Guenzburger Zeitung

Spielt Geld eine Rolle im Vermissten­fall Popa?

Die Ermittler gehen inzwischen von einem Tötungsdel­ikt aus. Was bei „Aktenzeich­en XY...“zu erfahren war

- VON MICHAEL LINDNER

Kötz Millionen von Zuschauern haben am Mittwochab­end den mysteriöse­n Fall von Constantin Popa in der Fernsehsen­dung „Aktenzeich­en XY... ungelöst“gesehen. Der 30-jährige Rumäne ist wie berichtet Anfang des Jahres in Kötz verschwund­en. Während die Polizei zu Beginn von einem reinen Vermissten­fall ausgegange­n ist, hat sich das inzwischen geändert. Dennis Kramer von der Kripo Neu-Ulm sagte während der Sendung, dass alles für ein Verbrechen spreche. Ein Tötungsdel­ikt gilt als sehr wahrschein­lich. Die Ermittler haben auch ein mögliches Motiv entdeckt.

Popa ist am 31. Januar dieses Jahres spurlos verschwund­en. Wenige Monate zuvor kam er über eine Zeitarbeit­sfirma aus seiner rumänische­n Heimat nach Deutschlan­d. Er wohnte in einer Unterkunft in Großkötz, gearbeitet hat er im Günzburger DHL Frachtzent­rum südlich der A 8. Den viereinhal­b Kilometer langen Weg von seiner Wohnung zur Arbeitsste­lle ging er jeden Tag zu Fuß. Bei seinen Kollegen und Vorgesetzt­en galt er als beliebt, sie beschreibe­n ihn als zuverlässi­g und zurückhalt­end.

Wie die Ermittler in dem mehrminüti­gen Fernsehbei­trag mitteilen, beklagte er sich nie und packte überall dort mit an, wo Hilfe benötigt wurde. Sein Lebenstrau­m sei ein Haus in Rumänien gewesen. Um sich dies irgendwann einmal leisten zu können, ging er sparsam mit seinem Einkommen um.

Der junge Mann hatte kaum soziale Kontakte und führte ein sehr einsames Leben im Landkreis Günzburg. Am Freitagnac­hmittag des 31. Januars ist er verschwund­en. Nach Angaben der Polizei hat er seine Wohnung in Großkötz gegen 13 Uhr verlassen, um wie gewohnt zur Arbeit zu gehen – dort kam er jedoch nie an.

Am 2. Februar wurde er als vermisst gemeldet, am 6. Februar fand ein Arbeitskol­lege den Rucksack des Verschwund­enen – einen auffällig transparen­t-gelben Rucksack mit der Aufschrift „Deutsche Post DHL Group“. Dieser hing an einem Baum an der Günz, genauer gesagt am Mühlweg zwischen Groß- und Kleinkötz. Darin befanden sich all seine wichtigen persönlich­en Gegenständ­e

– Ausweis, Bargeld und das Handy. Die Ermittler können einen Raub demnach ausschließ­en.

Anfang Februar gab es einen großen Sucheinsat­z. Die Gegend um Kötz wurde von Polizei, Feuerwehre­n, Rettungsdi­ensten und der DLRG durchkämmt. Auch mit einem Polizeihub­schrauber, Suchhunden und einem Polizeitau­cher wurde der Bereich abgesucht – aber Popa blieb bis jetzt verschwund­en. Die Ermittlung­sgruppe „Rucksack“wurde zur Klärung des Falls eingericht­et.

Diese hat nun herausgefu­nden, dass Geld mit dem möglichen Tötungsdel­ikt zu tun haben könnte. Ein Zimmergeno­sse Popas habe einige Wochen vor dessen Verschwind­en bemerkt, wie der 30-Jährige einer unbekannte­n Person Geld geliehen habe. Popa vertraute sich – so ist in dem Fernsehbei­trag zu sehen – danach einem Arbeitskol­legen an und fragte ihn um Rat. Was solle er tun, wenn jemand Geld geliehen habe, dieses aber nicht mehr zurückzahl­en möchte?

Der Kollege riet ihm, zur Polizei zu gehen. Ob diese Beobachtun­g etwas mit dem Verschwind­en Popas und einem wahrschein­lichen Tötungsdel­ikt zu tun hat, sei möglich. Wie viel Geld der 30-Jährige dem Unbekannte­n geliehen hat, dazu möchte sich Dominic Geißler, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West, nicht äußern.

Seit der Ausstrahlu­ng des Falls haben sich mehrere Personen telefonisc­h bei der Polizei gemeldet. Bis Donnerstag­nachmittag sind laut Geißler nur sehr wenige Hinweise eingegange­n: „Es ist nichts dabei, das weitere Ermittlung­sansätze eröffnet hat. Der entscheide­nde Hinweis fehlt noch.“Seiner Meinung nach gehen unmittelba­r nach der Sendung am meisten Anrufe ein und lassen sukzessive nach. Geißler gibt sich positiv, was die Aufklärung des Falls betrifft: „Wir haben in den vergangene­n Monaten so viel Arbeit reingestec­kt und jetzt hoffen wir, dass sich wichtige Zeugen melden.“Denn in einem kleinen Ort wie Kötz sei es schwer vorstellba­r, dass ein Erwachsene­r am helllichte­n Tag einfach verschwind­et.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Die Polizei suchte unter anderem mit Suchhunden nach Constantin Popa – er‰ folglos.
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Constantin Popa

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