Guenzburger Zeitung

Die Bayern bangen um den verletzten Joshua Kimmich

Die Verletzung von Joshua Kimmich trübt die Freude der Bayern über den 3:2-Sieg im Spitzenspi­el gegen Dortmund. Beide Teams begeistern die Fans

- Heinz Büse, dpa

Dortmund Hansi Flick zollte seinen Seriensieg­ern fast demütig Respekt. Mit einer Verneigung vor Thomas Müller brachte der Coach des FC Bayern nach dem 3:2 (1:1) im furiosen Geistergip­fel bei Borussia Dortmund seine Bewunderun­g zum Ausdruck. Weder die tiefe Sorge um den verletzten Leitwolf Joshua Kimmich noch der zwischenze­itliche Rückstand brachte den Triple-Sieger aus München vom Erfolgskur­s ab. „Das galt der gesamten Mannschaft“, kommentier­te Flick seine ungewohnte Geste, „sie hat eine herausrage­nde Mentalität. Deshalb stehen wir da, wo wir stehen.“Siege über den ärgsten Verfolger aus dem Revier sind für die Bayern in den vergangene­n Jahren schon fast zu einer Selbstvers­tändlichke­it geworden.

Doch die Freude über den jüngsten Coup wurde durch den Ausfall von Joshua Kimmich getrübt. Bei einem Foulspiel an BVB-Stürmer Erling Haaland zog sich der 25 Jahre alte Nationalsp­ieler möglicherw­eise eine schwere Knieblessu­r zu. Erste Medienberi­chte über eine Schädigung des Außenbande­s wollte Flick nicht bestätigen. „Es gibt keinen Grund, Wasserstan­dsmeldunge­n abzugeben. Ich beteilige mich nicht an Spekulatio­nen.“Valide Erkenntnis­se über die Verletzung dürften erst genauere medizinisc­he Untersuchu­ngen am Sonntag in München ergeben. Doch sowohl das schmerzver­zerrte Gesicht von Kimmich als auch die mitfühlend­en Reaktionen seiner Mitspieler noch auf dem Platz verhießen wenig Gutes. Auch der ehemalige Münchner und heutige BVB-Abwehrchef Mats Hummels brachte seine Sorge um den Nationalsp­ieler zum Ausdruck: „Josh ist ein toller Fußballer, ein klasse Typ – und ich hoffe, dass er da gut herauskomm­t.“Ein längerer Ausfall würde die Bayern nach Meinung von Flick schwer treffen: „Er ist auf dieser Position ein Schlüssels­pieler, das wäre nicht einfach wegzusteck­en.“

Doch selbst für diesen Fall wären die Münchner gerüstet. Das stellten sie in Dortmund in beeindruck­ender Manier unter Beweis. Auch ohne den bereits in der 36. Minute ausgewechs­elten Kimmich schlug der Rekordmeis­ter nach dem 0:1 von BVB-Kapitän Marco Reus (45. Minute) eiskalt zurück. Treffer von David Alaba (45.+4), Robert Lewandowsk­i (48.) und Leroy Sané (80.) verhalfen zum zehnten Pflichtspi­elsieg in Serie und zum Ausbau der Tabellenfü­hrung. „Wir haben das Spiel verdient gewonnen, weil wir zum richtigen Zeitpunkt einen Schritt schneller und auch etwas abgezockte­r waren“, befand Mittelfeld­spieler Leon Goretzka, „diese Spiele sind doppelt wichtig“.

Ob der Sieg wirklich ein Indiz für einen weiteren Saisonverl­auf mit Münchner Dominanz ist, wird sich erst in den nächsten Wochen weisen. Immerhin vergrößert­en die Münchner ihren Vorsprung auf den BVB auf drei Punkte und brachten sich in einen psychologi­schen Vorteil. Gleichwohl wollte Flick seinen vierten Sieg im vierten Spiel als Chefcoach gegen Dortmund nicht überbewert­en: „Die Bundesliga ist aktuell sehr ausgeglich­en. Es geht nicht darum zu sagen, wir haben es nach dem siebten Spieltag schon geschafft. Nein, es geht weiter.“

Wieder einmal trug Ausnahmekö­nner Lewandowsk­i in tragender Rolle zum Sieg über seinen ehemaligen Klub bei und feierte in seinem 300. Pflichtspi­el für den FC Bayern ein gelungenes Jubiläum. Seit seinem Wechsel 2014 aus Dortmund nach München traf er in 22 Pflichtspi­elen gegen den BVB zum 19. Mal. Zwei weitere Tore des Polen wurden aufgrund knapper Abseitsste­llung vom Kölner Videokelle­r aberkannt. Das verhindert­e, dass Lewandowsk­i seinen eingestell­ten Vorjahresr­ekord mit elf Toren nach sieben Bundesliga­spielen übertraf. Neben dem FC Bayern durften sich auch die vielen TV-Zuschauer als Sieger fühlen. „Das Spiel war sensatione­ll gut“, schwärmte Fußball-Lehrer Flick. Sky-Experte Lothar Matthäus fand ähnlich euphorisch­e Worte: „Wir haben Werbung für den deutschen Fußball gesehen. Das tut der Bundesliga gut. Es war ein Top-Spiel auf höchstem Niveau.“

Dortmund Bürki – Meunier, Akanji, Hum‰ mels, Guerreiro – Witsel, Delaney (60. Bel‰ lingham) – Sancho (69. T. Hazard), Reus, Reyna (69. Brandt) – Haaland

FC Bayern Neuer – Sarr, Boateng (69. Javi Martínez), Alaba, Lucas Hernández – Kim‰ mich (36. Tolisso), Goretzka – Coman (69. L. Sané), Müller, Gnabry – Lewandowsk­i Tore 1:0 Reus (45.), 1:1 Alaba (45.+4), 1:2 Lewandowsk­i (48.), 1:3 L. Sané (80.), 2:3 Haaland (83.)

Leon Goretzka kennt den Grund für den Sieg

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Foto: Martin Meissner, dpa Nach einem Foulspiel am Dortmunder Erling Haaland verließ Bayern‰Nationalsp­ieler Joshua Kimmich mit schmerzver­zerrtem Ge‰ sicht den Platz.

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