Nicht mehr nur Beobachter
Mit dem Weltcup-Auftakt in Sölden müssen sich nun auch die Wintersportler unter Corona-Bedingungen bewähren. Der Aufwand ist riesig, immerhin geht es ums „Überleben“
Augsburg Lange konnten die Wintersportler das Corona-Geschehen aus der Distanz beobachten. Klar, das Training lief nicht so, wie sie es gewohnt waren. Vor allem fielen die Trainingslager in Südamerika der Pandemie zum Opfer. Dafür wichen die deutschen Alpinen auf die zwar siechenden, aber noch existenten europäischen Gletscher aus. „Den Teams ist es gelungen, sich an die Situation zu adaptieren und das Beste daraus zu machen“, lobte DSVAlpinchef Wolfgang Maier die Seinen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen sei das geplante Trainingspensum erfüllt worden.
Am Wochenende allerdings beginnt der Weltcup mit den Riesenslaloms der Frauen (Samstag, 10 und 13 Uhr/ZDF und Eurosport) und Männer (Sonntag, 10 und 13.15 Uhr/ZDF und Eurosport) im österreichischen Sölden. Und damit stellt sich auch im Wintersport die bange Frage, wie lange das alles gut geht in Zeiten steil ansteigender Infektionszahlen. Seit Monaten tüfteln der Weltverband FIS und die Rennveranstalter an Hygiene-Konzepten. Es soll alles dafür getan werden, dass es im Weltcup-Tross keinen Covid19-Ausbruch gibt. Denn ein solcher könnte Quarantäne-Phasen und die Absage von Rennen nach sich ziehen. Den Abstecher nach Nordamerika Ende November hat die FIS geEs geht ums große Ganze. „Wir haben eine Mission: Wir müssen Rennen fahren. Heuer geht es ums Überleben“, sagte MännerRennchef Markus Waldner. Werbepartner und TV-Sender wollen bedient werden. Männer und Frauen sowie Speed- und Technik-Wettbewerbe sollen deshalb weitgehend getrennt bleiben, damit es möglichst wenig Überschneidungen bei den Sportlern gibt.
Der Aufwand rund um das erste Rennwochenende ist enorm. Ins Ötztal darf nur, wer einen negativen Corona-Test vorweisen kann. Vor Sölden wird eine mobile Laborstation aufgebaut. Um dem Kontakt mit den ersten Ski-Touristen aus dem
Weg zu gehen, wurden die beiden Riesenslaloms um eine Woche vorverlegt. Teams, Helfer, Medienvertreter und spezielle Gäste leben in vier voneinander getrennten Blasen, die keinen direkten Kontakt zueinander haben dürfen. Zuschauer an der Strecke sind nicht erlaubt.
Zu all den Unwägbarkeiten einer Saison unter Corona-Bedingungen kommt für das deutsche Team auch noch ein personeller Umbruch. Mit Viktoria Rebensburg trat im Spätsommer die erfolgreichste deutsche Fahrerin der vergangenen Jahre zurück. Überraschend, wie Maier befand. „Auch wenn sich Viktoria bereits im Herbst ihrer Karrieren befand und der Entschluss daher nachstrichen. vollziehbar ist.“Mit Christina Ackermann, Veronique Hronek, Fritz Dopfer, Dominik Stehle, Benedikt Staubitzer und Klaus Brandner hängte zudem eine ganze Reihe erfahrener Athleten die Ski an den Nagel. Vor allem bei den Frauen tut sich nun eine Lücke zwischen den deutschen Starterinnen und der Weltspitze auf. Etwas anders ist die Lage bei den Männern. Dort fährt mit Thomas Dreßen ein dreifacher Weltcupsieger des vergangenen Winters. In Sölden wird der SpeedSpezialist aber noch fehlen. Dort sind die Techniker gefragt, allen voran die beiden Allgäuer Stefan Luitz, 28, (SC Bolsterlang) und Alexander Schmid, 26, (SC Fischen).
Nach vielen Rückschlägen ist Luitz voller Tatendrang. „Die letzte Saison war brutal zäh. Ich hatte eine Weile gebraucht, bis ich den Spaß am Rennfahren wieder gefunden hatte“, sagt er. Er scheint fündig geworden zu sein: „Wir haben sehr, sehr gute Trainingseinheiten in Saas-Fee absolviert. Ich habe versucht, mir selbst mehr zu vertrauen und wieder direkter und frecher zu fahren. Das ist auch mein Ziel für die Saison. Ich brauche die frechere Linie, die Angriffsstellung. Das hat mir bei ein paar Rennen gefehlt. Dahin will ich zurückfinden.“Teamkollege Schmid sieht sich ebenfalls gut gerüstet für Sölden: „Über den Sommer ist echt etwas vorwärts gegangen. Ich fühle mich fit.“
BUNDESLIGA, MÄN. V. DONNERSTAG