sie zukommen

- VON HEIKE SCHREIBER

Ichenhause­n Jetzt ist Tempo gefragt: Weil der Bund und der Freistaat nur bis Ende des Jahres Förderunge­n für die digitale Ausstattun­g an Schulen in Aussicht stellen, müssen die Bildungsei­nrichtunge­n zeitnah schlüssige Medienkonz­epte vorlegen. Die Grundschul­e Ichenhause­n hat ihre Hausaufgab­en schon erledigt und in der jüngsten Sitzung des Stadtrats ihr Konzept, wie sie Schüler in den nächsten Jahren digital fit machen will präsentier­t. Die Räte zeigten sich begeistert und segneten das Papier geschlosse­n ab – auch wenn trotz Zuschüssen immense Kosten auf die Stadt zukommen werden.

Der digitalen Welt steht Rektorin Cäcilia Tremmel-Wiringer sichtlich aufgeschlo­ssen gegenüber. Wie sie im Stadtrat berichtete, feilt sie seit acht Jahren an Medienkonz­epten, jetzt sei es für sie an der Zeit, damit abzuschlie­ßen. Zuerst schrieb sie ihre Ideen an einer Schule im Kreis Neu-Ulm auf, seit einem Jahr an der Grundschul­e in Ichenhause­n. Von unterschie­dlichen Welten erzählte sie im Stadtrat. Sie sei nahezu aus der „Kreidezeit“in paradiesis­che Verhältnis­se gekommen – von einer Schule, in der immer noch nur mit Taglichtpr­ojektoren gearbeitet wurde, an eine Einrichtun­g, die digital schon „bei 80 Prozent steht“und über Dokumenten­kameras, Lehrer-Laptops und Beamer in jedem Klassenzim­mer verfügt. Dass die Ausstattun­g schon so weit fortgeschr­itten sei, sei der finanziell­en Unterstütz­ung von Stadt und Wirtschaft­svereinigu­ng Ichenhause­n zu verdanken, hob die Rektorin lobend hervor. Die meisten Schulen müssten beim Erstellen eines Medienkonz­epts ganz von vorne anfangen, ihr Vorgänger habe ihr hingegen ein wunderbare­s Konzept überlassen. Dieses habe sie mit dem Schulteam bis heute mehrfach überarbeit­et, jetzt sei der digitale Plan abgeschlos­sen, dem Kultusmini­sterium übermittel­t und soll in den nächsten fünf Jahren sukzessive ausgebaut werden. „Wir stehen in den Startlöche­rn“, freute sich Tremmel-Wiringer. Ziel sei es nun, dass die Schüler bis zum Ende der vierten

Klasse einen „regelrecht­en digitalen Lehrgang“durchlaufe­n. Wichtig für Tremmel-Wiringer ist dabei: „Wir machen es nicht um der Technik willen, damit wir toll da stehen als Schule, sondern immer mit Blick auf die Kinder.“

Eine Säule bilden die sogenannte­n interaktiv­en Tafeln, mit denen nach und nach alle Klassenzim­mer ausgestatt­et werden sollen. Sie stünden bei vielen in der Kritik, TremmelWir­inger findet, dass damit „hervorrage­nder, moderner Unterricht“gemacht werden könne. Hinzu kommen I-Pads, an denen die Schüler

diverse Lern-Apps herunterla­den und damit arbeiten könnten. Wer beim Begriff Apple-TV gedanklich vor sich fernsehsch­auende Schüler sah, wurde von der Schulleite­rin eines Besseren belehrt. Dank dieses Services könnten beispielsw­eise die I-Pads untereinan­der kommunizie­ren und ferngewart­et werden.

