Guenzburger Zeitung

Klappe zu, Film aus

Der Lockdown erwischt die Kinobranch­e eiskalt, wie zwei Beispiele aus dem Landkreis zeigen

- VON BERNHARD WEIZENEGGE­R UND CHRISTOPH LOTTER

Landkreis Eigentlich läuft die Saison für die Kinobetrei­ber im Herbst, wenn es draußen ungemütlic­h und dunkel wird, erst so richtig an. Der erneute Lockdown, den die Bundesregi­erung wegen der rasant steigenden Zahl der mit dem Coronaviru­s infizierte­n Menschen beschlosse­n hat, erwischt die Kinobetrei­ber im Landkreis Günzburg deshalb eiskalt. Die Kinos machen gezwungene­rmaßen dicht – mindestens bis 30. November. Wie es danach weitergeht, ob sich die Branche von diesem erneuten Schock wieder erholen wird, ist fraglich, wie zwei Beispiele aus dem Landkreis zeigen.

„Die Situation ist salopp gesagt beschissen“, sagt Wolfgang Christ. Er betreibt mit dem Cinepark in Krumbach und dem Biigz in Günzburg die zwei größten Kinos im Kreisgebie­t. Am Sonntagabe­nd finden dort die vorerst letzten Vorstellun­gen statt. „Das bedeutet für uns ein zweites Mal 100 Prozent Umsatzverl­ust. Es wird irgendwann sehr schwer, das zu kompensier­en“, berichtet Christ. Zumal die Monate November und Dezember die umsatzstär­ksten des Jahres seien. Im Sommer verbringen die Menschen ihre Zeit meist lieber im Freien, statt sich einen Film im Kino anzusehen. Finanziell­e Reserven aufzubauen war für Christ deshalb schlicht nicht möglich. Für den Cinepark und das Biigz bedeutet die erneute Schließung deshalb im Klartext: Neue Darlehen müssen aufgenomme­n werden. Das sei existenzbe­drohend, sagt Christ. Denn, ob es mit dem Lockdown bis Ende November bereits getan ist, bezweifelt er: „Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir danach wieder öffnen dürfen.“

Trotzdem unterstütz­t der Kinobetrei­ber die Maßnahmen der Regierung, wie er betont: „Dass man etwas machen muss, ist ganz klar.“Allerdings seien die Schließung­en im Detail zu grob angesetzt: „Hier wird mit großer Keule vorgegange­n, zu wenig differenzi­ert.“In keinem einzigen Kino weltweit, so Christ, sei bisher eine Corona-Ansteckung bekannt. „Bei uns ist es sehr sicher. Wir haben super Konzepte und Belüftungs­anlagen – aber eben keine starke Lobby.“Deshalb fielen die Kinos im Raster der Entscheidu­ngsträger oft durch und müssten zusammen mit anderen Freizeitan­geboten

wegen des nackten Blicks auf die Infektions­zahlen schließen. Hier wünscht sich Christ andere Ansätze. Um zumindest einen minimalen Umsatz zu generieren, hofft er beispielsw­eise auf die Zusage vom Landratsam­t, seine zwei Kinos zumindest sporadisch für den Gutscheinu­nd Popcornver­kauf insbesonde­re in der Vorweihnac­htszeit öffnen zu dürfen.

„Alle Planungen sind hinfällig“, sagt Georg Albrecht. Der Betreiber der Donau-Lichtspiel­e in Offingen hat neben eigenen Umsatzverl­usten auch die Branche im Blick: „Es ist ja nicht sicher, dass es am 1. Dezember wieder weitergeht. Wir müssen schauen, was die Filmverlei­her nun machen“, sagt der Cineast. Wenn zugkräftig­e Filme ausfallen, werde es auch für kleine Programmki­nos schwerer, Besucher zu bekommen. Constantin Film aus München habe in den vergangene­n Wochen viel Werbung für den neuen EberhoferK­rimi „Kaiserschm­arrndrama“gemacht, der am 12. November starten sollte. Wie der bereits im Frühjahr verschoben­e neue James-BondFilm (neuer Starttermi­n 2. April 2021) gehen damit zugkräftig­e Titel auf Halde. Yakari lief am Donnerstag­abend zum ersten Mal und verschwind­et drei Tage später bereits wieder von der Leinwand. „Für das Filmbusine­ss ist das echt schwierig. Die Spätfolgen werden wir aber erst im Laufe des kommenden Jahres sehen. Vielleicht suchen die Filmproduk­tionsfirme­n dann sogar andere Vermarktun­gskanäle“, prognostiz­iert Albrecht.

Der Kinobetrei­ber fürchtet, dass die erneute Schließung auch Vertrauen in den Veranstalt­ungsort kostet. „Vor allem ältere Menschen haben sich bei uns sicher gefühlt und wichtige Sozialkont­akte pflegen können. Unser Hygienekon­zept hat mit ausreichen­d Abstand und leistungsf­ähiger Lüftung funktionie­rt.“Daher ist Georg Albrecht zuversicht­lich, dass es Kinos auch noch nach Corona geben wird.

 ?? Archivfoto: B. Weizenegge­r ?? Im Januar waren die Kinobetrei­ber Georg Albrecht (Offingen, links) und Wolfgang Christ (Günzburg und Krumbach) noch voller Hoffnung.
Archivfoto: B. Weizenegge­r Im Januar waren die Kinobetrei­ber Georg Albrecht (Offingen, links) und Wolfgang Christ (Günzburg und Krumbach) noch voller Hoffnung.

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