Der Missionskreis macht Schluss
Ichenhauser haben viele Jahre Altkleider gesammelt und Tansania geholfen. Warum die Aktion Hoffnung übernimmt
Ichenhausen Ein Krankenhaus und eine Schule: Zwei Projekte, die mit Unterstützung des Missionskreises Itamuka im ostafrikanischen Tansania zustande kamen. Schon seit 37 Jahren engagiert sich der Missionskreis mit der Vorsitzenden Margit Scheppach für die Hilfsprojekte in der Dritten Welt. Über Jahrzehnte wurde vieles durch Kleidersammlungen des Ichenhauser Vereins ermöglicht. Doch wegen der CoronaKrise funktioniert das nicht mehr. Die Aktion Hoffnung der Diözese Augsburg übernimmt nun diese Arbeit für den Missionskreis.
Die größte Auszeichnung für Ichenhausens früheren Stadtpfarrer Helmut Enemoser als Vereinsinitiator und Vorsitzende Margit Scheppach kam 2004. Der heutige Augsburger Bischof und damalige Prälat Bertram Meier würdigte die Arbeit und den Verein mit dem AktionHoffnung-Preis der Diözese. Er hob damals hervor, dass mit der 20-jährigen Arbeit des Missionskreises nicht nur zwischenmenschliche Hilfe, sondern auch zwischenmenschliches Engagement beispielhaft praktiziert würden. Bis etwa ins Jahr 2000 wurden 95 Schiffscontainer an Hilfsgütern in das ostafrikanische Land gebracht. Darunter beispielsweise Einrichtungen aus dem früheren Günzburger Krankenhaus, Medikamente, Kindernahrung, Kleidung, Nähmaschinen und Werkzeuge. 1983 hatte ein belgischer Missionspfarrer den Anstoß für die Ichenhauser Hilfsaktion gegeben, als er um Unterstützung für eine Presse für Sonnenblumenkerne bat, um damit in Tansania Speiseöl zu produzieren.
Schon ein Jahr später besuchten Margit und Fritz Scheppach mit Pfarrer Endemoser das afrikanische Land und die Ortschaft Itamuka in Zentraltansania: „Überwältigend“, beschreibt die 81-jährige Ichenhauserin ihren Eindruck. Sie hat sogar die durch Spenden finanzierte Sonnenblumen-Ölpresse in Betrieb gesehen. Damals wurden dort Kranke noch in Containern behandelt, unterrichtet wurde in Hütten. Mit der Unterstützung durch den Missionskreis konnte eine Krankenstation gebaut werden, in der fünf Schwestern
der Borromäus-Kongregation aus den Niederlanden arbeiten. Mittlerweile sind im nächstgrößeren Ort Mtinko, von der Einwohnerzahl her kleiner als Ichenhausen, eine Krankenstation, ein Kindergarten und eine Schule entstanden.
Vorrangiges Ziel der Unterstützung für die einheimische Bevölkerung war aber „Hilfe zur Selbsthilfe“, so die Vorsitzende, damit die Afrikaner ihre Zukunft in eigene Hände nehmen. Vor 20 Jahren begann der Missionskreis mit eigenen Kleidersammlungen, dazu kamen Adventsbasare und Flohmärkte. Die Textilien – zu 90 Prozent waren es einwandfreie Kleidungsstücke – wurden sortiert und verpackt, insgesamt 11 500 Bananenkisten kamen damit zusammen. Zum Teil gingen die Spenden auch an Hilfsbedürftige zumeist in Südosteuropa.
Doch damit ist jetzt Schluss. Die Corona-Pandemie hat diese Arbeit des Missionskreises erheblich beeinträchtigt, schließlich seien zahlreiche Aktive über 60 Jahre alt und gehören damit zur Risikogruppe, erklärt Margit Scheppach. Deshalb hat sie die Aktion Hoffnung ins Boot geholt. Die kirchliche Hilfsorganisation des Bistums Augsburg unterstützt seit mehr als 30 Jahren Entwicklungsprojekte in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa. Kleidung, Schuhe sowie Bett- und Haushaltswäsche, mit denen diese Projekte finanziert werden, können nun im Stadtgebiet von Ichenhausen an neun Containerstandorten der Aktion Hoffnung abgegeben werden. Dabei sollte besonders beachtet werden, dass nur die so gekennzeichneten Container verwendet werden. Margit Scheppach hofft, dass die Ichenhauser dieses Angebot genauso gut annehmen wie die Sammlungen des Missionskreises. Eine besonders erfreuliche Bestätigung dieser Arbeit war nicht nur die Auszeichnung der Diözese. Erst dieser Tage hat der Missionskreis von einer Privatperson eine Spende von mehr als 20 000 Mund- und Nasenschutzmasken sowie Schutzschirmen bekommen. „Die sind schon in Afrika“, berichtet Vorsitzende Scheppach, sie hat die Bestätigung mit Fotos per sozialem Netzwerk von einer Missionsschwester aus Tansania bekommen.