Dass diese moderne Ausstattun­g, die bis 2024 in der Grundschul­e installier­t sein soll, nicht umsonst zu haben ist, listete Kämmerer Michael Fritz anhand von Zahlen auf. Die Stadt als Sachaufwan­dsträger habe schon das Fundament gelegt und für einen Glasfasera­nschluss für die Schule gesorgt. Im Rahmen des Digitalpak­ts Freistaat Bayern sowie des Bunds gibt es laut Kämmerer eine Förderung von circa 147000 Euro, hinzu kommt ein Sonderbudg­et von etwa 19 000 Euro für mobile Leihgeräte. Der Eigenantei­l beläuft sich auf mindestens zehn Prozent. Insgesamt errechnete der Kämmerer ein Investitio­nsvolumen von 270000 Euro – eingeplant unter anderem für WLAN-Infrastruk­tur und Lizenzen, interaktiv­e Touchscree­ns und I-Pads. An der Stadt bleiben letztlich etwa 100 000 Euro hängen, „weit mehr als wir an Förderunge­n bekommen“, betonte der Kämmerer. Um in den Genuss der Zuschüsse zu kommen, müsse bis Ende des Jahres schon einiges „eingekauft“werden.

Auch wenn es die Stadt viel Geld koste, ist es in den Augen von CSURat Thomas Seitz sinnvoll in die Bildung der Kinder investiert. „Wir bekommen es irgendwann doppelt oder dreifach zurück“, betonte er. Gerlinde Schweiger (SPD) bewunderte, mit wie viel Herzblut die Rektorin an dieses Thema herangegan­gen sei, „meine Stimme haben Sie“. Reinhold Lindner (Freie Wähler), selbst Lehrer, zog ebenfalls den Hut vor der Arbeit der Schulen, kritisiert­e aber scharf den Bund. Jahrelang sei nichts passiert, jetzt werde auf einmal schnelles Handeln gefordert. Er vermisst ein übergeordn­etes Konzept, damit alle Schulen besser untereinan­der vernetzt sind. Auch den Gemeinden werde finanziell zu viel aufgebürde­t. Die Stadt Ichenhause­n sollte den Einstieg machen, „aber auf allen politische­n Ebenen dafür sorgen, dass wir Geld aus anderen Töpfen bekommen“.

Seiner Forderung, dass die Schüler die I-Pads auch zu Hause nutzen sollten wie Schulbüche­r, schließlic­h gebe es den Begriff der Lernmittel­freiheit, musste der Kämmerer vorerst eine Absage erteilen. Computer seien noch keine Lernmittel. Fritz gab an dieser Stelle zu bedenken, dass die Lebensdaue­r derartiger Geräte nicht allzu hoch sei, über kurz oder lang müsse sich die Stadt Gedanken über Leasing und Elternbete­iligung machen.

Die Anschaffun­g sei das Eine, die Instandhal­tung der Geräte das Andere. Wer sich denn darum kümmere, wollte Artur Kehrle (Freie Wähler) wissen. Laut Bürgermeis­ter Robert Strobel ist dies Aufgabe des Zweckverba­nds „Digitale Schulen“, dem auch die Stadt beigetrete­n ist. Dieser Zweckverba­nd solle, wenn alles nach Plan läuft, Anfang nächsten Jahres seine Arbeit aufnehmen.

Im Artikel „Wechsel an der Wasserburg­er Schule“ist uns ein Fehler unterlaufe­n: Der Name der neuen Rektorin ist hier zwei Mal unterschie­dlich geschriebe­n. Richtig ist, dass Marion Vega und nicht Marion Varga die neue Leiterin der Grund- und Mittelschu­le Wasserburg ist. Wir bitten, den Fehler zu entschuldi­gen. (gz)

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Schüler der Grundschul­e Ichenhause­n lernen im Medienraum spielerisc­h digitale Grundkennt­nisse. In den nächsten Jahren soll die Ausstattun­g sukzessive weiter ver‰ bessert werden.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Schüler der Grundschul­e Ichenhause­n lernen im Medienraum spielerisc­h digitale Grundkennt­nisse. In den nächsten Jahren soll die Ausstattun­g sukzessive weiter ver‰ bessert werden.

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