Umarmen zur Covid-Zeit
Das Leben ist wieder ziemlich monothematisch geworden. Alle reden nur noch über eins: Corona. Und das Wort Lockdown, das bis ins Frühjahr hinein kaum ein Mensch je verwendete, kullert inzwischen so selbstverständlich aus jedem Mund wie – sagen wir – Fernseher.
Überhaupt die Kultur. Die gibt es nur mehr vorm Bildschirm. Keine Konzerte, kein Theater, keine Oper. Keine Bars, keine Restaurants, keine Liebestempel. Manche fragen sich: Was kann ich überhaupt noch tun, außer daheimzuhocken und dem trüben Herbst beim Entblättern zuzugucken?
Immerhin kann man dem Virus nicht unterstellen, es würde soziale Unterschiede machen. Es breitet sich gleichermaßen aus bei Arm und Reich, wenngleich man bisweilen den Eindruck hat, es würde Großstädter gegenüber Landeiern bevorzugen.
Inzwischen gibt es auch niemanden mehr, der niemand mehr kennt, der schon mal mit Covid-19 infiziert gewesen sein soll. Das Virus, hat man den Eindruck, ist überall. Es schleicht sich wie der Frühnebel unter die Haut. Was also tun? Küssen und Umarmen verboten, lautet das Covid-Mantra. Da Corona-Leugnen oder Maskenverweigerung auch keine ernsthaften (Er)lösungsansätze sind, bleibt uns nur, nach ungewöhnlichen Alternativen zu suchen. Einer der wenigen emotionalen Wege, der in dieser Zeit des Abstandhaltens noch unversperrt bleibt, ist der Pfad zur Liebe der Natur. Vielleicht sollte man also doch einfach mal in den Wald gehen und einen Baum umarmen, auch wenn das mit dem Küssen harzig schmecken könnte.