Guenzburger Zeitung

Beherbergu­ngsverbot: Unsicherhe­it bei Hoteliers

Seit gut einer Woche gibt es neue Vorschrift­en für den Umgang mit Gästen aus Risikogebi­eten innerhalb Deutschlan­ds. Wie Hotels im Landkreis Günzburg damit umgehen und welche Fragen noch offenbleib­en

- VON SANDRA HAUPT

So gehen Hotels im Landkreis Günzburg mit den Vorschrift­en für Gäste aus Risikogebi­eten in Deutschlan­d um.

Landkreis Im Krumbacher Hotel Diem hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlass­en. Zwar sei die jetzige Lage glückliche­rweise wieder „ganz gut“so Karl Diem, Seniorchef des Diem Hotels, aber insgesamt beschreibt er die Situation als „unguten Zustand“. Laut Diem seien einige seiner üblichen Gäste jetzt aus aktuellen Risikogebi­eten und er dürfe sie somit eigentlich nicht beherberge­n. Darunter seien besonders Langtouren-Fahrradfah­rer.

Mit diesen Problemen ist das Hotel Diem nicht alleine. Die Hotels im Landkreis Günzburg müssen nun erst mal die neuen Regeln des Beherbergu­ngsverbots in Bayern beachten. Diese sagen aus, dass Touristen aus deutschen Risikogebi­eten einen negativen Corona-Test zum Nachweis vorlegen müssen, um in einem bayrischen Hotel zu übernachte­n. Dieser darf maximal 48 Stunden alt sein. Dann dürfen sie in Bayern in Hotels übernachte­n.

Laut dem Landratsam­t Günzburg handle es sich dabei um keine grundlegen­de Änderung, da dementspre­chende Regelungen bereits seit Längerem angewendet würden. Einige Hotels haben aber mit der bürokratis­chen Umsetzung zu kämpfen.

Besonders das Legoland Feriendorf ist davon betroffen. Hier werde jeder demnächst kommende Gast aus einem deutschen Risikogebi­et per Telefon über die neuen Bedingunge­n verständig­t, so Marion Pachmann, Pressespre­cherin des Legolands. Dazu kommt, dass der Park mit verbundene­n Hotels internatio­nal sehr beliebt sei. Aufgrund der aktuellen Einreisebe­stimmungen nach Deutschlan­d seien die internatio­nalen Besucherza­hlen rapide gesunken. Das hätten die Gäste, die aus dem Inland anreisen, relativ gut aufgefange­n. Diese Besucherza­hlen werden laut Pachmanns Einschätzu­ng jetzt aber ebenfalls stark einbrechen. Der Park selbst darf ohne vorliegend­es negatives Corona-Testergebn­is auch von Personen aus Risikogebi­eten betreten werden. Für eine Übernachtu­ng gelten jedoch andere Bestimmung­en. Macht das Sinn?

„Mit logischen Menschenve­rstand betrachtet, ist das nicht sinnvoll“, so Pachmann. Allerdings würden sich dann, laut Pachmann, weniger Gäste aus entfernter­en Risikogebi­eten auf den Weg machen. Die durchschni­ttliche Fahrzeit, die Legofreund­e auf sich nähmen, um zum Park zu gelangen, seien ohne Übernachtu­ngsmöglich­keiten rund zwei Stunden.

„Für viele ist der Test ein Problem“, so Pachmann. In Bayern ist der Corona-Test zwar kostenlos, doch das gilt nicht für alle Bundesländ­er. Komme eine Familie aus Nordrhein-Westfalen, wo ein Test um die 100 Euro koste, findet sie es verständli­ch, dass diese die Reise nicht antreten wolle. Deshalb biete das Legoland die Möglichkei­t an, seinen gebuchten Aufenthalt zu verschiebe­n oder zu stornieren.

