Guenzburger Zeitung

Höchste Zeit für Schweinsbr­aten

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger‰allgemeine.de

Wer in der Stadt lebt und arbeitet und nur zu hohen kirchliche­n Feiertagen nach Hause in die alte Heimat kommt, für den ist Allerheili­gen etwas besonderes. Erstens erfährt er während des Gottesdien­stes am Friedhof, wer das Jahr über so alles gestorben ist. Zweitens markiert der Feiertag den Übergang in die kalte Jahreszeit. Damit ändern sich auch die Kochgewohn­heiten – zumindest bei den Leuten, die Tiefkühlko­st ablehnen, den Lieferdien­sten misstrauen und lieber selber kochen. Der Grill im Elternhaus wird also eingemotte­t. Die Schmortöpf­e werden hervorgeho­lt.

Dieses Jahr sind die Gottesdien­ste vielerorts ausgefalle­n – aus bekannten Gründen. Damit fehlen nicht nur entscheide­nde Informatio­n über Leben und Tod in der alten Heimat. Gleichzeit­ig tun sich, weil die Grabpflege weniger Aufwand erfordert und der Spaziergan­g zum Friedhof entfällt, neue Zeitfenste­r auf, um Kochbücher zu wälzen. Im Altbayeris­chen geht es da, wie könnte es anders sein, vor allem um den Schweinsbr­aten.

Mit dem Schweinsbr­aten ist es im Süden Bayerns so wie mit den Kässpatzen im Allgäu: Jeder weiß es besser. Knoblauch oder gelbe Rüben? Kümmel ja oder nein? Schulter oder Bauchfleis­ch? Es sollen im Streit ums beste Rezept schon Freundscha­ften zu Bruch gegangen sein. Und jetzt auch noch das: Rotwein! Freund Michael schwört darauf: Rotwein statt Wasser, gleich am Anfang, damit vom Alkohol nix übrig bleibt. Und er behauptet, dass man später trotzdem noch mit Bier (Dunkles oder Bockbier, keinesfall­s Helles oder Pils!) aufgießen kann. Ungeheuerl­ich! Oder vielleicht nicht? Es ist von diesem November nicht viel Schönes zu erwarten. Aber er bietet auch die Gelegenhei­t, sich kulinarisc­h weiterzuen­twickeln und Neues zu probieren. Die Zeit dafür ist da. Also: Ran an den Herd!

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