Guenzburger Zeitung

Pilz-Liebhaber können sich auf eine gute Saison freuen

Experte Manfred Enderle gibt Tipps, worauf man beim Sammeln achten sollte. Welche Möglichkei­ten eine App bietet

- VON SANDRA HAUPT

Landkreis Wenn der Sommer sich zu Ende neigt, beginnt eine Vielzahl an Pilzen aus dem Boden zu schießen. In der jährlichen Pilzsaison von September bis Oktober sind Sammler schon früh unterwegs, um sich eine besondere Köstlichke­it aus dem nahe gelegenen Wald zu sichern. Doch Vorsicht ist geboten. Besonders bei Anfängern kann der Sammelspaß gefährlich enden. Denn nicht alle giftigen Sorten sind so schnell wie die Fliegenpil­ze zu erkennen. Der bekannte heimische Pilzexpert­e Manfred Enderle aus Leipheim geht von einer guten Saison für Pilzsammle­r aus.

Enderle kennt die Risiken, der bekannte Experte ist unter anderem Ansprechpa­rtner der Giftnotruf­zentrale München bei Pilzvergif­tungen. Erst letztens sollte er Giftpilze diagnostiz­ieren, als ein Mann ohnmächtig im Wald aufgefunde­n wurde, so Enderle. Hierbei habe es sich glückliche­rweise nur um mittelgift­ige Pilze gehandelt, die nicht tödlich sind. Doch das ist kein Einzelfall: Jeden Herbst sei er inzwischen 20 bis 25 Mal im Einsatz.

Um als Anfänger seinen Fund möglichst sicher genießen zu können, hat Kenner Enderle die wichtigste­n Regeln zusammen gefasst. Dazu gehört, nur Pilzarten zu essen, die man sicher kennt. Besonders solle man als Neuling Pilze mit weißlichen und cremefarbe­nen Blättern meiden. Stattdesse­n wären Röhrlinge zum Beginn sehr geeignet. Diese kann man kaum mit giftigen Arten verwechsel­n, so Enderle.

Wer dennoch unsicher ist, kann sich schnell und einfach (unter anderem von Enderle) auf der App „Pilzführer“helfen lassen. Hier könne man laut Enderle seine Pilze mit Fotos vergleiche­n und auch ein Foto seiner Fundstücke hochladen. Die Pilze werden dann von Experten genauer bestimmt. Das sind gute Neuigkeite­n für alle, die mit dem eingeschrä­nkten öffentlich­en Leben ein neues Hobby im Grünen suchen. Laut Enderle werde Pilzsammel­n immer beliebter. Das hänge seiner Meinung nach aber eher mit dem steigenden Bevölkerun­gsanteil der älteren Generation zusammen.

Enderle wird nicht umsonst „Pilz-Papst“genannt. „Meine Frau schimpft darüber immer“, so Enderle lachend, „es gebe nur einen Papst“. Seinen ersten Kontakt zur Pilzwelt hatte er bereits als Kind. Damals sammelte er noch Pfifferlin­ge mit seiner Mutter. Diese gehören noch heute zu seinen Favoriten.

„Es war die Liebe zu den Underdogs gewesen“, so Enderle. Umschwärmt­e Blumen wie Orchideen hätten ihn nie stark interessie­rt, sondern Unkraut und Pilze. Ausschlagg­ebend sei auch eine Führung zum Thema Pilze vor rund 45 Jahren an der Volkshochs­chule in Ulm gewesen. „Alles war noch unerforsch­t. Das hat mich gereizt“, so der Pilzspezia­list. Heute gilt er längst als Kenner in seinem Gebiet und hat sein Wissen umfassend veröffentl­icht.

Was sich nicht geändert hat, sei seine Leidenscha­ft für die Speisepilz­e. „Es gibt nichts Besseres“, so Enderle über das „Pilzpfännl­e“seiner Frau. Laut Enderle habe sich die Pilzlandsc­haft in Deutschlan­d durch den Klimawande­l deutlich verändert. Die wärmeren Temperatur­en würden eine „Wanderung“der südlichere­n Pilzarten nach Norden bewirken. Allgemein schätzt er die aktuelle Saison als sehr vorteilhaf­t für Pilzsammle­r ein. Nach Enderle sei das häufig wechselhaf­te Wetter im Frühjahr optimal für die Pilze.

Das bestätigt Albin Huber, Förster des Walderlebn­iszentrums in Roggenburg. Die letzten zwei Jahre wären im Vergleich zu diesem Jahr trockener gewesen, so Huber. Pilze würden die Feuchtigke­it bevorzugen. Deshalb empfiehlt er den Pilzsucher­n besonders auf schattige Moosfläche­n im Wald zu achten. Ein weiterer Tipp von ihm: Manche Pilzsorten treten in Kombinatio­n mit bestimmten Baumarten auf. Wer also auf der Suche nach GoldRöhrli­ngen ist, könnte an Lärchen Glück haben. Wie der Name schon vermuten lässt, wären Birkenpilz­e bei Birken zu finden.

Laut Huber lasse sich über die richtige Pflücktech­nik streiten. Ob man die Pilze abdrehe oder abschneide, sei für ihn nicht sonderlich von Bedeutung. Hauptsache sei, nur den Fruchtkörp­er, den sichtbaren Teil des Pilzes über der Erdoberflä­che, zu entfernen und nicht mehr.

 ?? Symbolfoto: Peter Grömmer ?? Giftig, aber durchaus ein „Augenschma­us“sind Fliegenpil­ze. Sammler können in diesem Jahr offensicht­lich mit einer guten Pilz‰ saison rechnen.
Symbolfoto: Peter Grömmer Giftig, aber durchaus ein „Augenschma­us“sind Fliegenpil­ze. Sammler können in diesem Jahr offensicht­lich mit einer guten Pilz‰ saison rechnen.

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