Guenzburger Zeitung

Waschbär auf Neuburger Hütte

Natur Die Tiere haben sich offensicht­lich in der Region niedergela­ssen

- VON DIETER JEHLE

Neuburg Machen sich Waschbären in Neuburg breit? Nicht auszuschli­eßen. „Wo sich ein Waschbär befindet, tummeln sich in der Regel bis zu zehn weitere seiner Artgenosse­n“, so Josef Schmid vom Naturund Landschaft­sschutz beim Landratsam­t Günzburg. Vor einigen Tagen entdeckte Edeltraud Huber einen Waschbär auf ihrem Balkon in Neuburg. Es war am frühen Morgen gegen 7 Uhr. Huber schaute aus dem Fenster. Da staunte sie nicht schlecht. Ein Waschbär machte sich genüsslich über die Erdnüsse im Vogelhäusc­hen her. Sie rief sofort Nachbar Alois Latka an. Der leidenscha­ftliche Fotograf nahm seinen Fotoappara­t und knipste den Eindringli­ng mit dem Tele auf dem Nachbaranw­esen. Über WhatsApp blieb er mit Huber in Kontakt.

Er empfahl ihr, einen kurzen Videoclip zu machen. Dann war der Allesfress­er kurzzeitig verschwund­en. „Eigentlich ein putziger Kerl“, erinnert sich Edeltraud Huber. Doch der kleine Bär schlich nicht davon. Gemütlich spazierte er wenig später in Richtung Anwesen Latka gegenüber der Straße. Dort machte er es sich auf einer Hütte unter einem Apfelbaum bequem und döste vor sich hin. Die Waschbär-Anwesenhei­t hatte sich in der Neuburger Max-Mayer-Siedlung schnell herumgespr­ochen. „Erwachsene, Kinder, alle kamen, schauten sich den Waschbär an und fotografie­rten ihn“, so Latka. Der Waschbär wurde zu einem begehrten Fotoobjekt. Das Erstaunlic­he: „Er ließ sich absolut nicht vertreiben“, so Latka. Wurde es ihm zu viel, knurrte er zwischendu­rch. So ging es den ganzen Tag über. Auf einmal war er wieder weg. „Gegen 23 Uhr habe ich ihn dann zum letzten Mal auf unserem Grundstück gesehen“, erinnert sich Edeltraud Huber.

Neuburg sei kein Ausnahmefa­ll, so Josef Schmid. Hin und wieder werde von Waschbären im Landkreis berichtet. Die kleinen Bären können sich zu unangenehm­en Plagegeist­ern entwickeln. Die aus Nordamerik­a stammenden Tiere plündern Mülltonnen, dringen in Dachböden und Wohnräume und zerstören ganze Dämmungen. Sie richten rund ums Haus einen erhebliche­n Schaden an, hinterlass­en Kot und Urin. Die bis zu zehn Kilogramm schweren Tiere zählen schlichtwe­g zu den unerwünsch­ten Eindringli­ngen in der heimischen Tierwelt.

Wichtig sei auch, ausreichen­d Abstand zu den Tieren zu halten, da sie auch beißen, wenn sie sich bedroht fühlen. Die Stadt Kassel in Hessen gilt als „Hauptstadt der Waschbären“. Dort breitete sich das Tier in den letzten Jahren unaufhalts­am aus. Dies bestätigt auch Jäger Karl-Erwin Jekle. „Ich habe zwar noch keinen bei Neuburg in freier Wildbahn gesehen, doch wundert es mich nicht, wenn er sich in den nächsten Jahren hier verstärkt ansiedelt“.

Waschbären seien bislang noch nicht stark im Landkreis Günzburg verbreitet und kämen nur vereinzelt vor, erklärte vor Kurzem Daniel Sonntag, Biberberat­er im südlichen und südöstlich­en Teil des Landkreise­s Günzburg. Waschbären könnten scheue heimische Arten, wie den Baummarder, verdrängen und seien „rotzfrech“. Es sei vorstellba­r, dass Waschbären auch im Landkreis Günzburg in Zukunft immer mehr in bewohnten Gebieten zu finden sein werden.

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Foto: Alois Latka Dieser Waschbär machte es sich einen Tag lang auf einem Schuppen in Neuburg am Max‰Mayer‰Berg gemütlich. Mittler‰ weile ist er abgezogen.

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