Guenzburger Zeitung

Günzburg beschließt Resolution wegen geplanter Bahntrasse

Dass künftig keine ICEs mehr im Landkreis halten, steht fest. Was der Stadtrat in seiner Resolution fordert

- VON MICHAEL LINDNER

Günzburg In 26 Minuten von Ulm nach Augsburg lautet das gesteckte Ziel der Deutschen Bahn für die Zukunft – das sind 15 Minuten weniger als bisher. Um die 160 Jahre alte Strecke für dieses Vorhaben fitzumache­n, legte der Konzernbev­ollmächtig­te für den Freistaat, KlausDiete­r Josel, vor knapp zwei Wochen die ersten Entwürfe vor. Klar ist, dass die neue Fernverkeh­rsstrecke nicht mehr über Günzburg führt. Nun hat der Stadtrat eine Resolution zum Planungspr­ozess einstimmig beschlosse­n.

Demnach erkenne die Stadt die Notwendigk­eit einer kürzeren Fahrtzeit für ICEs zwischen Augsburg und Ulm an, stellt aber zugleich Forderunge­n. Oberbürger­meister Gerhard Jauernig erklärte, dass dieses nationale Interesse einer schnellen Zugverbind­ung nicht zulasten der Region und der Stadt Günzburg verfolgt werden darf. Für die Stadt Günzburg sei es „existenzie­ll notwendig“auch in Zukunft an das Ferntrasse­nnetz angeschlos­sen zu sein. Das bedeutet, dass in Zukunft mehr und nicht weniger Fernverkeh­rszüge – in diesem Fall ICs – in Günzburg halten sollen; so wie im

Bundesverk­ehrswegepl­an und dem Deutschlan­dtakt zugesagt.

Bislang fahren 90 Fernzüge – Personen- wie Güterverke­hr – pro Tag auf der bestehende­n Trasse zwischen Ulm und Augsburg. Dies sei eine enorme Lärmbeläst­igung für Anwohner. Entlang der neuen Trasse, aber auch entlang der Bestandstr­asse, muss ein „maximaler Lärmschutz“erreicht werden – so die Forderung des Günzburger Stadtrats.

Zudem wird die Bahn in der Resolution aufgeforde­rt, auch eine optimierte Trassierun­g der Bestandsst­recke zu untersuche­n. Ziel soll dabei unter anderem sein, durch punktuelle Teilbauneu­strecken die bisherigen Schwachpun­kte, wie zu enge Kurven, zu optimieren. „Wer die Verkehrswe­nde möchte, muss auch mehr für den Schienenve­rkehr tun. Eine Stellschra­ube, um mehr Attraktivi­tät zu erfahren, ist die Verkürzung der Fahrzeit“, sagt Jauernig.

Der Stadtrat fordert in seiner Resolution, dass durch eine Neubautras­se ein „deutlicher Mehrwert für den Landkreis und die Stadt Günzburg erfolgen“muss. Das beinhaltet eine Verbesseru­ng im Nahverkehr auf der Bestandstr­asse sowie die frei werdenden Kapazitäte­n auf dieser Trasse zugunsten des Personenve­rkehrs und nicht zugunsten des Güterverke­hrs zu nutzen.

Die Trassenfes­tlegung müsse außerdem im Konsens mit der Stadt und der Region erfolgen. Vier Varianten für die neue Bahntrasse Augsburg – Ulm gibt es derzeit. Diese ins Auge gefassten „Trassierun­gsräume“,

wie die Bahn diese Geländestr­eifen nennt, sind 500 Meter breit. Sie ziehen sich auf rund 70 Kilometer Länge zwischen Ulm und Augsburg. Und sie bestehen jeweils aus unterschie­dlich langen Ausbauund Neubaustre­ckenteilen. Teilweise verlaufen sie parallel zur Autobahn, teilweise entlang der aktuellen Bahntrasse. Die Planungen werden in den kommenden Monaten konkretisi­ert. Dann sollen die Trassenvar­ianten auf kaum mehr als 20 Meter Breite zusammensc­hrumpfen.

Jauernig bezeichnet­e es als Herausford­erung, sollte die neue Trasse entlang der Autobahn führen. Denn dort gibt es im Landkreis Günzburg bereits gewerblich­e Betriebe. Die neue Bahntrasse dürfe keine gravierend­en Einschränk­ungen in der Siedlungsp­olitik der Kommunen nach sich ziehen.

Die derzeit 85 Kilometer lange Strecke von Ulm nach Augsburg sei Teil der wichtigen Verbindung von Köln nach München. Im vergangene­n Jahrzehnt hat die Bahn bereits die Strecke Augsburg–München auf vier Gleise ausgebaut. Derzeit ist die neue Hochgeschw­indigkeits­trasse Ulm–Stuttgart im Bau. Es fehlt also nur mehr das Zwischenst­ück Augsburg–Ulm. Bis das jedoch fertig wird, dürften noch Jahre vergehen. Auf die Frage von Stadträtin Stephanie Denzler (CSU), wann die neue Trasse in Betrieb gehe, konnte Jauernig keine genaue Antwort geben. Er gehe aber persönlich von 20 bis 30 Jahren bis zur Realisieru­ng beziehungs­weise Inbetriebn­ahme aus.

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 ?? Foto: B. Weizenegge­r ?? Noch halten ICEs am Günzburger Bahnhof. Wenn die neue Trasse Augsburg–Ulm in Betrieb ist, werden hier „nur“noch ICs als Fernzüge stoppen.
Foto: B. Weizenegge­r Noch halten ICEs am Günzburger Bahnhof. Wenn die neue Trasse Augsburg–Ulm in Betrieb ist, werden hier „nur“noch ICs als Fernzüge stoppen.

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