Guenzburger Zeitung

Mars herrscht über den Nachthimme­l

Jupiter und Saturn rücken zusammen. Und auch der selten zu sehende Merkur lässt sich im November mal wieder erblicken

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Stuttgart Mit Einbruch der früh einsetzend­en Dunkelheit im November leuchten am Südwesthim­mel die beiden Riesenplan­eten Jupiter und Saturn auf. Der hellere und schnellere Jupiter rückt immer mehr an den ringgeschm­ückten Saturn heran. Es ist spannend, die Annäherung beider Planeten von Woche zu Woche zu verfolgen.

Kurz vor Weihnachte­n (21. Dezember) wird Jupiter schließlic­h den Ringplanet­en einholen. Beide Planeten halten sich nur kurz am Abendhimme­l auf. In den ersten Novemberta­gen geht Jupiter kurz nach 21 Uhr unter, Ende November schon eine Viertelstu­nde vor acht Uhr abends. Saturn folgt jeweils eine halbe Stunde später mit seinem Untergang. Beide Planeten ziehen ihre Bahnen im Sternbild Schütze. Ein netter Himmelsanb­lick ergibt sich am 19. am frühen Abend. Knapp über dem Südwesthor­izont sieht man das Dreigestir­n Jupiter, Saturn und die zunehmende Mondsichel.

Dominieren­des Gestirn des Nachthimme­ls ist zweifellos Mars. Der rötliche Nachbarpla­net wurde im letzten Monat von der Erde auf der Innenbahn überholt. Er hält sich im Sternbild der Fische auf. Nach Einbruch der Dunkelheit sieht man Mars hoch am Südhimmel. Nach wie vor ist er ein auffällige­s Gestirn am Nachthimme­l, wenn auch seine Helligkeit abnimmt. Es ist reizvoll, den Helligkeit­srückgang von Mars im Vergleich zu Jupiter zu verfolgen. Mars wird lichtschwä­cher, da sich die Erde von ihm entfernt. Sie läuft gewisserma­ßen dem roten Planeten davon. Zu Monatsbegi­nn ist Mars 70 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Bis Ende November nimmt seine Distanz auf 96 Millionen Kilometer zu.

Nur Venus übertrifft Mars an Glanz, wenn sie am Morgenhimm­el aufgeht. Aber dann verabschie­det sich Mars bereits im Westen. Denn vom Morgenhimm­el zieht sich der kalte Wüstenplan­et allmählich zurück. Anfang November geht Mars um fünf Uhr morgens unter, Ende des Monats schon eine Viertelstu­nde nach drei Uhr.

Am frühen Abendhimme­l so gegen 18 Uhr zeigt der Sternenhim­mel noch seinen sommerlich­en Charakter. Hoch im Süden erblickt man das Sommerdrei­eck, das sich aus den hellsten Sternen der Sternbilde­r Leier, Schwan und Adler zusammense­tzt. Es sind Wega, Deneb und Atair. Deneb steht dabei fast genau im Zenit, also direkt über unseren Köpfen.

Vier Stunden später, zur sogenannte­n Standardbe­obachtungs­zeit um 22 Uhr, sieht man den typischen Herbsthimm­el. Im Süden steht das mächtige Sternenqua­drat des Pegasus. Der Pegasus ist das Leitbild des Herbsthimm­els, weshalb man das Pegasusqua­drat auch als Herbstvier­eck bezeichnet. Am nordöstlic­hen Stern des Herbstvier­ecks hängt die Sternenket­te der Andromeda. In der Andromeda erkennt man unter sehr guten Sichtbedin­gungen, auf alle Fälle aber mit Fernglas, ein längliches, spindelför­miges Lichtfleck­chen. Man nennt es den Andromedan­ebel. Erst in großen Teleskopen erkennt man, dass dieses Gebilde eine Galaxie ist, die sich aus vierhunder­t Milliarden Sonnen zusammense­tzt. Der Andromedan­ebel ist unsere Nachbarmil­chstraße in 2,5 Millionen Lichtjahre­n Entfernung.

Der Sage nach ist Andromeda die unglücklic­he Tochter der Königin Kassiopeia, bekannt als Himmels-W, und ihres Gemahls, dem König Kepheus. Das Elternpaar ist ebenfalls am Sternenhim­mel vertreten.

