Beeindruckende Bilder aus dem Labor
Mit dem Saisonauftakt der vergangenen Jahre hatte das, was am Wochenende in Sölden passiert ist, nur noch wenig zu tun. Normalerweise wird in dem kleinen Örtchen im Ötztal anlässlich des ersten Skirennens ausgiebig gefeiert. Sangesfreudige Österreicher ziehen durch die Straßen, mancher erliegt schon vormittags dem Wirken hochprozentiger Getränke, während oben auf dem Rettenbach-Gletscher die besten Skifahrer der Welt zur Tat schreiten. Das rauschhafte Fest musste in diesem Jahr einem Rennen unter Laborbedingungen weichen. Ohne Zuschauer, ohne Stimmung – auch wenn die Stadionsprecher die leeren Ränge in einem grotesken Ringen um Normalität beschallten.
Was gleich geblieben ist, sind die beeindruckenden Bilder von Sportlern, die sich unter einem stahlblauen Himmel auf einer wunderbar weißen Piste den Hang hinabstürzten. Es sind genau diese Bilder, um die es geht. Es ist kein Geheimnis, dass Sölden jeden Herbst als riesige Werbeaktion dafür dient, all die Hobby-Skifahrer daran zu erinnern, alsbald ihre Bretter aus dem Keller zu holen und sich möglichst zahlreich in die Skigebiete zu begeben. Eine ganze Branche hängt davon ab, dass diese Botschaft ihre Adressaten erreicht. Umso wichtiger ist diese in Zeiten einer Pandemie, die den Tourismus mit aller Härte trifft.
Sölden also sollte zeigen, dass der Wintersport der Krise trotzt. Dies ist, soweit sich das jetzt schon sagen lässt, gelungen. Mit gigantischem Aufwand haben es die Organisatoren geschafft, die ersehnten Bilder zu liefern. Allein es bleibt die Frage, wie nachhaltig das alles ist. Lässt sich dieser Aufwand über eine ganze Saison durchhalten? Und was passiert, wenn der Weltcup-Zirkus auch an Skiorten gastiert, wo Wintertourismus herrscht? Lassen sich dort die Beteiligten so konsequent abschirmen wie am Wochenende auf einem für die Öffentlichkeit gesperrten Gletscher?
Klar ist nur, dass die Verbände vom Weltcup abhängig sind. Der DSV – also nicht nur dessen alpine Sparte – finanziert sich zu über 90 Prozent über Sponsoring- und Fernsehgelder. Ohne Rennen und die zugehörigen Fernsehbilder würde dieses Konstrukt implodieren. Der Druck ist also gewaltig, den Weltcup durchzudrücken. Der Auftakt ist schon mal geglückt.