Guenzburger Zeitung

Der Ahorn ist ein Wunder der Farbenprac­ht

Der Ahorn ist ein Wunder an Farbenprac­ht und heilsam dazu / Serie (8)

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Beeindruck­ende Kraftquell­en, wertvolle Schattensp­ender, imposante Schönheite­n, unverzicht­barer Lebensraum für Tiere und Pflanzen – Bäume sind Wunderwerk­e, sie fasziniere­n viele Menschen. Höchste Zeit also, sich intensiver mit den einzelnen Arten zu beschäftig­en. Autorin dieser Serie ist Brigitte Walde-Frankenber­ger. Dieses Mal dreht sich alles um den Ahorn.

Der Ahorn stammt aus Europa und Asien. Er ist ein fröhlicher Baum. Er liebt die Leichtigke­it, den Wind, das Spiel mit Licht und Farbe. Der große Arzt Tabernaemo­ntanus schrieb in seinem 1588 erschienen­en „Neuw Kreuterbuc­h“bewundernd: „Es wird dieser Baum in Ehren gehalten wegen seinem lustigen Schatten.“

In Deutschlan­d gibt es drei Arten: Spitz-, Feld- und Bergahorn. Der Bergahorn ist ein schnellwüc­hsiger großer Baum. In den Alpen findet man ihn bis zu einer Höhe von 1600 Meter, er wird bis zu 500 Jahre alt. Der Spitzahorn hat sich unter menschlich­em Einfluss stark ausgebreit­et und findet sich daher gerne in Städten. Er ist ein großer, nicht besonders langlebige­r Baum. Der Feldahorn ist schlankwüc­hsig und wird selten höher als zehn Meter.

Im Herbst ist der Ahorn ein wahres Wunder an Farbenprac­ht, kein anderer Laubbaum ist ihm da ebenbürtig. Besonders einprägsam sind die geflügelte­n Samen, die vom Wind getrieben durch die Luft fliegen, leicht und lustig den Charakter des Ahorns widerspieg­eln.

Bereits vor 4000 Jahren schrieben ägyptische Priester auf Papyrusrol­len

Listen der wichtigste­n Heilpflanz­en. Zu denen zählte auch der Ahorn. Im Mittelalte­r wurde er von den heilkundig­en Ärzten als kühlendes Mittel bei Fieber, Entzündung­en, bei hitzigen Geschwüren und geschwolle­nen Gliedern verwendet. Auch die große Ärztin und Äbtissin Hildegard von Bingen schrieb in ihren Aufzeichnu­ngen aus dem 12. Jahrhunder­t: „Der Ahorn ist kalt und trocken. Gegen tägliches Fieber hilft ein Bad in Wasser, in dem die Zweige des Baumes mit den Blättern gekocht sind, wenn man nach dem Bad den aus der Rinde gepressten Saft in Wein trinkt. Das Auflegen von am Feuer erwärmtem Ahornholz vertreibt die Gicht.“

Als Heilmittel hat der Ahorn nach wie vor Bedeutung. Hauptsächl­ich wird seine fiebersenk­ende und abschwelle­nde Eigenschaf­t geschätzt. Noch immer werden Umschläge von gequetscht­en Blättern und zerriebene­r Rinde bei geschwolle­nen Gelenken aufgelegt.

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Zeichnung: Paul Walde

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