Der Große Brachvogel ist zurück im Ampermoos
In dem Gebiet nördlich des Ammersees ging ihm von den 1970er Jahren an der Lebensraum verloren. Weil Naturschützer und Landwirte zusammenarbeiten, fühlt sich die Art mittlerweile wieder heimisch
Landsberg/Fürstenfeldbruck „Totgesagte leben länger“: Der Große Brachvogel ist das beste Beispiel dafür, dass dieser landläufige Spruch manchmal tatsächlich zutrifft.
Der „bayerische Ureinwohner“, wie ihn der Gebietsbetreuer des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), Christian Niederbichler, nennt, war noch Mitte der 1950er mit zehn Paaren im Ampermoos nahe des Ammersees vertreten. „Ich habe den Großen Brachvogel bei einem Radausflug Anfang der 1980er Jahre noch dort mit seinem markanten Flöten gehört. Wenige Jahre später war der Bestand allerdings erloschen“, berichtet Niederbichler.
Seit den 1970er Jahren hatten die Landwirte aufgehört, die Streuwiesen in dem Gebiet regelmäßig zu mähen. Die Folge: Moorlandschaften, die der Große Brachvogel zum
Leben braucht, verschwanden. „Sie waren wichtig, weil der Große Brachvogel am Boden brütet und Futter sucht. Außerdem sah er so die Füchse besser“, erklärt Niederbichler. Als im Ampermoos zunehmend Schilf wuchs, konnte der Große Brachvogel kaum noch nach Nahrung stochern.
Ende der 1980er begann die Wende: Der in dem Gebiet ausgestorbene Große Brachvogel sollte sich wieder ansiedeln können, waren sich Naturschützer und Landwirte einig. Heute gibt es im Ampermoos 300 Hektar gemähte Streuwiesen. Acht Paare leben dort. „Ich kenne keinen anderen Fall, in dem es gelungen ist, eine verdrängte Tierart zurückzuholen“, sagt Niederbichler. Damit sich der Große Brachvogel weiter wohlfühlt, investiert Susanne Hoffmann vom Landschaftspflegeverband viel Arbeit. Seit 2007 haben Naturschützer zudem die Bemühungen intensiviert: Die Gelege, in denen die Vögel Eier horten, sind per Elektrozaun geschützt. So bleiben Füchse fern.
Die Population der Großen Brachvögel im Ampermoos ist stabil. 2019 wurden neun Junge flügge, dieses Jahr drei. Christian Niederbichler ist zufrieden: „Größere Sprünge sind nicht zu erwarten, da die Nachwuchsrate bei Bodenvögeln gering ist.“Die Bestände zu erhöhen, bleibt also ein schwieriges Unterfangen. Und die Zeit drängt: Gab es in den 1980er Jahren etwa 900 Paare in Bayern, sind es nun um die 300. „Der Große Brachvogel war früher allgegenwärtig, es sind von damals über 30 regionaltypische Bezeichnungen für ihn bekannt“, sagt Niederbichler – unter anderem „Tüdelüt“und „Tütvogel“.
Im August macht sich der Große Brachvogel auf den Weg nach Süden. Ab dem Frühjahr ist er wieder zu sehen – besonders gut vom Vogelturm in Kottgeisering aus. Er ist Teil des Ammerseepfades und liegt am Ammer-Amper-Radweg. (tril) Internet Weitere Infos zum Großen Brachvogel im Ampermoos unter www.ammerseepfad.de/tiere/brachvogel.