Höchste Zeit für Schweinsbraten
Wer in der Stadt lebt und arbeitet und nur zu hohen kirchlichen Feiertagen nach Hause in die alte Heimat kommt, für den ist Allerheiligen etwas besonderes. Erstens erfährt er während des Gottesdienstes am Friedhof, wer das Jahr über so alles gestorben ist. Zweitens markiert der Feiertag den Übergang in die kalte Jahreszeit. Damit ändern sich auch die Kochgewohnheiten – zumindest bei den Leuten, die Tiefkühlkost ablehnen, den Lieferdiensten misstrauen und lieber selber kochen. Der Grill im Elternhaus wird also eingemottet. Die Schmortöpfe werden hervorgeholt.
Dieses Jahr sind die Gottesdienste vielerorts ausgefallen – aus bekannten Gründen. Damit fehlen nicht nur entscheidende Information über Leben und Tod in der alten Heimat. Gleichzeitig tun sich, weil die Grabpflege weniger Aufwand erfordert und der Spaziergang zum Friedhof entfällt, neue Zeitfenster auf, um Kochbücher zu wälzen. Im Altbayerischen geht es da, wie könnte es anders sein, vor allem um den Schweinsbraten.
Mit dem Schweinsbraten ist es im Süden Bayerns so wie mit den Kässpatzen im Allgäu: Jeder weiß es besser. Knoblauch oder gelbe Rüben? Kümmel ja oder nein? Schulter oder Bauchfleisch? Es sollen im Streit ums beste Rezept schon Freundschaften zu Bruch gegangen sein. Und jetzt auch noch das: Rotwein! Freund Michael schwört darauf: Rotwein statt Wasser, gleich am Anfang, damit vom Alkohol nix übrig bleibt. Und er behauptet, dass man später trotzdem noch mit Bier (Dunkles oder Bockbier, keinesfalls Helles oder Pils!) aufgießen kann. Ungeheuerlich! Oder vielleicht nicht? Es ist von diesem November nicht viel Schönes zu erwarten. Aber er bietet auch die Gelegenheit, sich kulinarisch weiterzuentwickeln und Neues zu probieren. Die Zeit dafür ist da. Also: Ran an den Herd!