Gladbach erinnert an die 70er Jahre
Das bemerkenswerteste Ergebnis dieser an Ergebnissen reichen Champions- und Europa-LeagueWoche lieferte fraglos die Mönchengladbacher Borussia. 6:0 in Donezk. Wenn auch coronahalber keine Schachjor-Fans die Partie zum Heimspiel für die Ukrainer machen durften, so spielte Donezk doch zuhause. Und vor dem Frontalzusammenstoß mit den Borussen taten sie das überraschend erfolgreich. In den Duellen mit Real Madrid und Inter Mailand waren die Ukrainer ungeschlagen geblieben – bis dann die Gladbacher kamen, die jetzt zur Halbzeit der Champions League vor den zuhause in der Primera Division überlegen herrschenden Madrilenen die Tabelle der Gruppe B anführen. Gladbach vor Real, Schachtjor und Inter – das erinnert irgendwie an die glorreichen 70er Jahre der Borussia. Mag sein, dass sich die Reihenfolge noch ein wenig ändert.
So sehr sich die Gladbacher in den vergangenen Jahren zum Stammgast im oberen Tabellendrittel entwickelt haben, so sehr muss ein Verein ihrer Struktur immer damit rechnen, dass sich die Dinge ändern. Für die Stabilität, mit der Bayern München, Borussia Dortmund oder inzwischen RB Leipzig um die Champions League Plätze spielen, fehlen der Borussia die Größe, das wirtschaftliche Format und daraus abgeleitet die kontinuierliche Präsenz an den Geldtöpfen der Königsklasse.
Eines hängt hier am anderen. Trotzdem haben es die Fohlen mit klugen Transfers geschafft, sich unter die ersten vier der Bundesliga zu schieben. Kaum aber ist die Freude über einen glänzenden Transfer gewonnen, schon ist sie wieder zerronnenen. Granit Xhaka, Thorgan Hazard, Jannik Vesergaard, Marco Reus, Marc-André Ter Stegen oder Mahmoud Dahoud mussten sie schweren Herzens, wenngleich für ordentliche Ablösen, ziehen lassen. Umso erstaunlicher war es, dass die Mannschaft im Sommer 2020 zusammengehalten werden konnte. Dabei half für die Umworbenen wie Plea und Thuram sicher die Aussicht auf die Champions League, für die sich Gladbach im Fernduell mit Leverkusen kurz vor Torschluss qualifizierte. Am Sonntag treffen die Borussen wieder auf Leverkusen. Dort werden sie erfahren, was ihr 6:0-Sieg in Donezk wert ist.