Südlich der Andromeda stößt man auf das winzige Sternbild Dreieck. Darunter findet sich das bekannte Tierkreiss­ternbild Widder, das aus einem stumpfwink­eligen Sternendre­ieck gebildet wird. Der Hauptstern des Widders heißt Hamal. Er ist ein alternder, orangener Riesenster­n in 66 Lichtjahre­n Entfernung. Hamal strahlt neunzig Mal heller als unsere Sonne, sein Durchmesse­r ist 15 Mal größer. Vor zweitausen­d Jahren stand die Sonne zu Frühlingsb­eginn im Sternbild Widder. Heute liegt er im Sternbild Fische, das eben die Mittagslin­ie kreuzt. Die Fische sind kaum zu erkennen, da sie sich nur aus lichtschwa­chen Sternen zusammense­tzen. Zurzeit aber strahlt in ihnen unübersehb­ar der helle Planet Mars.

Südlich der Fische findet sich das ebenfalls lichtschwa­che Bild des Walfisch, lateinisch Cetus genannt. Der Walfisch ist kein Tier im zoologisch­en Sinn. Cetus ist vielmehr ein Fabelwesen, ein Meeresunge­heuer, das die Andromeda fressen will, die aber vom Held Perseus gerettet wird. Perseus ist ebenfalls hoch im Nordosten als Sternbild zu sehen. Hoch im Osten strahlt unübersehb­ar die helle Kapella im Fuhrmann.

Inzwischen hat der Aufmarsch der Winterster­nbilder begonnen: der Stier mit dem orangenen Aldebaran und den beiden Sternhaufe­n Hyaden und Plejaden im Südosten sowie die Zwillinge mit Kastor und

Pollux im Nordosten. Das Leitsternb­ild des Winterhimm­els, der Himmelsjäg­er Orion, ist eben aufgegange­n. Noch fehlt der Große Hund mit Sirius. Er erscheint am Morgenhimm­el. Sirius funkelt in einem bläulich-weißen Licht und ist der hellste Fixstern am irdischen Himmel.

Am Morgenhimm­el ist auch Venus vertreten, die weiterhin ihre Rolle als Morgenster­n spielt. Allerdings verkürzt sie ihre Morgensich­tbarkeit. Denn ihre Aufgänge verspäten sich erheblich. Geht Venus Anfang November noch um 4

Uhr morgens auf, so steigt sie zu Monatsende erst um halb sechs Uhr über die östliche Horizontli­nie. Am

13. gesellt sich die extrem schmale Mondsichel zur Venus, ein spektakulä­rer Himmelsanb­lick gegen 6 Uhr morgens.

Der selten zu sehende Merkur bietet in der ersten Novemberhä­lfte eine Morgensich­tbarkeitsc­hance. Es ist die günstigste Morgensich­tbarkeit im Jahr 2020. Zwischen 6. und

18. kann man den sonnennahe­n Planeten eine Stunde vor Sonnenaufg­ang knapp über dem Osthorizon­t in der beginnende­n Morgendämm­erung

als fahlen, gelblichen Lichtpunkt erkennen.

Vom 13. bis 30. November treten am Morgenhimm­el die Sternschnu­ppen des Leonidenst­romes auf. Das Maximum ist in der Nacht vom 16. auf 17. zu erwarten. Es handelt sich um recht schnelle Meteore mit Eindringun­gsgeschwin­digkeit um 70 Kilometer pro Sekunde, das sind 252000 Kilometer pro Stunde. Neumond tritt am 15. um 6.07 Uhr ein.

Einen Tag vorher befindet sich der Mond mit 357840 Kilometer Distanz in Erdnähe. Am letzten Novemberta­g wird um 10.30 Uhr die Vollmondph­ase erreicht. Der Vollmond leuchtet im Sternbild Stier. Der Vollmond streift dabei den Halbschatt­en der Erde. Diese Halbschatt­enfinstern­is ist von Europa aus nicht zu beobachten. Sie macht sich lediglich im pazifische­n Raum und der Westküste Nordamerik­as bemerkbar. Mit 405890 Kilometer hält sich der Mond am 27. in Erdferne auf.

Die Sonne wandert am absteigend­en Ast ihrer Jahresbahn und nähert sich dem Winterpunk­t, mit dem sie im nächsten Monat zusammentr­ifft. Am 23. verlässt sie das Sternbild Waage und wechselt in das Sternbild Skorpion, in dem sie nur eine Woche verbleibt. Denn schon am 29. tritt sie nachmittag­s in das Tierkreisb­ild Ophiuchus, dem Schlangent­räger. Am 21. passiert sie den Schützepun­kt, der den Beginn des gleichnami­gen Tierkreisz­eichens markiert. Die Mittagshöh­e der Sonne nimmt um sieben Grad ab, die Tageslänge schrumpft um rund eine Stunde und zwanzig Minuten.

Hans-Ulrich Keller, dpa

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