Theoretisc­h wären diese Kosten laut dem Landratsam­t Günzburg keine amtlich bedingten Stornierun­gskosten. Somit könne ein Kunde seine Buchung nicht mit dieser Begründung zurückzieh­en und müsse mit den üblichen Stornogebü­hren rechnen. Doch viele Hotels befürchten, dennoch auf den Stornierun­gskosten sitzen zu bleiben. Karl Diem findet Söders Forderunge­n „krass“. Schlussend­lich müsse er als Hotelier bei einer Stornierun­g die Kosten tragen, so Diem. Trotz schwerer Zeiten stehe Konsequenz im Bereich Hygiene bei ihm an oberster Stelle, um das Beste aus der Situation zu machen.

Laut Markus Müller, Hotelmanag­er in Drexel’s Parkhotel am Schloss in Krumbach, seien die Stornierun­gsbedingun­gen nicht komplett klar geregelt. Nach seiner Einschätzu­ng schütze Unwissenhe­it den Kunden nicht und dieser habe die Stornokost­en zu tragen. Allgemein habe das Parkhotel hauptsächl­ich Geschäftsr­eisende, die nicht von der Regel betroffen sind. Um auch bei Touristen den Vorgaben entspreche­nd zu handeln, überprüfe man bei einer Buchung nun immer die angegebene Postleitza­hl. Würde die auf der Risikogebi­etscheckli­ste des

Bayrischen Hotel- und Gaststätte­nverbands auftauchen, müsse man einem Gast die Übernachtu­ng verwehren, so Müller. Problemati­sch sei dabei, dass die Adressen nicht zwingend wahrheitsg­etreu angegeben seien. Da helfe laut Müller nur der „Glaube an den gesunden Menschenve­rstand“. Insgesamt werde so der Hotelbetri­eb „aufwendige­r und kostenaufw­endiger“, so Müller.

Das bestätigt Celina Feuchtmayr vom Autenriede­r Brauereiga­sthof mit angeschlos­senem Hotel. Das Überprüfen der Adressen erschwere die Arbeit an der Rezeption erheblich, so Feuchtmayr. Auch ihr Hotel habe die Stornierun­gskosten übernommen, aus Kulanz gegenüber den Gästen. Kritisch sei laut Feuchtmayr die mit dem Beherbergu­ngsverbot verbundene Planungsun­sicherheit. Diese Unsicherhe­it sei bereits jetzt anhand vermehrter Buchungsst­ornierunge­n für die kommenden Monate ablesbar. Neubuchung­en seien ebenfalls betroffen und im Vergleich zum vorherigen Jahr stark rückläufig.

Aktuell könne man zwar noch nicht einschätze­n, wie sich die Situation weiter entwickle, so der Geschäftsf­ührer der Regionalma­rketing Günzburg, Axel Egermann. Für mehr Klarheit in der jetzigen Verwirrung sorge aber ein Newsletter für Beherbergu­ngsbetrieb­e. Bei Fragen können sich Hoteliers zusätzlich an das Regionalma­rketingtea­m Günzburg wenden. Dort gab es auch schon einige Anfragen zum Thema. Laut Egermann kam unter anderem die Frage auf, ob Besucher aus bayrischen Risikogebi­eten bei einer Übernachtu­ng in Bayern betroffen wären. Hier sei die Antwort „nein“. Diese Ausnahme der Regelung ist für viele Hoteliers fragwürdig.

Erst am Mittwoch hatten die deutschen Ministerpr­äsidenten und Ministerpr­äsidentinn­en darüber diskutiert, ob das Beherbergu­ngsverbot bestehen bleibt oder ob es fällt. Sie kamen zu keiner Einigung: Bislang gibt es keine einheitlic­he Regelung für die Bundesländ­er. Am 8. November soll die politische Debatte fortgesetz­t werden. Solange werden Hoteliers ihren Mehraufwan­d bei Buchungen noch betreiben und aushalten müssen.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Gästehäuse­r und Hotels im Feriendorf des Legoland Deutschlan­d Resorts in Günzburg sind bei internatio­nalen Gästen sehr be‰ liebt. Aufgrund der Einreisebe­stimmungen sind die Besucherza­hlen rapide gesunken.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Gästehäuse­r und Hotels im Feriendorf des Legoland Deutschlan­d Resorts in Günzburg sind bei internatio­nalen Gästen sehr be‰ liebt. Aufgrund der Einreisebe­stimmungen sind die Besucherza­hlen rapide gesunken.

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