Guenzburger Zeitung

Wie Bürger im Lockdown im Kreis zu Wort kommen

Versammlun­gen Im Herbst bekommen die Menschen gewöhnlich die Möglichkei­t, mit dem Bürgermeis­ter über ihre Anliegen zu sprechen. Wegen der Corona-Pandemie ist das aktuell aber nur schwer umzusetzen. Doch es gibt Lösungen

- VON CHRISTOPH LOTTER

Eigentlich sind im Herbst vielerorts Einwohnerv­ersammlung­en. Corona macht das gerade unmöglich. Doch es gibt Lösungen.

Landkreis Die Menschen haben ein Recht darauf, ihre Anliegen und Wünsche mit dem Bürgermeis­ter zu besprechen. Einmal im Jahr muss deshalb eine Bürgervers­ammlung stattfinde­n, das ist rechtlich in der Gemeindeor­dnung des Freistaats so festgelegt. Und diese Vorgabe gilt auch in Zeiten einer Pandemie. Wie aber bekommen Bürger in Zeiten des Infektions­schutzes und des Verbotes großer Veranstalt­ungen das Wort für ihre Probleme und Bitten?

Das Günzburger Landratsam­t verweist bei Nachfragen unserer Redaktion diesbezügl­ich auf das Bayerische Innenminis­terium, an dessen Empfehlung­en orientiere sich der Landkreis, sagte Pressespre­cherin Alexandra Merk. Demnach seien Bürgervers­ammlungen ein wichtiges Element der Bürgerbete­iligung, weshalb zu deren Organisati­on auch in Corona-Zeiten bei stabilem und beherrschb­arem Infektions­geschehen alle Anstrengun­gen unternomme­n werden sollten. Bürgervers­ammlungen unterliege­n dem Innenminis­terium zufolge auch nicht dem aktuell allgemeine­n Verbot von großen Veranstalt­ungen. Die gängigen Infektions­schutzmaßn­ahmen müssten jedoch auch dort zwingend eingehalte­n werden.

Das war zuletzt in Ichenhause­n zu beobachten. Dort hatte die Bürgervers­ammlung bereits Mitte Oktober mit etwa 60 Besuchern in der Friedrich-Jahn-Halle stattgefun­den. Auch in Haldenwang hat es bei gleich zwei Bürgervers­ammlungen Ende September im Bürgersaal kaum freie Plätze gegeben. Ob die Bürgervers­ammlung in Bibertal in diesem Jahr stattfinde­t, ist derzeit hingegen noch fraglich. Bürgermeis­ter Roman Gepperth sagte kürzlich im Rahmen der Stadtratsi­tzung, dass nur die Mehrzweckh­alle in Kissendorf als möglicher Veranstalt­ungsort infrage komme: „Dazu muss die Mehrzweckh­alle, deren Sanierung kurz vor der Fertigstel­lung steht, aber erstens fertig und zweitens baurechtli­ch abgenommen sein. Realistisc­h ist deshalb für mich ein Termin Mitte oder Ende November. In die Ortsteile können wir heuer nicht.“

Problemati­sch kann eine Bürgervers­ammlung zum Beispiel in Bezug auf die Maskenpfli­cht werden. Besuchern, die sich weigern einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, könne der Veranstalt­er, also die Stadt oder Gemeinde, sogar den Zutritt verwehren, informiert­e Landrat Hans Reichhart am 21. Oktober einem Schreiben an die Bürgermeis­ter im Landkreis. „Wir sehen es auch vom Hausrecht gedeckt, Personen den Zutritt zu verwehren, von denen bekannt ist, dass sie Kontakt zu Erkrankten haben oder selbst relevante Krankheits­symptome zeigen“, heißt es dort ferner.

Weil die Infektions­zahlen zuletzt rasant stiegen und der Schutz der Bürger deshalb nicht immer einfach umzusetzen ist, haben sich die meisten Städte und Gemeinden im Landkreis mittlerwei­le ohnehin dazu entschloss­en, die Bürgervers­ammlungen vorerst abzusagen. Dazu aufgerufen hatte kürzlich auch der Vorstand des Bayerische­n Gemeindeta­ges, Kreisverba­nd Günzburg. Ersatzweis­e soll den Bürgern in dieser Zeit durch ein verstärkte­s Angebot an persönlich­en Sprechzeit­en, Informatio­nen im Amtsblatt sowie durch ein verstärkte­s Onlineange­bot eine Kommunikat­ion und Teilhabe ermöglicht werden, teilte der Vorsitzend­e Tobias Bühler mit.

Bühler ist zugleich auch Vorsitzend­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft Offingen, dem der Markt Offingen und die Gemeinden Gundremmin­gen und Rettenbach angehören. Deren Bürgermeis­ter haben sich dazu entschloss­en, bis vorerst Mitte November die Entwicklun­g der Corona-Fallzahlen weiter abzuwarten und keine Bürgervers­ammlungen zu terminiere­n, heißt es in einer Mitteilung. „Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen“, schreibt Bühler. Und damit ist er nicht alleine. Vorerst abgesagt sind die Bürgervers­ammlungen auch in vielen weiteren Städten und Gemeinden im Landkreis.

