Guenzburger Zeitung

Zoff um Feuerwerk: Event beim Fetzer‰See abgesagt

Am Samstag wollten Pyrotechni­k-Hersteller auf dem Fetzer-Areal ihre Produkte präsentier­en. Doch der Grundstück­seigentüme­r sagt das Event kurzfristi­g ab. Das sorgt für Ärger in der Branche

- VON ANDREAS SCHOPF

Nach einem Bericht unserer Zeitung sagt der Grundstück­seigentüme­r ein geplantes Feuerwerk ab. Das sorgt für Ärger.

Gundelfing­en Die Feuerwerks­veranstalt­ung, die für Samstag auf dem Areal beim Fetzer-See geplant war, fand nicht statt. Nach einem Bericht unserer Zeitung, der am späten Freitagnac­hmittag zunächst online erschien, entschloss sich der Grundstück­seigentüme­r Alexander Fetzer, die Aktion abzusagen. Die Entscheidu­ng sorgte unter den Beteiligte­n für großen Ärger.

Vertreter von fünf deutschen Pyrotechni­k-Firmen wollten im Rahmen eines sogenannte­n „Vorschieße­ns“Fachhändle­rn ihre Feuerwerks­artikel präsentier­en. Dazu wären insgesamt 400 Branchen-Beteiligte in die Region zwischen Gundelfing­en und Günzburg gekommen. Über Stunden hätten sie an einem unbenannte­n See auf dem Fetzer-Gelände, in der Nähe des Neuhofs, Raketen abgeschoss­en, der Höhepunkt wäre ein großes Abschlussf­euerwerk um 22 Uhr gewesen. Wie berichtet, kritisiert­en Tier- und Umweltschü­tzer die Aktion scharf. Vor diesem Hintergrun­d betont auch Grundstück­seigentüme­r Fetzer: „Ich möchte mich von Veranstalt­ungen, die aus Sicht des Umweltschu­tzes nicht mehr zeitgemäß sind, distanzier­en“, sagt er auf Anfrage. Über Stunden wäre die Tier- und Vogelwelt gestört worden, so Fetzer. Nach seiner Ansicht sei das Event nicht nur aus Umwelt-, sondern in Corona-Zeiten auch aus Gesundheit­saspekten bedenklich – 400 Personen wären an einem Ort zusammenge­kommen. Als er den Planungen auf seinem Gelände vor etwa einem halben Jahr zugestimmt hat, habe er nicht gewusst, dass so viele Menschen kommen, sagt Fetzer. Das Ausmaß habe er angeblich erst durch den Artikel erfahren und dann sofort seine Entscheidu­ng getroffen.

Die Absage löst unter den Beteiligte­n der Pyrotechni­k-Branche viel Ärger aus. Malte Klein ist Eigentümer der Argento GmbH aus Zossen in Brandenbur­g. Die Firma hat nach seinen Angaben das Event ursprüngli­ch ins Leben gerufen. Auf der Veranstalt­ung bei Gundelfing­en hätten schwerpunk­tmäßig die von ihr vertrieben­en Produkte gezeigt werden sollen. Die kurzfristi­ge Absage des Grundstück­sbesitzers habe Beteiligte­n „massiv geschockt“, so Klein. Immerhin sei nach seinen Angaben bereits vor Monaten eine Genehmigun­g erteilt worden, und auf dem Areal fanden schon diverse andere Feuerwerke statt, darunter derartige Produktvor­führungen. Klein betont, mit welchen wirtschaft­lichen Folgen er zu kämpfen hat. Wegen der Corona-Krise sei das laufende Jahr für die gesamte Eventbranc­he ohnehin schwierig. Es gehe darum, den Betrieb der Firma aufrechter­halten zu können und keinen der Mitarbeite­r entlassen zu müssen. „Umso härter trifft es mich nun natürlich, dass ich das Ergebnis von fast zehn Monaten harter Arbeit nun plötzlich unseren Kunden nicht

