Wie der Lockdown Kinos und Lokale im Kreis trifft
Gastronomie und Hotellerie treffen die erneuten Corona-Beschränkungen hart. Viele Betriebe kämpfen jetzt erst recht ums Überleben. Und auch die heimischen Brauereien stellt das vor Herausforderungen
Schon wieder müssen Restaurants und Lichtspieltheater schließen. Die Situation für die Betreiber ist ziemlich schwierig.
Landkreis Für viele Betriebe in der Gastronomie könnten die neuen Einschränkungen in der CoronaKrise den Todesstoß bedeuten: Ab 2. November sollen sie bis Monatsende schließen. Nur noch das Abholen und die Lieferung von Speisen soll demnach erlaubt sein. Das trifft auch den Landkreis Günzburg hart.
„Ein zweiter Lockdown in einem Jahr bedeutet zum zweiten Mal große Umsatzverluste. Das werden viele Wirte – vor allem diejenigen, die auch noch Pacht zahlen müssen – kaum noch einen ganzen Monat überstehen“, sagt Ingrid Osterlehner, Kreisvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG). Die Bewirtung im Freien habe im Sommer unter Beachtung der strengen Hygieneauflagen gut funktioniert. Dennoch sind die Umsatzeinbußen deutlich spürbar: „Wir hatten allein schon ein Drittel weniger Sitzplätze, um die Abstände einzuhalten.“
Mit Sorge sieht Osterlehner, was kommen wird: Allein für das vergangene Wochenende hat sie geplante Geburtstags-, Kommunionund Tauffeiern mit insgesamt 150 Gästen absagen müssen. Allerheiligen steht vor der Tür und alle Waren für das Wochenende sind schon eingekauft. „Traditionell treffen sich nach dem Gräber-Besuch viele Großfamilien bei uns in der Wirtschaft. Das wird jetzt aufgrund der Beschränkungen schwierig“, sagt die Unternehmerin. Für die kommenden Novemberwochen gehen die Einnahmen von 600 geplanten Gästen verloren, die Hotel- und Tagesgäste noch nicht eingerechnet.
Dabei sei nachgewiesen, dass der Hotel- und Gaststättenbereich mit seinen 447 000 Mitarbeitern in Bayern bislang keine Corona-Hotspots produziert habe. Die Folgen zum Jahresende werden auch deshalb dramatisch, weil die meisten Firmen ihre Weihnachtsfeiern abgesagt hätten. „Große Unternehmen fragen gar nicht mehr an.“Dass es im Dezember wieder unter den getroffenen Hygieneauflagen weitergehen kann, glaubt sie nicht: „Im Frühjahr ist der Lockdown auch verlängert worden. Wir akzeptieren das jetzt, weil für uns die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter an erster Stelle steht“, sagt sie.
Dass der neue Lockdown im Dezember wieder vorbei ist, bezweifelt auch Benedikt Diem, vom gleichnamigen Gasthof aus Krumbach. Sollte sich diese Befürchtung bewahrheiten, fällt das gesamte Weihnachtsund Silvestergeschäft weg: „Das ist absolut existenzbedrohend. Die Situation ist ehrlich gesagt beschissen.“Schon jetzt habe er für den gesamten November lediglich vier Buchungen für Hotelzimmer, der Rest sei storniert. Die laufenden Kosten hingegen bleiben. Hinzu kommen die vielen finanziellen Investitionen wegen der Hygieneregeln. „Wir haben im Sommer viel Geld in die Hand genommen, haben bei 40 Grad mit Maske im Biergarten bedient und müssen jetzt trotzdem zusperren. Das gleicht mittlerweile einer Schikane“, lauten seine deutlichen Worte. Zumal, so Diem, die Ansteckungen im Gastrobereich verschwindend gering seien: „Der neue Lockdown ist absolut nicht nachvollziehbar. Ich denke, dass die Infektionszahlen deshalb nun nicht weniger werden.“Der Gastronom hofft hingegen, dass sich der Familienbetrieb mit der Metzgerei und dem Guthaus durch die Krise retten kann. Die Feinkostenwaren biete er deshalb auch online an, in Gasthof und Metzgerei werden die Speisen auch zum Mitnehmen angeboten.
