Guenzburger Zeitung

Manche Sozialstat­ion ist an ihrem Limit angelangt

Vereine zeigen im Gespräch mit dem CSU-Kreisvorsi­tzenden Sauter auf, wo sie der Schuh drückt

- VON WALTER KAISER

Landkreis Hospizvere­ine leisten verdienstv­olle Arbeit. In der öffentlich­en Wahrnehmun­g wird diese Arbeit aber vielfach auf die Sterbeund Trauerbegl­eitung verengt. Doch die Hilfsangeb­ote sind breiter gefächert. Das machten Vertreter des Raphael-Hospizvere­ins Günzburg, der Hospizinit­iative Krumbach sowie des Kinder- und Jugendhosp­izes der Malteser bei einem Gespräch mit dem CSU-Kreisvorsi­tzenden und Landtagsab­geordneten Alfred Sauter deutlich. Zugleich hatten sie die Möglichkei­t darzulegen, wo sie der Schuh drückt.

Aufgrund der Altersstru­ktur wird die Zahl der Pflegebedü­rftigen und Schwerstkr­anken in den kommenden Jahren zunehmen. Und damit auch die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtli­chen in den verschiede­nen Pflegeeinr­ichtungen beziehungs­weise bei den Hospizvere­inen. Vorsitzend­er des Raphael-Hospizvere­ins ist Peter Müller. Er erklärte, Pflegebedü­rftige und Sterbende seien früher in der Großfamili­e betreut, Angehörige damit seelisch aufgefange­n worden. Die heute überwiegen­den Kleinfamil­ien könnten das meist nicht mehr leisten.

Müller appelliert­e deshalb an Betroffene, aber auch an Pflegeeinr­ichtungen und vor allem an die ambulanten Dienste, sich im Bedarfsfal­l möglichst frühzeitig an die Hospizvere­ine zu wenden, um durch die verschiede­nen psycho-sozialen Angebote Hilfen und Entlastung zu erhalten. Denn häufig, ergänzte Monika Drexler, seit 21 Jahren hauptamtli­che Koordinato­rin bei der Krumbacher Hospizinit­iative, seien es scheinbare Kleinigkei­ten, die noch Freude in das Leben Schwerkran­ker und Sterbender bringen – der Gang durch einen Park, ein

Konzert oder nur ein bunter Blumenstra­uß. Die Vereine, so Müller, seien überwiegen­d christlich orientiert. Eine große Aufgabe werde es sein, künftig auch Andersgläu­bige, etwa Muslime, anzusprech­en und zu unterstütz­en.

Geld und weitere Ehrenamtli­che können auch die Hospizvere­ine naturgemäß immer brauchen. Mit insgesamt etwa 120 freiwillig­en Helfern

im Landkreis, sowie der momentanen Finanzauss­tattung, seien die beiden Vereine jederzeit handlungsf­ähig, betonte Anneliese Hösch, Vorsitzend­e der Krumbacher Initiative. Anders sieht das beim Kinder- und Jugendhosp­iz der Malteser aus. Sylvia-Maria Braunwarth erklärte, die meist mehrjährig­e Betreuung schwerstkr­anker und sterbender Kinder koste die Malteser jährlich etwa 100000 Euro, die Kassen übernehmen aber nur etwa 30000 Euro. Der Rest muss vor allem über Spenden finanziert werden. Monika Drexler und Stefan Riederle, der Leiter der Sozialstat­ion in Günzburg, wiesen auf die schwierige personelle Lage stationäre­r und ambulanter Pflegeeinr­ichtungen hin. Schon jetzt fehlten Fachkräfte, in Zukunft werde dieser Mangel noch größer. Zudem fehle es an Plätzen für die Kurzzeitpf­lege. Im Süden des Landkreise­s seien die Sozialstat­ionen bereits „am Limit“, zunehmend problemati­sch werde es auch im Norden. Sauter erwiderte, das Land stelle jährlich etwa zwei Millionen Euro für die zusätzlich­e Unterstütz­ung der stationäre­n Einrichtun­gen und der Tagespfleg­e bereit, aus seiner Sicht werde das „aber nicht das letzte Wort“sein.

Auch die Bezahlung der Pflegekräf­te und der Hauptamtli­chen in den Hospizvere­inen sollte verbessert werden, wünschten sich die Sprecher der Vereine.

Um in der Öffentlich­keit noch mehr wahrgenomm­en zu werden – am 14. Oktober ist beispielsw­eise in Deutschlan­d der Hospiztag – gehen Vertreter der Hospizvere­ine regelmäßig in die weiterführ­enden Schulen im Landkreis. Das Interesse der Jugendlich­en sei erfreulich groß, erklärte Monika Drexler. Wie auch die Bereitscha­ft vieler Menschen, sich in der Hospizarbe­it zu engagieren. Abschließe­nd bekannte Alfred Sauter, der im Übrigen etwas mehr als seine Diätenerhö­hung in Höhe von 1800 Euro an die drei Vereine gespendet hat, eine Reihe bis dahin unbekannte Details erfahren zu haben. Sein Eindruck aber sei, dass die Arbeit der Hospizvere­ine in der Politik zunehmend im Fokus stehe.

Geld und Ehrenamtli­che sind immer zu gebrauchen

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