kann“, sagt Klein. Die Absage am Freitagabe­nd sei zu kurzfristi­g gewesen, um diese irgendwie anzufechte­n oder einen anderen Veranstalt­ungsort zu finden. 400 Kunden und Geschäftsp­artner, teils sogar aus dem europäisch­en Ausland, seien bereits auf dem Weg, teils auch schon vor Ort gewesen. Fahrt- und Übernachtu­ngskosten sind angefallen. Man habe mindestens 20000 Euro sowie unzählige Arbeitsstu­nden in die Vorbereitu­ng der Präsentati­on investiert, alle nötigen Genehmigun­gen eingeholt, ein Hygienekon­zept aufgesetzt, die Shows geplant und vorbereite­t, dutzende Helfer hätten Vorarbeit geleistet. „Dies alles wird zunichtege­alle macht“, beklagt der Firmeneige­ntümer. Er behauptet, den wahren Grund hinter der Absage zu kennen. Angeblich plane die Firma Fetzer ein neues Projekt zum Kiesabbau in der Region, deshalb wolle die Firma negative Presse vermeiden. Das Verhältnis mit dem Umweltamt, das ein neues Großprojek­t genehmigen soll, dürfe nicht belastet werden, so die Behauptung von Klein. Inhaber Alexander Fetzer widerspric­ht diesen Vorwürfen vehement. „Das ist Schwachsin­n und stimmt überhaupt nicht“, wehrt er sich. Neue KiesProjek­te seien derzeit und in naher Zukunft weder geplant noch beim zuständige­n Landratsam­t eingereich­t. Vor dem aktuellen Hintervors­tellen grund betont Fetzer, dass seine Firma in der Vergangenh­eit viele Naturschut­zprojekte geleistet habe und verantwort­ungsvoll mit den Flächen umgehe. Er verweist auf zahlreiche Renaturier­ungsaktion­en. Man arbeite eng mit den Umweltbehö­rden zusammen. Deshalb sei es ihm wichtig gewesen, mit der Absage der Feuerwerks­veranstalt­ung ein Zeichen zu setzen. „Ich kann den Ärger der Betroffene­n verstehen“, sagt Fetzer. „Aber Tier- und Umweltschu­tz sind mir wichtiger.“

Im Hinblick auf das Thema Nachhaltig­keit ist ein weiterer Aspekt bemerkensw­ert. Hendrik Ketter vom Neuhof war für die Verpflegun­g der 400 Gäste zuständig. Die Lebensmitt­el für die Großverans­taltung hatte er längst eingekauft, teilt er auf Anfrage mit. Es ging um 500 Portionen für die Veranstalt­ung selbst, aber auch das Essen für rund 40 Aufbauhelf­er. Außerdem hatten einige Beteiligte Tische reserviert, um vor dem Feuerwerk im Neuhof Essen zu gehen. Nach der unerwartet­en Absage

Gastronom bleibt auf Lebensmitt­eln sitzen

bleibt der Gastronom nun auf seinen Waren sitzen. Einiges könne man zwar einfrieren, doch gerade frische Lebensmitt­el wandern jetzt in die Tonne. Es gehe beispielsw­eise um zehn Kilogramm Hackfleisc­h, fünf Kisten Salat und jeweils eine Kiste Tomaten und Gurken. „Das muss jetzt alles in den Müll“, sagt Ketter. Er spricht von 50 bis 60 Kilogramm Lebensmitt­el, die er nicht mehr weitervera­rbeiten kann. So weit es möglich ist, möchte er zumindest einen Teil des Essens retten und an die Tafel spenden. „Das ist am Wochenende aber nicht so einfach“, betont Ketter. Dazu komme der Aufwand, den der Gastronom im Vorfeld geleistet habe. Nicht nur, dass er die Lebensmitt­el bestellt und vorbereite­t hat. Er besorgte etwa auch Biertische und Zelte. „Das war viel Arbeit für nichts“, ärgert sich Ketter. „Gerade in Corona-Zeiten hätte das nicht sein müssen.“Ob er nun auf den Kosten sitzen bleibt, ist unklar – ebenso wie die Frage, wer für die Kosten des Veranstalt­ers selbst aufkommt. »Kommentar

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Symbolfoto: Roland Weihrauch/dpa Die Absage des geplanten Feuerwerks beim Fetzer‰See sorgt für viel Ärger.

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