Die völlige Schließung kann auch Rudolf Feuchtmayer, Chef der Schlossbrauerei Autenried, nicht verstehen. „Wir hätten mit früheren Schließzeiten noch gut leben können. Die Gastronomen haben alle Konzepte akribisch umgesetzt, darum gab es aus diesem Bereich auch keinerlei Infektionsgeschehen.“Die Kosten laufen auch für die Inhaber der Gaststätten, Hotels und Brauereien weiter. „Seit dem Frühjahr werden die eigenen Rücklagen und das Sparvermögen abgebaut. Das Kurzarbeitergeld hat sicher geholfen, aber jetzt gehen die Umsätze wieder deutlich zurück. Bestellungen wurden zurückgenommen, die meisten Vereine haben ihren Betrieb eingestellt. Hotelübernachtungen wurden storniert, weil die Arbeitgeber auf Geschäftsreisen verzichten. Wir können nur hoffen, dass es bald wieder weiter geht“, sagt Feuchtmayer.
Exakt das, nämlich dass der zweite Lockdown wesentlich kürzer dauern wird, als noch der im Frühjahr, vermutet Bernd Schramm, Geschäftsführer des Klosterbräuhauses in Ursberg. „Grundsätzlich trifft uns das natürlich trotzdem hart“, sagt er. Die Geschäftsreisenden im
Hotel bleiben aus, das Wirtshaus muss seine Türen schließen. Auch wenn der Biergarten im Sommer gut besucht war, dieser Schaden könne nicht aufgefangen werden. Die Sinnhaftigkeit der Schließungen möchte Schramm aber nicht infrage stellen. „Im Frühjahr war das alles noch von viel Unsicherheit geprägt. Den zweiten Lockdown sehe ich aber nicht so kritisch“, sagt er. „Der Lockdown ist zeitlich klar begrenzt und deshalb zu verschmerzen.“Trotzdem geht es an die Substanz. Das Bier aus der hauseigenen Brauerei etwa wird größtenteils in der eigenen Wirtschaft frisch gezapft verkauft. Doch dort fehlen nun die Gäste. Gebraut ist das Bier allerdings schon. Schramm hofft nun, dass sich der Verlust mit zusätzlichem Verkauf über die Warentheke in Grenzen hält. Auf das Mitnahmeangebot von Speisen setzt er hingegen nicht. „Es hat sich im Frühjahr deutlich gezeigt, dass das auf dem Land nicht der Bringer ist“, sagt er. „In der Mittagspause flott aus dem Büro runter und Essen holen – das gibt es bei uns eben kaum“, sagt er. Schramm: „Wir sind gespannt, welche Unterstützung wir bekommen werden.“
Georg L. Bucher bestätigt, dass seine Radbrauerei aus Günzburg im Frühjahr Pachten erlassen hat. „Diesmal will der Staat mit Förderungen auf Basis des Vorjahresumsatzes helfen. Damit sind die Fixkosten der Wirte hoffentlich abgedeckt“, sagt der Brauereichef. Er erwartet einen deutlichen Umsatzrückgang in den kommenden Wochen. „Der Genuss von Bier wird mit Geselligkeit unter Freunden oder in der Wirtschaft verbunden. Das fällt jetzt mit den Einschränkungen fast komplett weg“, gibt er zu bedenken. Daher wird die Brauerei mit der Festmärzen-Aktion ab Anfang November aktiv den heimischen Handel unterstützten: Für jede Kiste Bier gibt es einen DreiEuro-Gutschein, der in Günzburger Unternehmen eingelöst werden kann. Und er appelliert an die Verbraucher: „Unterstützten Sie unsere heimischen Gastronomen, denn jeder Euro zählt!“
Landkreis 24 bis 48 Stunden – so lange haben diejenigen, die in den Testzentren der Kreiskliniken Günzburg und Krumbach einen Corona-Abstrich haben machen lassen, auf ein Ergebnis gewartet. Zumindest bis vor einer Woche. Wenige Tage später sieht es schon wieder ganz anders aus.
„Bis vor zehn Tagen haben wir zwischen 150 und 180 Abstriche am Tag gemacht“, sagt Hermann Keller, Direktor des Klinikmanagements. Inzwischen hat sich diese Zahl fast verdoppelt: 270 bis 310 Abstriche werden täglich an das Augsburger MVZ-Labor geschickt. Und dort ist das Nadelöhr, wie Kellers Vertreter Lutz Freybott es ausdrückt. Dort bleiben die CoronaTests mehrere Tage hängen.
Erst in der vergangenen Woche war das besagte Labor in Augsburg in die Schlagzeilen geraten. Wegen eines Lieferausfalls des bisher genutzten Nachweismittels war das Labor kurzfristig auf einen anderen Hersteller umgestiegen. Dessen Nachweismittel war laut einer später herausgegebenen Erklärung des MVZ-Labors scheinbar nicht kompatibel, sodass mehrere falsche positive Ergebnisse herauskamen.
