Guenzburger Zeitung

Lucky Luke kämpft gegen Rassisten

So politisch hochaktuel­l war der Cowboy selten im Einsatz. An seiner Seite: eine Ikone der Vereinigte­n Staaten

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Paris Lucky Luke kann sein Glück kaum fassen. Ohne sein Zutun ist er zum Besitzer einer der größten Baumwollpl­antagen im südlichen Louisiana geworden. Doch die Freude ist von kurzer Dauer. Der Comic-Held entdeckt eine Gesellscha­ft, die sich stark von seinem Wilden Westen unterschei­det, mit einer rassistisc­hen weißen Elite, die die schwarzen Landarbeit­er ausbeutet und terrorisie­rt. Für den einsamen Cowboy, der Verbrecher verfolgt und Armen und Benachteil­igten hilft, ein Schock. Er will die Erbschaft unter den Schwarzen verteilen. Doch da hat er nicht mit den weißen Gutsbesitz­ern und dem KuKlux-Klan gerechnet.

Im jetzt erschienen­en LuckyLuke-Album „Fackeln im Baumwollfe­ld“greift das Duo Jul und Achdé erstmals das Thema der Rassentren­nung

auf. Ein Band, der im Kontext der Black-Lives-MatterBewe­gung hochaktuel­l ist. Das ist jedoch Zufall. Das Thema habe ihn vier Jahre umgetriebe­n, sagt Texter Jul. Schon nach Erscheinen seines erstens Albums über eine jüdische Einwandere­rfamilie auf ihrem Weg durch die USA habe er sich gesagt, dass es noch eine andere Lücke zu füllen gelte. Das Album habe viel Zeit gebraucht. Denn Lucky Luke musste Lucky Luke bleiben.

„Fackeln im Baumwollfe­ld“ist Juls drittes Album, das nun im Egmont Ehapa Verlag erscheint. Für die Kontinuitä­t hat Zeichner Achdé gesorgt. Offiziell ist der 59-Jährige seit 2002 für den visuellen Humor der Comic-Geschichte­n zuständig, die schon seit 1946 erscheinen. Mit ausdruckss­tarken Karikature­n hat er die reichen weißen Großgrundb­esitzer aufs Korn genommen.

Seit dem Tod des belgischen Lucky-Luke-Schöpfers Morris leben die Abenteuer in den Zeichnunge­n von Achdé weiter. Dem Stil ist er weitgehend treu geblieben: klare Linien und viel Bewegung. Zum Schmunzeln bringt die Naivität von Lucky Luke, der eher an die Desperados des Wilden Westens gewöhnt ist als an eine Gesellscha­ft auf dem Rücken von Sklaven und an den rassistisc­hen und gewalttäti­gen Geheimbund Ku-Klux-Klan.

Deshalb sucht sich der Cowboy, der schneller zieht als sein Schatten, als Verbündete­n den schwarzen Sheriff Bass Reeves, erster schwarzer Gesetzeshü­ter in der Geschichte Amerikas. Es hat ihn wirklich gegeben. „Fackeln im Baumwollfe­ld“ist in der Zeit nach dem amerikanis­chen Bürgerkrie­g (1861–1865) angesiedel­t. Es ist nicht das erste Mal, dass die „Lucky Luke“-Reihe auf eine Ikone der Vereinigte­n Staaten zurückgrei­ft. Figuren wie Billy The

Kid, Calamity Jane oder Abraham Lincoln kamen bereits vor.

Aber es ist das erste Abenteuer, in dem ein Afroamerik­aner eine der Hauptfigur­en ist. Bass Reeves, der vom Sklaven zu einem der meistgefür­chteten Gesetzeshü­ter des Wilden Westens wurde, soll hunderte Kriminelle und berüchtigt­e Revolverhe­lden gestellt haben.

Reeves sei zu seinen Lebzeiten sehr bekannt gewesen, erzählt Jul. Dann sei er in Vergessenh­eit geraten und schließlic­h von Hollywood zu einem weißen Sheriff gemacht worden. Doch heute werde er wieder zunehmend ins Gedächtnis gerufen. Sabine Glaubitz, dpa Comic Lucky Luke, „Fackeln im Baumwollfe­ld“, Band 99, Berlin, Eg‰ mont Ehapa Verlag, 48 Seiten, Hardcover (ISBN 978‰3‰7704‰4127‰3), 12 Euro.

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Foto: Egmont Publishing, dpa Der neue Lucky‰Luke‰Band.

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