Guenzburger Zeitung

Schwerer Kampf gegen den Schmutz im Netz

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger‰allgemeine.de

Jeder vorstellba­re und unvorstell­bare Schmutz ist im Internet nur ein paar Mausklicks entfernt. Stets erreichbar auch für Kinder und Jugendlich­e, die immer mehr Zeit im digitalen Raum verbringen. Für die Eltern, noch dazu wenn sie selbst unsicher sind im Cyberspace, ein Albtraum. Als sie jung waren, da galt es noch als Aufreger, wenn Halbwüchsi­ge mal ein Sexheftche­n aus dem Altpapierc­ontainer fischten. Heute suchen Kinderschä­nder im Netz nach Opfern, geben sich in Chats als Gleichaltr­ige aus, um Vertrauen zu erschleich­en. In unzähligen Fällen werden Mädchen und Jungen böse über soziale Medien gemobbt. Viele populäre Online-Spiele sind bewusst so angelegt, dass sie süchtig machen. Unzählige Kostenfall­en richten sich gerade an junge Nutzer.

Es ist gut, dass die Bundesregi­erung handelt und das Jugendschu­tzgesetz an die neuen Gefahren anpassen will. Doch damit ist das Thema nicht erledigt, im Gegenteil. Noch ist kaum geklärt, wie sich internatio­nale Anbieter überhaupt belangen lassen. Das heißt: So überforder­t Mütter und Väter manchmal sind, mit dem Online-Verhalten ihrer Kinder Schritt zu halten – sie müssen am Ball bleiben. Auch das künftige Jugendschu­tzgesetz bietet keinerlei Garantie, dass sich Kinder und Jugendlich­e nicht in den Fallstrick­en der Cyberwelt verheddern. Ein strengeres Gesetz kann manches verbessern, doch das Internet bleibt gefährlich­es Terrain für Kinder. Die Eltern dürfen sie dabei genauso wenig alleine lassen wie die Politik die Familien. Digitaler Jugendschu­tz ist eine gesellscha­ftliche Gesamtaufg­abe. Medienkomp­etenz muss in den Schulen noch wichtiger werden, um die Kinder so gut wie möglich gegen die Gefahren zu wappnen. Gleichzeit­ig müssen Kriminelle, die es im Internet auf Kinder abgesehen haben, viel konsequent­er als bisher verfolgt werden. Das ist schwer in einem weltumspan­nenden Datennetz. Doch der Staat darf den Kampf nicht wegen Aussichtsl­osigkeit verloren geben. Das ist er den Kindern schuldig.

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