Wie geht es im Handball weiter?
In Bayern ruht der Spielbetrieb bis Ende des Jahres. Das bringt den Spielplan durcheinander. Hoffnung gibt es bei den Günzburger Männern. Wie die Saison 2021 fortgesetzt werden könnte
Landkreis Die Freude war groß bei den Handballern, als sie im Oktober nach einem halben Jahr wieder in Ligaspielen gegeneinander antreten durften. Nur: Lange hielt die Freude nicht. Nach weniger als einem Monat sorgte das Coronavirus für die nächste lange Zwangspause. In Bayern soll der Spielbetrieb bis Ende das Jahres ruhen. Der Bayerische Handballverband (BHV) reagiert damit auf die Entscheidung der Bundesregierung, Amateursport im November komplett zu untersagen. So sollen die steigenden CoronaFallzahlen wieder in den Griff bekommen werden.
Für den BHV ist aber klar: Ohne ausreichende Vorbereitung wäre ein Spielbetrieb im Dezember nicht verantwortbar. Dennoch sei es weiterhin das Ziel, ab Januar, den Spielbetrieb 20/21 wieder aufzunehmen – wenn es die Infektionslage zulässt.
Es ist eine Argumentation, die Torsten Zofka, Abteilungsleiter beim VfL Günzburg, nachvollziehen kann. „Man kann nicht von null auf 100 ohne Training in den Spielbetrieb starten“, sagt er. Begeistert ist er dennoch nicht. Gerade im Jugendbereich könne es passieren, dass der ein oder andere Nachwuchsspieler nach der Pause nicht mehr zum Training komme. Auch für die vielen ehrenamtlichen Trainer im Verein sei die Situation schwierig. „Die wollen ja Resultate sehen. Sie haben sich mit ihren Teams lange vorbereitet und durften nun nicht einmal richtig anfangen.“Das drücke auf die Motivation, sagt Zofka.
Deshalb hofft der VfL-Spartenchef, dass die Teams im Dezember zumindest fürs Training wieder in die Hallen dürfen. Für die Fortführung der Saison kann sich Zofka eine Verkürzung der Spielzeit vorstellen, etwa auf eine Halbsaison, wie sie etwa im Tischtennis bereits beschlossen wurde. So könne man auf etwaige weitere Spielausfälle besser reagieren. Diesem Vorschlag kann Bernd Maisch wenig abgewinnen. Der Abteilungsleiter des TSV Niederraunau schlägt stattdessen vor, die Saison so weit wie möglich zu Ende zu spielen und Auf- und Abstieg auszusetzen. „Eine einfache Runde würde das Ergebnis verfälschen“, sagt Maisch. Der Raunauer stimmt auch nicht uneingeschränkt mit der bisherigen Vorgehensweise des Verbands überein. Dass der BHV den Spielbetrieb bereits vor Verkündung des Teil-Lockdowns stoppte und so zwei potenzielle Spieltage ungenutzt verstrichen, kann Maisch nur bedingt verstehen. „Da wurde den offiziellen Entscheidungen der Regierung zuvorgekommen. Ich hätte versucht, es zu machen, solange es noch ging.“Andererseits, schränkt Maisch ein, habe der Verband auch eine Verantwortung gegenüber seinen Mitgliedern, die man als Vereinsvertreter womöglich nicht immer sehe. Dass es nun erst im Januar weitergehen soll, sei auch angesichts des Trainingsverbots nachvollziehbar.
Früher wieder trainieren könnten die Männer des VfL Günzburg. Der Deutsche Handballbund (DHB) will in einer Videokonferenz mit den Vereinen in der kommenden Woche beraten, wie es nach der selbst verordneten Pause ab 16. November mit der 3. Liga weitergeht. In einem Schreiben an die Vereine heißt es: Grundsätzlich unterstütze man die Auffassung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der Drittligisten im Bereich „Profisport“verortet. Allerdings habe man von den Regierungen und Behörden der einzelnen Länder noch keine eindeutigen Einschätzungen bekommen. Ziel des DHB ist es, zumindest der Trainingsbetrieb baldmöglichst weiterlaufen zu lassen.
Darauf hofft man auch beim VfL Günzburg. In Sachen Spielbetrieb gibt sich Abteilungsleiter Zofka noch zurückhaltend. Denn die Bedingungen für eine Wiederaufnahme könnten es in sich haben. Im Handball sind in 1. und 2. Bundesliga regelmäßige Tests für alle Spieler, Betreuer und Trainer vorgeschrieben. Eine Vorgabe, die in der
3. Liga so gut wie kein Verein erfüllen könnte. „Wenn wir davon ausgehen, dass ein Test etwa 100 Euro kostet, dann wären wir bei wöchentlichen Tests über die gesamte
3. Liga bei mehreren Millionen. Das können weder Vereine noch der Verband bezahlen.“Und auch beim Thema Geisterspiele ist Zofka skeptisch. „Bei manchen Vereinen, in denen das Interesse nicht so groß ist, fällt das weniger ins Gewicht. Aber in Günzburg sind die Zuschauererlöse ein wesentlicher Teil der Einnahmen.“Eins ist aber klar: Es wird ohne Einschränkungen nicht gehen.