Von wegen Schulfamilie
Die wichtigste Botschaft hebt sich Markus Söder gerne für den Schluss seiner Reden auf: „Wenn wir alle an einem Strang ziehen, wird Bayern Corona gut überstehen“– so oder so ähnlich hat er die Menschen schon oft angesprochen. Sobald es um die Schulen geht, klappt das aber nicht. In der Schulfamilie, wie man so schön sagt, zerrt jeder an einem anderen Ende.
Die größte bayerische Lehrervereinigung, BLLV, möchte Lehrer selbst entscheiden lassen, wie Schule in Corona-Zeiten am besten funktioniert, natürlich in Absprache mit den Gesundheitsämtern. Realschulund Gymnasialverband sehen das anders. Es brauche klare Ansagen – etwa die, dass ab einem bestimmten Grenzwert die Schulen geschlossen werden. Dafür wären PCs und Tablets für alle von Vorteil. Und wer die bezahlt, darüber streiten sich die Regierung und die kommunalen Spitzenverbände. Eltern und Schüler? Beklagen, dass trotz der Krise alles auf Noten ausgerichtet sei und ein riesiger Druck auf den Schülern laste.
Einige dieser Meinungsverschiedenheiten sind das Ergebnis mangelnder Kommunikation. Zwei Beispiele: Nie wurde erklärt, weshalb etwa die Schulen im Risikogebiet Rottal-Inn geschlossen sind und in Augsburg mit seinem Rekord-Inzidenzwert nicht. Genauso wenig wussten Schüler und Eltern, dass das Kultusministerium das Problem der „Notenjagd“längst angepackt und Lehrer angewiesen hat, auf unnötige Proben zu verzichten.
Veranstaltungen wie der Schulgipfel sind zumindest eine Möglichkeit, alle Beteiligten mit ihren Sorgen und Vorschlägen zu Wort kommen zu lassen. Es aber allen recht zu machen, so viel steht jetzt schon fest, wird Söder und seinem Kultusminister nicht gelingen.