Manche Sozialstation ist an ihrem Limit angelangt
Vereine zeigen im Gespräch mit dem CSU-Kreisvorsitzenden Sauter auf, wo sie der Schuh drückt
Landkreis Hospizvereine leisten verdienstvolle Arbeit. In der öffentlichen Wahrnehmung wird diese Arbeit aber vielfach auf die Sterbeund Trauerbegleitung verengt. Doch die Hilfsangebote sind breiter gefächert. Das machten Vertreter des Raphael-Hospizvereins Günzburg, der Hospizinitiative Krumbach sowie des Kinder- und Jugendhospizes der Malteser bei einem Gespräch mit dem CSU-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Alfred Sauter deutlich. Zugleich hatten sie die Möglichkeit darzulegen, wo sie der Schuh drückt.
Aufgrund der Altersstruktur wird die Zahl der Pflegebedürftigen und Schwerstkranken in den kommenden Jahren zunehmen. Und damit auch die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen beziehungsweise bei den Hospizvereinen. Vorsitzender des Raphael-Hospizvereins ist Peter Müller. Er erklärte, Pflegebedürftige und Sterbende seien früher in der Großfamilie betreut, Angehörige damit seelisch aufgefangen worden. Die heute überwiegenden Kleinfamilien könnten das meist nicht mehr leisten.
Müller appellierte deshalb an Betroffene, aber auch an Pflegeeinrichtungen und vor allem an die ambulanten Dienste, sich im Bedarfsfall möglichst frühzeitig an die Hospizvereine zu wenden, um durch die verschiedenen psycho-sozialen Angebote Hilfen und Entlastung zu erhalten. Denn häufig, ergänzte Monika Drexler, seit 21 Jahren hauptamtliche Koordinatorin bei der Krumbacher Hospizinitiative, seien es scheinbare Kleinigkeiten, die noch Freude in das Leben Schwerkranker und Sterbender bringen – der Gang durch einen Park, ein
Konzert oder nur ein bunter Blumenstrauß. Die Vereine, so Müller, seien überwiegend christlich orientiert. Eine große Aufgabe werde es sein, künftig auch Andersgläubige, etwa Muslime, anzusprechen und zu unterstützen.
Geld und weitere Ehrenamtliche können auch die Hospizvereine naturgemäß immer brauchen. Mit insgesamt etwa 120 freiwilligen Helfern
im Landkreis, sowie der momentanen Finanzausstattung, seien die beiden Vereine jederzeit handlungsfähig, betonte Anneliese Hösch, Vorsitzende der Krumbacher Initiative. Anders sieht das beim Kinder- und Jugendhospiz der Malteser aus. Sylvia-Maria Braunwarth erklärte, die meist mehrjährige Betreuung schwerstkranker und sterbender Kinder koste die Malteser jährlich etwa 100000 Euro, die Kassen übernehmen aber nur etwa 30000 Euro. Der Rest muss vor allem über Spenden finanziert werden. Monika Drexler und Stefan Riederle, der Leiter der Sozialstation in Günzburg, wiesen auf die schwierige personelle Lage stationärer und ambulanter Pflegeeinrichtungen hin. Schon jetzt fehlten Fachkräfte, in Zukunft werde dieser Mangel noch größer. Zudem fehle es an Plätzen für die Kurzzeitpflege. Im Süden des Landkreises seien die Sozialstationen bereits „am Limit“, zunehmend problematisch werde es auch im Norden. Sauter erwiderte, das Land stelle jährlich etwa zwei Millionen Euro für die zusätzliche Unterstützung der stationären Einrichtungen und der Tagespflege bereit, aus seiner Sicht werde das „aber nicht das letzte Wort“sein.
Auch die Bezahlung der Pflegekräfte und der Hauptamtlichen in den Hospizvereinen sollte verbessert werden, wünschten sich die Sprecher der Vereine.
Um in der Öffentlichkeit noch mehr wahrgenommen zu werden – am 14. Oktober ist beispielsweise in Deutschland der Hospiztag – gehen Vertreter der Hospizvereine regelmäßig in die weiterführenden Schulen im Landkreis. Das Interesse der Jugendlichen sei erfreulich groß, erklärte Monika Drexler. Wie auch die Bereitschaft vieler Menschen, sich in der Hospizarbeit zu engagieren. Abschließend bekannte Alfred Sauter, der im Übrigen etwas mehr als seine Diätenerhöhung in Höhe von 1800 Euro an die drei Vereine gespendet hat, eine Reihe bis dahin unbekannte Details erfahren zu haben. Sein Eindruck aber sei, dass die Arbeit der Hospizvereine in der Politik zunehmend im Fokus stehe.
Geld und Ehrenamtliche sind immer zu gebrauchen