Guenzburger Zeitung

Legen Sie bitte jetzt nicht auf

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN maz‰@augsburger‰allgemeine.de

Wählen Sie bitte die Drei. Oder die Vier oder die Fünf. „Am liebsten aber wäre es uns, Sie legten sofort auf.“Nein, zumindest den letzten Satz sagen sie nie, die netten Damen und Herren, deren Stimme aus der Konserve Kunden mit ihren Anliegen helfen sollen. Aber echte Menschen, die man einfach so anrufen kann, wenn man ein Problem oder eine Frage zu einem Produkt oder einer Dienstleis­tung hat, die gibt es nur noch selten. Stattdesse­n: Maschinen mit Menschenst­immen, die nie aus der Ruhe zu bringen sind. Im Gegensatz zu den echten Menschen mit echten Fragen und Problemen am anderen Ende der Leitung. „Ich habe Sie nicht verstanden“, sagt die Stimme einem kühl, aber freundlich, wenn man kurzzeitig die Contenance verliert, weil der ersten Auswahl eine zweite und dritte folgen.

Manchmal wird der Versuch, dem Kundenserv­ice einen menschlich­en Anstrich zu verleihen, gar nicht erst unternomme­n. Dann hört man gleich: Hier spricht ein Computer und der Computer hat immer recht. Ja, mit Kundencent­ern zu telefonier­en, heißt Demut zu lernen. Selbstdisz­iplin. Gehorsam. Unterordnu­ng. Kunde ist König – wo kämen wir denn da hin, bei über 80 Millionen potenziell­en Kunden in Deutschlan­d. Jeder hat die freie Wahl, welchen Unternehme­n er sein Geld anvertraut. Dann reicht es aber auch. Schließlic­h… hallo? Ja, äh, Grüß Gott. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, einen echten Menschen zu sprechen. Also, mein Anliegen ist folgendes …“

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Foto: goodluz, Adobe Stock Kein Grund zur Freude: Gespräche mit Callcenter­n.

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