Bei den Testergebnissen für den Landkreis Günzburg seien in diesem Zeitraum keine Ungereimtheiten aufgefallen, betont Keller. „Günzburger sind davon nicht betroffen.“Er habe das Labor sofort kontaktiert, nachdem die Panne öffentlich gemacht worden sei. Das Problem dort sei inzwischen auch behoben. Das Labor selbst reagierte bis Donnerstagnachmittag nicht auf eine Anfrage unserer Zeitung.
Wegen der hohen Auslastung der Labore verzögern sich aktuell laut in ganz Bayern die Ergebnisse um mehrere Tage. Am Mittwoch kamen die Testergebnisse der Abstriche vom davor liegenden Donnerstag in den Kreiskliniken an, auf die Ergebnisse der Freitagstests wurde noch gewartet. „Ab Mitte der vergangenen Woche sind die Zahlen der Leute, die sich bei uns testen lassen wollen, auf einmal explodiert“, sagt Keller. Dann habe man fast eine ganze Schule abstreichen müssen. Und ab da wurde es kontinuierlich immer mehr. Am Samstag waren in den Testzentren im Landkreis bereits alle Termine für Montag ausgebucht, ab Sonntag gab es keine freien Plätze für Dienstag mehr.
Ein Großteil der getesteten Personen wird vom Gesundheitsamt geschickt, da diese Kontakt zu nachweislich Infizierten hatten. Viele kommen aber auch von sich aus. Keller befürwortet das. „Wer unsicher ist, ist besser damit beraten, sich testen zu lassen. Dann kann man auch nachts wieder besser schlafen.“Er verstehe die Verärgerung derer, die seit mehreren Tagen auf ihr Ergebnis warten. Trotzdem mahnt er zur Geduld. Denn auch wenn die Kreiskliniken in ständigem Austausch mit dem Labor stünden und versuchten, die Vorgänge zu beschleunigen – die Kapazitätsgrenze sei erreicht.
Und das nicht nur im Augsburger Labor. Auch in den Kreiskliniken kommen die Mitarbeiter an ihre BeKeller lastungsgrenzen. Darum sollen am Wochenende neue Stellen ausgeschrieben werden, auch im Hinblick auf den kommenden Teil-Lockdown, der sicherlich für ein noch höheres Testaufkommen sorgen wird. Doch um in den Testzentren im Landkreis überhaupt mehr Abstriche machen zu können, gibt es einiges zu beachten.
Zum einen haben die stationären Patienten, die alle auf Corona getestet werden müssen, immer noch Vorrang. „Wer als Notfall zu uns kommt, muss einen Abstrich machen lassen und bis zum Ergebnis in einem Einzelzimmer bleiben“, erklärt Keller. Aktuell verzögerten sich auch diese Ergebnisse um ein bis zwei Tage, was die Kliniken in räumliche Bedrängnis bringe. Es dürfe also nicht so viel getestet werden, dass die stationären Patienten darunter litten.
Dazu kommt die Beachtung der Laborkapazität. Denn das MVZLabor in Augsburg bekommt nicht nur aus dem Landkreis Günzburg die Tests zugeschickt, sondern auch aus vielen anderen Kommunen. Ein Mehr an Tests im Kreis Günzburg würde die Wartezeit zwischen Abstrich und Ergebnis für die Bürger noch weiter verlängern. Darum testen die Kreiskliniken in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt aktuell, ob es möglich wäre, zusätzlich ein zweites Labor zu beliefern. Um welches Labor es sich dabei handelt, will Keller noch nicht sagen. „Was ich sagen kann, ist, dass wir mit dem betroffenen Labor in Kontakt sind und hoffen, dass sich die Situation dadurch deutlich verbessert.“
Aktuell sei nur schwer einschätzbar, wie lange die Wartezeit bis zum Ergebnis sei. Am Donnerstag sind nun bereits einige Testergebnisse von Montag und Dienstag in den Kreiskliniken angekommen, andere wiederum nicht. „Die Tests werden in den Laboren nicht nach Tagen und Landkreisen ausgewertet, sondern so, wie sie kommen. Das sind ganz normale Bewegungen“, sagt Keller. Das bedeute, dass viele Bürger eben vier bis fünf Tage auf ihr Testergebnis warten müssten.
Auch Keller selbst hat sich vergangene Woche auf Corona testen lassen und mehrere Tage gewartet. Das war auch für ihn ärgerlich – trotzdem solle man wertschätzen, dass jeder im Landkreis die Möglichkeit habe, sich jederzeit testen zu lassen. Das gebe den Menschen durchaus ein Gefühl der Sicherheit. „Ich bin froh, dass das Landratsamt die Testzentren eingerichtet hat.“