Etwa in Krumbach hat die Stadtverwa­ltung das Thema Bürgervers­ammlung vorerst zurückgest­ellt, teilte Michael Ruf, Leiter der Hauptverwa­ltung auf Anfrage mit. Das weitere Vorgehen sei noch unklar. Auch die Bürgervers­ammlung im Forum in Günzburg ist abgesagt. Alle eingegange­nen Bürgeranfr­agen werden schriftlic­h beantworte­t, teilin te die Stadt kürzlich mit. Abgesagt ist die Bürgervers­ammlung auch in Thannhause­n. Die Bürgerspre­chstunden im monatliche­n Rhythmus finden jedoch weiter statt, teilte die Stadt auf Anfrage mit.

Die Marktgemei­nde Münsterhau­sen hat die Bürgervers­ammlung ebenfalls vorerst verschoben. Stattdesse­n soll es am 25. November eine Bürgerspre­chstunde geben. Von 16 bis 18 Uhr können Bürger ohne

Voranmeldu­ng im Rathaus ihre Anliegen mit dem Bürgermeis­ter besprechen. In Burtenbach stellt Bürgermeis­ter Roland Kempfle die Präsentati­on mit den wichtigste­n Eckdaten des Jahres auf der Webseite der Marktgemei­nde zur Verfügung. Auch in Waldstette­n findet die Bürgervers­ammlung sozusagen virtuell statt. Die Präsentati­on des Rechenscha­ftsbericht­s werde den Waldstette­rn im Internet bereitgest­ellt, teilte die Gemeinde mit.

Ähnlich wird die Situation auch in Leipheim gehandhabt. Die Bürgervers­ammlung ist zwar abgesagt, Bürger können ihre Fragen und Anliegen aber ab sofort bis voraussich­tlich Mitte Dezember per E-Mail an buergerinf­o@leipheim.de schicken, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Dann werde die Stadt Leipheim diese gesammelt online auf ihrer Webseite und in gedruckter Form in der Stadtzeitu­ng beantworte­n.

Diese Möglichkei­ten haben aktuell jedoch nicht alle Gemeinden im Landkreis. Die Bürgervers­ammlung in Wiesenbach entfällt vorerst etwa ersatzlos. Wie in den weiteren Gemeinden der VG Krumbach, Aletshause­n, Breitentha­l, Deisenhaus­en, Ebershause­n und Wallenhaus­en mit dem Thema Bürgervers­ammlung verfahren wird, dazu konnte die Verwaltung­sgemeinsch­aft am Mittwoch keine Auskunft geben. Aufgrund der massiv angestiege­nen Zahl an Corona-Neuinfekti­onen wird bis auf Weiteres auch keine Bürgervers­ammlung in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Kötz mit den Gemeinden Kötz und Bubesheim stattfinde­n, teilte kürzlich Bürgermeis­terin Sabine Ertle mit. Gleiches gilt auch für die Gemeinde Ellzee, wie Bürgermeis­terin Schmucker kürzlich mit Bedauern bekannt gab. Die Bürgervers­ammlung müsse bis auf Weiteres verschoben werden.

Wegen der Infektions­schutzmaßn­ahmen hat auch Burgau die geplanten Bürgervers­ammlungen vorerst abgesagt. Eine Neutermini­erung wird rechtzeiti­g bekannt gegeben, teilt die Stadt mit. Eine solche Neutermini­erung wird es in Ursberg in diesem Jahr nicht geben. Wie die Gemeinde auf Nachfrage mitteilte, gibt es in diesem Jahr keine Bürgervers­ammlung.

Auch die Verwaltung­sgemeinsch­aft Ziemetshau­sen mit der Gemeinde Aichen und dem Markt Ziemetshau­sen schließt sich den Empfehlung­en der Bayerische­n Staatsregi­erung sowie des Bayerische­n Gemeindeta­gs an und wird nach eigenen Angaben bis auf Weiteres keine Bürgervers­ammlungen durchführe­n. Die Bürger werden stattdesse­n gebeten, sich auf der Homepage der VG, der BürgerAPP oder dem Zusamtalbl­ättle zu informiere­n. Abgesagt wurden auch die Bürgervers­ammlungen des Marktes Neuburg an der Kammel. „Situations­bedingt bemüht sich die Marktgemei­nde, sofern möglich beziehungs­weise so bald wie möglich, um einen Ersatzterm­in“, schrieb die Marktgemei­nde in ihrer Mitteilung.

Manche Bürgervers­ammlung findet virtuell statt

Viele Versammlun­gen fallen wohl ersatzlos aus

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Bürgervers­ammlungen sind ein wichtiger Teil unserer Demokratie. Dort können sich die Menschen mit ihren Anliegen direkt an den Bürgermeis­ter wenden. In Zeiten der Pandemie gestaltet sich das allerdings schwierig.
Symbolfoto: Alexander Kaya Bürgervers­ammlungen sind ein wichtiger Teil unserer Demokratie. Dort können sich die Menschen mit ihren Anliegen direkt an den Bürgermeis­ter wenden. In Zeiten der Pandemie gestaltet sich das allerdings schwierig.

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