Guenzburger Zeitung

Bahnausbau: Welche Strecke kommt zum Zug?

Bayerns Bahnchef erklärt am Freitag, welche Trassen zwischen Ulm und Augsburg infrage kommen. Erste Details sind schon durchgesic­kert

- VON MICHAEL LINDNER, CHRISTOPH LOTTER UND CHRISTOPH FREY

Landkreis Wie geht es weiter mit dem Bahnausbau zwischen Augsburg und Ulm? Gibt es eine Schnellbah­n an der Autobahn oder folgt die Trasse zumindest teilweise der bestehende­n Strecke? Seit Jahren sorgt diese Frage für politische­n Zoff. Im Landkreis Günzburg beispielsw­eise bangen viele Menschen um den überregion­alen Anschluss ihrer Stadt. Am Freitag nun könnte es Antworten geben. Denn Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel will die bisherigen Ergebnisse der Planungen für das Milliarden­projekt vorstellen. Erste Details sind schon durchgesic­kert.

In den Räumen der Regierung von Schwaben soll der Beauftragt­e des Konzerns für Bayern vor einem Koordinier­ungsrat für das Projekt sprechen, der erstmals zusammentr­itt. In dem Gremium sitzen Vertreter aus Politik und Wirtschaft. Auch sie sind gespannt, was Josel präsentier­en wird. Wenig später sollen dann Kommunalpo­litiker und Medien informiert werden, wo sich die Bahn den Ausbau der Strecke vorstellen kann.

Dem Vernehmen nach wird Josel eine Handvoll Korridore benennen, durch die in Zukunft Züge in weniger als einer halben Stunde zwischen Augsburg und Ulm fahren können. Aber bringen diese Korridore eine Vorentsche­idung in der Frage, die im Raum Günzburg seit Jahren für Zoff sorgt: Schwenkt die Bahn auf eine Schnellstr­ecke entlang der Autobahn um oder hält sie sich an die bisherigen Vorgaben des Bundesverk­ehrswegepl­ans?

2022/23 will die Bahn, so der bisher veröffentl­ichte Fahrplan, in das behördlich­e Raumordnun­gsverfahre­n gehen. Endgültig entscheide­n soll über den Verlauf der Bundestag. Doch schon am Freitag dürfte klar werden, welche Gebiete die Bahn nicht mehr im Visier hat.

Der Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU), der in dem Koordinier­ungsrat sitzt, erwartet noch keinen endgültige­n Fingerzeig, ob die Bahn der Autobahnva­riante oder der Bestandsva­riante den Vorzug geben will. Seit Jahren ist eine Strecke entlang der Autobahn im Gespräch, auf der Fern- und Güterverke­hr rollen sollen. Sie hat vor allem innerhalb der Wirtschaft und der Politik in Augsburg Freunde, während die neue Trasse auf dem Land auf erbitterte­n Widerstand treffen würde.

Der Günzburger Landrat Hans Reichhart spricht von vielen Gesprächen mit der Bahn, in denen es ein sehr positives und konstrukti­ves Miteinande­r gegeben habe: „Die neue Trasse soll die Belastung für die Region so gering wie möglich halten und gleichzeit­ig einen Mehrwert geben. Je weiter sich der Neubau an der bestehende­n Trasse orientiert, desto geringer ist die NeuBelastu­ng.“Zudem sei dem Landkreis Günzburg der Erhalt des ICEHalts in Günzburg zugesagt worden. „Darauf legen wir großen Wert“, sagte Reichhart im Gespräch mit unserer Redaktion.

Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig hebt eines hervor: „Eine Verbesseru­ng für die Fernreisen­den darf nicht zur Verschlech­terung der Bevölkerun­g vor Ort führen, sondern der Ausbau muss vielmehr zu einer Verbesseru­ng des bisherigen Angebotes führen.“Die Stadt Günzburg begleite deshalb die Planungen für den Ausbau der Strecke Augsburg–Ulm „sehr wachsam und kritisch“. Jauernig unterstrei­cht, dass die Stadt Günzburg diesen Ausbau nur dann zustimmend begleiten werde, wenn sich für die Bürger von Stadt und Landkreis keine Verschlech­terungen ergeben.

„Das bedeutet, am bestehende­n Günzburger Bahnhof in der Kernstadt müssen auch zukünftig die Fernzüge im zugesagten Takt halten und den Günzburger­n und Pendlern zur Verfügung stehen. Ich werde in engem Schultersc­hluss mit Landrat Dr. Reichhart unser politische­s Gewicht zur Begleitung dieses Projektes zum Wohle unserer Stadt einsetzen“, teilt Jauernig auf Anfrage unserer Zeitung mit. Nicht nur er ist sehr gespannt, welche Varianten die Bundesbahn am Freitag vorstellen wird. Denn immer wieder im Gespräch ist der Gedanke, dass Fernverkeh­rszüge künftig nicht mehr am heutigen Bahnhof Günzburg halten, sondern an einem neuen Haltepunkt außerhalb des Stadtgebie­ts stoppen sollen.

„Gut, dass der Fortschrit­t endlich sichtbar wird. Ich erhoffe mir, dass der Dialog mit der Region jetzt eine konkrete Grundlage erhält“, teilt der Grünen-Landtagsab­geordnete Max Deisenhofe­r mit. „Mit diesem wichtigen Fernverkeh­rsprojekt muss aber ein spürbarer Fortschrit­t im Nahverkehr einhergehe­n. Nur so bekommen wir die breite Zustimmung unserer Bürger“, sagt Deisenhofe­r.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Ein ICE hält am Bahnhof in Günzburg – wird das auch in Zukunft so sein? Am Freitag werden in Augsburg mehrere Varianten zur Bahntrasse Ulm–Augsburg den betroffe‰ nen Kommunen vorgestell­t.

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