Terrorspur führt nach Deutschland
Wiener Attentäter in Kontakt mit Islamisten
Karlsruhe/Wien Nach dem islamistischen Terroranschlag von Wien haben Ermittler am Freitagmorgen die Wohnungen von vier jungen Männern in Deutschland durchsucht. Sie gelten nicht als tatverdächtig, sollen aber direkt oder indirekt Verbindungen zu dem österreichischen Attentäter gehabt haben. Zwei der Männer sollen ihn im Sommer sogar in Wien getroffen haben, wie Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt mitteilten. Festnahmen habe es jedoch nicht gegeben.
Der 20-jährige Attentäter, der im Zentrum Wiens vier Menschen getötet und mehr als 20 Menschen zum Teil schwer verletzt hat, bevor ihn die Polizei erschoss, war nach Überzeugung der Ermittler Teil eines radikal-islamistischen Netzwerks, das über Österreich hinausreicht. Auch die vier Männer aus Deutschland, die zwischen 19 und 25 Jahre alt sind, rechnen die Ermittler der Islamistenszene zu. Zwei von ihnen kommen aus Osnabrück. Die anderen Durchsuchungen fanden in Kassel sowie im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein statt. Anlass dafür waren laut Bundesanwaltschaft Erkenntnisse, „die von der österreichischen Justiz an die deutschen Strafverfolgungsbehörden übermittelt worden waren“. Mindestens zwei der Männer hatten die Sicherheitsbehörden dem Vernehmen nach schon länger auf dem Schirm.
Am Freitag wurde der Leiter des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, Erich Zwettler, vom ÖVP-geführten Innenministerium als Chef der Behörde abberufen. Die Abberufung zog am Freitag teils heftige Kritik vor allem der Oppositionsparteien nach sich. Nach wie vor steht ÖVP-Innenminister Karl Nehammer in der Kritik, sein Rücktritt wird nicht nur von der FPÖ gefordert, sondern auch von Politikern der Grünen, die mit der ÖVP in Koalition sind. Nehammer will mit einer Untersuchungskommission das Verhalten des österreichischen Verfassungsschutzes unter die Lupe nehmen. Offen ist nun, wie diese Untersuchungskommission besetzt werden soll.
Im Zuge der Ermittlungen um den Anschlag wurden am Freitag zwei Moscheen im Wiener Stadtgebiet geschlossen. Es handelt sich dabei um Liegenschaften, die im Verdacht stehen, in der Vergangenheit islamistischem Gedankengut Raum gegeben zu haben.