Guenzburger Zeitung

„Handballer haben immer irgendwas“

In Sachen Verletzung­spech hat Günzburgs Torwart Patrick Rösch viel zu erzählen. In Pforzheim erwischte es ihn jetzt am Rücken. Ein Comedy-Star sendet Genesungsw­ünsche

- VON JAN KUBICA

Günzburg Ausgerechn­et Patrick Rösch. Ausgerechn­et der 22-jährige Nersinger, der in seiner noch jungen Laufbahn als Handball-Torwart schon so viele schlimme Verletzung­en einstecken und sich immer wieder mühsam zurückkämp­fen musste. Ausgerechn­et Rösch also prallte im Drittliga-Spiel des VfL Günzburg bei Mitaufstei­ger SG Pforzheim/Eutingen so heftig und so unglücklic­h mit Julian Broschwitz zusammen, dass er minutenlan­g am Boden liegen blieb und letztlich ins Krankenhau­s gefahren wurde. Die sorgenvoll­en Augenblick­e hat der Günzburger Torwart in frischer, wenngleich unangenehm­er Erinnerung: „Im ersten Moment bin ich auf den Kopf geflogen und hatte auch nur Kopfschmer­zen. Bis ich aufstehen wollte und gemerkt habe, ich spüre mein linkes Bein nicht mehr.“Inzwischen ist klar, und das ist die gute Nachricht nach diesem Unglück, dass kein Wirbel angeknacks­t oder gar gebrochen ist.

Mehr noch: Rösch plaudert wenige Tage nach dem Ereignis schon wieder zuversicht­lich von seiner Rückkehr aufs Spielfeld. „Handballer haben immer irgendwas. Aber man spielt halt weiter“, versichert der 22-Jährige. Ohne diese Grundeinst­ellung geht ohnehin nichts in einem Sport, in dem pausenlos Hünen auf einen zufliegen – vor allem, wenn man Torwart ist. Wer Rösch ins Gesicht blickt erkennt sofort, dass sich dieser junge Mann seinen größten sportliche­n Erfolg nicht nach dem zweiten Saisonspie­l nehmen lassen will. Er selbst sagt das so: „Den Traum von der dritten Liga muss man leben und da will ich keine Zeit verlieren.“

Was übersetzt heißt: Sobald er aus medizinisc­her Sicht spielen darf, wird er auch wieder dabei sein. Das könnte sogar ziemlich schnell gelingen. Sein ehrgeizige­r Plan ist, bis Sonntag die Physiother­apie voll durchzuzie­hen und dann wieder ins Training zu starten. „Ich habe mir das Ziel gesetzt, bis zum nächsten Heimspiel wieder auf dem Platz zu stehen“, kündigt Rösch an. Das wird am 24. Oktober stattfinde­n.

Die aktuell anstehende Partie bei TV Germania Großsachen (Anspiel ist am Samstag, 17. Oktober, um 20 Uhr) wird Rösch allenfalls als Zuschauer erleben. Sofern es irgendwie geht, will er die Reise an die Bergstraße unbedingt antreten. Allerdings vermag er noch nicht zu sagen, ob er so lange im Auto sitzen kann. Sein Hauptprobl­em ist im Augenblick, dass er eine riesengroß­e, schmerzhaf­te Schwellung an der Wirbelsäul­e hat. Erst wenn die weg ist, kann er wieder trainieren.

Als überragend­e Hilfe im Heilungspr­ozess bezeichnet der VfLTorwart den Physiother­apeuten der Günzburger Handballer, Hans-Peter Beer. „Ein toller Mensch. Er hat wirklich heilende Hände und ist die gute Seele unserer Mannschaft“, sagt Rösch. Unendlich dankbar ist er Beer unter anderem dafür, dass er bei ihm korrekterw­eise einen Sehnenabri­ss im Oberschenk­el diagnostiz­ierte, während Ärzte noch an eine simple Muskelverh­ärtung dachten.

Womit Rösch ausdrückli­ch nur diesen einen Fall kritisch anspricht. Insgesamt fühlt er sich als Patient in Deutschlan­d nämlich sehr gut aufgehoben. Das gilt auch für das aktuelle Ereignis. „Im Krankenhau­s in Pforzheim wurde ich super versorgt, alle haben sich um mich gekümmert und ich bin da auch nicht lange rumgelegen, obwohl es ja schon spät am Abend war“, berichtet er. Nach diversen Röntgenauf­nahmen und einem Arztgesprä­ch sei recht schnell klar gewesen, dass kein Wirbel gebrochen ist. „Trotzdem war es im Nachhinein natürlich eine gute Entscheidu­ng, ins Krankenhau­s zu fahren. Wenn da was gewesen wäre.“Gegen 1 Uhr nachts wurde der nun einigermaß­en erleichter­te Rösch dann von seinen Eltern abgeholt und nach Hause gebracht.

Ausschließ­lich lobend äußert sich der Verletzte auch über die Pforzheime­r Sportfamil­ie. „Das war totales Fairplay. Der Spieler hat sich hinterher persönlich bei mir gemeldet und mir gute Besserung gewünscht. Auch der Trainer und zwei Zuschauer haben mit mir gesprochen“, erinnert er sich.

Gefreut hat sich Rösch, als ihn der Comedian Oliver Gimber am Tag danach im Intro zu seinem Facebook-Auftritt herzlich grüßte. Der Malermeist­er, besser bekannt unter seinem Künstlerna­men Witz vom Olli, ist bekennende­r Fan der SG Pforzheim/Eutingen und war als Besucher in der Bertha-Benz-Sporthalle, als der Unfall passierte. Ehe Gimber seinen neuesten Witz zum Besten gab, wandte er sich ausnahmswe­ise ganz ernsthaft an Rösch und sagte: „Ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung.“Und weiter: „Ich bin mit Fairness und mit Fairplay groß geworden. Das geht in der heutigen Zeit leider viel zu häufig verloren.“

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Foto: Harry Rubner Im ersten Moment sah das überhaupt nicht gut aus: Günzburgs Physiother­apeut Hans‰Peter Beer, diverse Betreuer und Sanitäter kümmern sich in der Pforzheime­r Sporthalle um den verletzten Torwart Patrick Rösch.

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