Zoff um Feuerwerk: Event beim FetzerSee abgesagt
Am Samstag wollten Pyrotechnik-Hersteller auf dem Fetzer-Areal ihre Produkte präsentieren. Doch der Grundstückseigentümer sagt das Event kurzfristig ab. Das sorgt für Ärger in der Branche
Nach einem Bericht unserer Zeitung sagt der Grundstückseigentümer ein geplantes Feuerwerk ab. Das sorgt für Ärger.
Gundelfingen Die Feuerwerksveranstaltung, die für Samstag auf dem Areal beim Fetzer-See geplant war, fand nicht statt. Nach einem Bericht unserer Zeitung, der am späten Freitagnachmittag zunächst online erschien, entschloss sich der Grundstückseigentümer Alexander Fetzer, die Aktion abzusagen. Die Entscheidung sorgte unter den Beteiligten für großen Ärger.
Vertreter von fünf deutschen Pyrotechnik-Firmen wollten im Rahmen eines sogenannten „Vorschießens“Fachhändlern ihre Feuerwerksartikel präsentieren. Dazu wären insgesamt 400 Branchen-Beteiligte in die Region zwischen Gundelfingen und Günzburg gekommen. Über Stunden hätten sie an einem unbenannten See auf dem Fetzer-Gelände, in der Nähe des Neuhofs, Raketen abgeschossen, der Höhepunkt wäre ein großes Abschlussfeuerwerk um 22 Uhr gewesen. Wie berichtet, kritisierten Tier- und Umweltschützer die Aktion scharf. Vor diesem Hintergrund betont auch Grundstückseigentümer Fetzer: „Ich möchte mich von Veranstaltungen, die aus Sicht des Umweltschutzes nicht mehr zeitgemäß sind, distanzieren“, sagt er auf Anfrage. Über Stunden wäre die Tier- und Vogelwelt gestört worden, so Fetzer. Nach seiner Ansicht sei das Event nicht nur aus Umwelt-, sondern in Corona-Zeiten auch aus Gesundheitsaspekten bedenklich – 400 Personen wären an einem Ort zusammengekommen. Als er den Planungen auf seinem Gelände vor etwa einem halben Jahr zugestimmt hat, habe er nicht gewusst, dass so viele Menschen kommen, sagt Fetzer. Das Ausmaß habe er angeblich erst durch den Artikel erfahren und dann sofort seine Entscheidung getroffen.
Die Absage löst unter den Beteiligten der Pyrotechnik-Branche viel Ärger aus. Malte Klein ist Eigentümer der Argento GmbH aus Zossen in Brandenburg. Die Firma hat nach seinen Angaben das Event ursprünglich ins Leben gerufen. Auf der Veranstaltung bei Gundelfingen hätten schwerpunktmäßig die von ihr vertriebenen Produkte gezeigt werden sollen. Die kurzfristige Absage des Grundstücksbesitzers habe Beteiligten „massiv geschockt“, so Klein. Immerhin sei nach seinen Angaben bereits vor Monaten eine Genehmigung erteilt worden, und auf dem Areal fanden schon diverse andere Feuerwerke statt, darunter derartige Produktvorführungen. Klein betont, mit welchen wirtschaftlichen Folgen er zu kämpfen hat. Wegen der Corona-Krise sei das laufende Jahr für die gesamte Eventbranche ohnehin schwierig. Es gehe darum, den Betrieb der Firma aufrechterhalten zu können und keinen der Mitarbeiter entlassen zu müssen. „Umso härter trifft es mich nun natürlich, dass ich das Ergebnis von fast zehn Monaten harter Arbeit nun plötzlich unseren Kunden nicht
kann“, sagt Klein. Die Absage am Freitagabend sei zu kurzfristig gewesen, um diese irgendwie anzufechten oder einen anderen Veranstaltungsort zu finden. 400 Kunden und Geschäftspartner, teils sogar aus dem europäischen Ausland, seien bereits auf dem Weg, teils auch schon vor Ort gewesen. Fahrt- und Übernachtungskosten sind angefallen. Man habe mindestens 20000 Euro sowie unzählige Arbeitsstunden in die Vorbereitung der Präsentation investiert, alle nötigen Genehmigungen eingeholt, ein Hygienekonzept aufgesetzt, die Shows geplant und vorbereitet, dutzende Helfer hätten Vorarbeit geleistet. „Dies alles wird zunichtegealle macht“, beklagt der Firmeneigentümer. Er behauptet, den wahren Grund hinter der Absage zu kennen. Angeblich plane die Firma Fetzer ein neues Projekt zum Kiesabbau in der Region, deshalb wolle die Firma negative Presse vermeiden. Das Verhältnis mit dem Umweltamt, das ein neues Großprojekt genehmigen soll, dürfe nicht belastet werden, so die Behauptung von Klein. Inhaber Alexander Fetzer widerspricht diesen Vorwürfen vehement. „Das ist Schwachsinn und stimmt überhaupt nicht“, wehrt er sich. Neue KiesProjekte seien derzeit und in naher Zukunft weder geplant noch beim zuständigen Landratsamt eingereicht. Vor dem aktuellen Hintervorstellen grund betont Fetzer, dass seine Firma in der Vergangenheit viele Naturschutzprojekte geleistet habe und verantwortungsvoll mit den Flächen umgehe. Er verweist auf zahlreiche Renaturierungsaktionen. Man arbeite eng mit den Umweltbehörden zusammen. Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, mit der Absage der Feuerwerksveranstaltung ein Zeichen zu setzen. „Ich kann den Ärger der Betroffenen verstehen“, sagt Fetzer. „Aber Tier- und Umweltschutz sind mir wichtiger.“
Im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit ist ein weiterer Aspekt bemerkenswert. Hendrik Ketter vom Neuhof war für die Verpflegung der 400 Gäste zuständig. Die Lebensmittel für die Großveranstaltung hatte er längst eingekauft, teilt er auf Anfrage mit. Es ging um 500 Portionen für die Veranstaltung selbst, aber auch das Essen für rund 40 Aufbauhelfer. Außerdem hatten einige Beteiligte Tische reserviert, um vor dem Feuerwerk im Neuhof Essen zu gehen. Nach der unerwarteten Absage
Gastronom bleibt auf Lebensmitteln sitzen
bleibt der Gastronom nun auf seinen Waren sitzen. Einiges könne man zwar einfrieren, doch gerade frische Lebensmittel wandern jetzt in die Tonne. Es gehe beispielsweise um zehn Kilogramm Hackfleisch, fünf Kisten Salat und jeweils eine Kiste Tomaten und Gurken. „Das muss jetzt alles in den Müll“, sagt Ketter. Er spricht von 50 bis 60 Kilogramm Lebensmittel, die er nicht mehr weiterverarbeiten kann. So weit es möglich ist, möchte er zumindest einen Teil des Essens retten und an die Tafel spenden. „Das ist am Wochenende aber nicht so einfach“, betont Ketter. Dazu komme der Aufwand, den der Gastronom im Vorfeld geleistet habe. Nicht nur, dass er die Lebensmittel bestellt und vorbereitet hat. Er besorgte etwa auch Biertische und Zelte. „Das war viel Arbeit für nichts“, ärgert sich Ketter. „Gerade in Corona-Zeiten hätte das nicht sein müssen.“Ob er nun auf den Kosten sitzen bleibt, ist unklar – ebenso wie die Frage, wer für die Kosten des Veranstalters selbst aufkommt. »Kommentar