Die Lage im Kreis hat sich gebessert – aber wie geht’s weiter?
Die Lage im Kreis Günzburg hatte sich weiter stabilisiert. Doch die künftige Entwicklung ist wieder unklar
Landkreis Die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis Günzburg hat sich im Oktober weiter verbessert. So sank die Arbeitslosenquote auf 2,6 Prozent; im September hatte sie bei 2,9 Prozent gelegen. Aktuell sind 1972 Menschen arbeitslos gemeldet, das sind 174 weniger als vor einem Monat, berichtet Richard Paul, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Donauwörth, die auch für den Landkreis Günzburg zuständig ist.
„Erfreulich ist außerdem, dass sich erstmalig seit Beginn der Corona-Pandemie mehr Menschen in eine Beschäftigung abgemeldet haben, als neue Arbeitslosmeldungen zu verzeichnen sind.“Im Oktober meldeten sich demnach 582 Personen arbeitslos, davon kamen 256 aus einer Erwerbstätigkeit. Im Gegenzug konnten 755 Menschen die Arbeitslosigkeit beenden, davon nahmen 302 eine Beschäftigung auf. Damit herrsche am Arbeitsmarkt kein Stillstand, sondern sehr viel Bewegung. Die deutlich gestiegene Zahl von neuen Beschäftigungsaufnahmen im Oktober (plus 97,4 Prozent zum Vorjahr) zeige, dass es aufwärtsgeht. Diese Hoffnung werde aber durch die steigenden CoronaZahlen und die nun beschlossene Reaktion getrübt.
Bei den jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren verzeichnet die Arbeitsagentur wie erwartet nochmals einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit. Momentan sind 220 Jugendliche ohne Beschäftigung, 79 beziehungsweise 26,4 Prozent weniger als im September. Die Aufnahme von Schul- oder Berufsausbildung oder der Start eines Studiums sind hier vor allem ausschlaggebend.
„Trotz der einsetzenden Herbstbelebung sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Strukturwandel weiterhin auf dem Arbeitsmarkt deutlich sichtbar. Wir haben rund 650 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr und der Bestand an offenen Stellen ist um über 700 gesunken. Zudem sind weiterhin viele Beschäftigte in Kurzarbeit. Es bleibt abzuwarten, wie stark sich das aktuelle Infektionsgeschehen in den kommenden Monaten auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt“, gibt Richard Paul zu Bedenken. Von den 1972 arbeitslos gemeldeten Menschen waren 1535 (minus 146 im Vergleich zum Vormonat) bei der Arbeitsagentur und 437 (minus 28 im Vergleich zum Vormonat) im Jobcenter gemeldet.
Seit Jahresbeginn wurden im Agenturbezirk Donauwörth 103,2 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld inklusive der Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen zum Kurzarbeitergeld ausbezahlt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es nur 523000 Euro. Nach dem Höhepunkt im April mit mehr als 1000 Meldungen gingen in den Folgemonaten deutlich weniger Anträge für Kurzarbeitergeld ein. Die gute Entwicklung der Sommermonate habe sich im Oktober im Landkreis Günzburg aber nicht fortgesetzt. Die Anfragen der Unternehmen, die Kurzarbeitergeld neu oder wieder beantragen, nehmen wieder zu. Im Oktober sind insgesamt 14 neue Anträge für 535 Personen eingegangen, im September waren es neun für 134.
Statistische Ergebnisse über die tatsächlich realisierte Kurzarbeit als Hochrechnung liegen auf Landkreisebene bis Mai dieses Jahres vor. Demnach waren 794 Betriebe und 9467 Personen in Kurzarbeit. Aufgrund der Gültigkeitsdauer von zwölf Monaten kann die realisierte Kurzarbeit die angezeigte übersteigen. Daten zum durchschnittlichen Arbeitsausfall und eine Kurzarbeiterquote liegen auf Landkreisebene nicht vor. Im Oktober wurden 295 neue Arbeitsstellen gemeldet, 54 mehr als im September. Die Nachfrage nach Arbeitskräften fällt im Vergleich zum Vorjahr aber weiterhin deutlich niedriger aus. So sind die Stellenmeldungen um 87 beziehungsweise 22,8 Prozent zurückgegangen. Insgesamt befinden sich im Stellenpool 976 Arbeitsstellen, 704 oder 41,9 Prozent weniger als im Vorjahr. „Strukturelle Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, die sich bereits vor der Corona-Krise abgezeichnet haben, treten wieder mehr in den Fokus. Einerseits möchten Betriebe ihre Beschäftigten halten, anderseits müssen sie auch den Transformationsprozess bewältigen, was eine große Herausforderung darstellt“, erklärt Paul. „Wir unterstützen die Unternehmen dabei und setzen auf die Qualifizierung von Beschäftigten. Den Arbeitgebern empfehle ich, unsere attraktiven Fördermöglichkeiten zu nutzen.“Im Berichtsjahr 2019/2020 wurden 1085 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Plus von 45 oder 4,3 Prozent. Demgegenüber meldeten sich 714 Bewerber für eine Ausbildungsstelle, 82 oder 10,3 Prozent weniger als vor einem Jahr. Am Stichtag 30. September waren 128 Ausbildungsstellen unbesetzt (2019: 196), neun Jugendliche unversorgt (2019: sechs). Gut 63 Prozent der gemeldeten Bewerber mündeten in eine Ausbildung. Weitere gut 20 Prozent gehen weiter zur Schule oder starten ein Studium.